Ulrike Joest und Hans Jürgen Zacharias kennen sich mit Gewalt in Partnerschaften aus. Für den Weißen Ring helfen sie Betroffenen – egal ob finanziell, beratend oder begleitend.Foto: Schlie Ulrike Joest und Hans Jürgen Zacharias kennen sich mit Gewalt in Partnerschaften aus. Für den Weißen Ring helfen sie Betroffenen – egal ob finanziell, beratend oder begleitend. Foto: Schlie
Gewalt

Den Opfern zur Seite stehen

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Wie der Weiße Ring in Bremen Betroffenen von Gewalt in Partnerschaften hilft

Bundesweit sind die Zahlen der Gewalt in Partnerschaften deutlich gestiegen – und zwar um knapp zehn Prozent (WESER REPORT berichtete).

In Bremen allerdings sind die Fälle laut Polizei zurückgegangen. „Das heißt aber nicht, dass die Situation hier besser ist. Wir haben vielleicht eine Bewegung nach unten, aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Hans Jürgen Zacharias, der Landesvorsitzende des Weißen Rings in Bremen.

Kein Rückgang der Gewalt

Die über 50 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weißen Rings stehen Opfern zur Seite. So auch Ulrike Joest. Die ehemalige Lehrerin unterstützt Menschen, die Gewalt in ihrer Partnerschaft erfahren haben. „Ich persönlich sehe keinen Rückgang der Gewalt“, erzählt sie.

Und die Dunkelziffer sei noch einmal viel höher. „Gewalt in Partnerschaften zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten“, weiß Zacharias.

Zum Weißen Ring kämen aber vor allem Betroffene aus den unteren Bildungsschichten. „Es sind Personen, die von anderen Opfern von uns gehört haben, oder von der Polizei oder der Feuerwehr an uns verwiesen wurden.

Besser gebildete Menschen wissen oft schon, wo sie sich hinwenden können“, erklärt Joest. Zwar sind rund ein Viertel der Betroffenen Männer, sie betreue aber vor allem Frauen. „Oft sind die Beziehungen, die in Gewalt enden, solche, in denen beide oder ein Partner Migrationshintergrund hat“, erklärt Joest. Vor allem, wenn der Mann deutsch ist und die Frau Migrationshintergrund hat, ergebe sich ein Machtgefälle. „Die Männer kennen sich besser aus, sprechen die Sprache, verstehen die Bürokratie. Die Frauen brauchen da mehr Unterstützung.“

Großes Netzwerk an Organisationen

Wenn diese Frauen Gewalt erfahren, kann der Weiße Ring in verschiedensten Formen Hilfe anbieten. „Wir können mit Geld helfen, zum Beispiel Umzugskosten tragen.

Wir begleiten zu Terminen bei Polizei, Behörden oder zu Gericht. Zudem haben wir ein großes Netzwerk an Organisationen, an die wir weitervermitteln“, erklärt Zacharias.

Natürlich sei es auch nicht immer einfach, mit solchen schwierigen Themen umzugehen. „Um Distanz zu bekommen, habe ich auch schon eine Supervision in Anspruch genommen. Viel häufiger haben wir aber schöne Erfolgserlebnisse und Betroffene, die zutiefst dankbar sind“, sagt Joest. Aber man müsse sich auch selbst schützen.

Wer ehrenamtlich beim Weißen Ring anfängt, werde gut auf die Arbeit vorbereitet. Neben dem Opferschutz sei Präventionsarbeit aber auch sehr wichtig, um Gewalt vorzubeugen. „Bereits in den Schulen sind Rollenbilder Teil des Unterrichts. Da gibt es großen Nachholbedarf. Schulen brauchen Unterstützung in der Sozialarbeit“, findet Joest.

Auch in der Gesellschaft brauche es grundlegende Veränderungen. Zacharias betont: „Das Bewusstsein für Gleichberechtigung in Partnerschaften sollte in der Bevölkerung gestärkt werden und auch ins Verhalten übergehen.“

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