„Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die auf einem Balkon, einem Dach oder ganz einfach im Garten installiert wird, um Strom zu erzeugen“, erklärt Ralf Tietjen von der „Gemeinschaft Klimaschutz Ganderkesee“ (GKG). Der Ertrag wird entweder direkt genutzt oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist. In Ganderkesee und Umgebung sind bereits über 100 Balkonkraftwerke installiert worden – vielfach ging der Umsetzung der Besuch einer öffentlichen Informationsveranstaltung voraus.
Anfang Februar diesen Jahres hatte Ralf Dominke, Mitglied im Vorstand der Grünen in Delmenhorst, zu solch einer kostenlosen, öffentlichen Veranstaltung eingeladen. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass er kurzfristig weitere Veranstaltungen organisierte. 143 Gäste konnte er insgesamt begrüßen. Zu denen gehörten neben Mitgliedern der GKG auch der damalige Klimaschutzmanager der Stadt Delmenhorst, Robert Gerling. Der teilte den Anwesenden damals mit, wie die durch den Stadtrat beschlossene Förderung in Höhe von 200 Euro pro Anlage und Haushalt abgewickelt werden sollte. Im Fördertopf war Geld für maximal 75 Anlagen.
Fehlende Transparenz bei Fördermöglichkeiten
Dominke nutzte in der Sitzung des Rates der Stadt Delmenhorst am vergangenen Dienstag die Bürgerfragestunde, um sich seinen Frust über die fehlenden Informationen von städtischer Seite zu diesen Fördermöglichkeiten von der Seele zu reden: „Im Frühjahr hieß es, dass die Anträge über die Wirtschaftsförderung gestellt werden müssten. Der vorzeitig aus seinem Amt geschiedene Klimaschutzmanager hat aber für das Verfahren keine Richtlinien hinterlassen, wodurch keine städtischen Zuschüsse an Betreiber von Balkonkraftwerken ausgezahlt werden können“, so Dominke.
Dem widersprach Stadtbaurätin Bianca Urban. „Für die Auszahlung der Zuschüsse benötigt die Stadt keinen Klimaschutzmanager. Uns liegen auch schon Anträge vor, die abgearbeitet werden.“ Daraufhin wollte Dominike wissen, warum das nicht besser kommuniziert worden sei und wohin man seinen Antrag schicken müsse. „Formlos ans Rathaus“, so die knappe Antwort der Stadtbaurätin.
Hinweise zur Effizienz der Balkonkraftwerke
Laut den Experten von der GKG sind bei der Installation eines Balkonkraftwerks zwei Dinge zu beachten: So sollte darauf geachtet werden, dass möglichst keine Verschattung der Module erfolgt, da selbst die kleinste Verschattung einen hohen Einfluss auf den Stromertrag haben kann. Ferner sollte auf die Ausrichtung der Anlage geachtet werden. Während in der Vergangenheit die Module fast ausschließlich in Südrichtung installiert wurden, kann sich mittlerweile auch eine Ost-West-Ausrichtung lohnen. Sie macht Sinn, wenn die Betreiber solch einer Anlage mittags nicht zu Hause sind und überwiegend morgens und abends Strom benötigen.
„Ist die Anlage aufgestellt, muss nur noch ein Stromkabel vom Wechselrichter zu einer Schuko-Steckdose gelegt und angeschlossen werden und schon kann der Strom fließen“ erläutert Gerhard Lüllmann von der GKG. Eine Anlage, die in Ganderkesee installiert wurde, erzeugte im vergangenen Jahr rund 540 Kilowattstunden (kWh) Strom. Bei einem Strompreis von 40 Cent können so pro Jahr 216 Euro Stromkosten eingespart werden. Bei Kosten von rund 850 Euro pro Anlage hat sich die Anschaffung damit bereits nach wenigen Jahren amortisiert. Und da ist eine Förderung noch nicht mit eingerechnet.
Einsparungspotential von mehr als 15 Tonnen Co2
„Werden in Delmenhorst die 75 von der Stadt geförderten Balkonkraftwerke installiert, so beträgt die Kohlenstoffdioxideinsparung mehr als 15 Tonnen“, erläutert Dominke. Die Grünen würden die Betreiber von Minisolaranlagen in Delmenhorst gerne zu einem Erfahrungsaustausch einladen. „Vielleicht entwickelt sich ja daraus ein Solarstammtisch wie in Ganderkesee“, sagt Nadja Allmers-Plump, Vorstandsvorsitzende der Grünen in Delmenhorst.