Die Gänse fühlen sich in der Graft wohl und watscheln mit ihrem Nachwuchs vorbei an amüsierten Menschen. Foto: Konczak
Umwelt

„Moor kann man nicht essen“

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CDU und Aktionsbündnis „Rettet die Graft“ teilen gegen Stadtwerkechef aus

Die CDU Stadtratsfraktion Delmenhorst setzt sich weiterhin für die Wiederaufnahme der Trinkwasserförderung in der Graft ein und fordert den Geschäftsführer der Stadtwerke Delmenhorst, Hans-Ulrich Salmen, auf, den Stadtratsbeschluss aus dem Jahre 2013 ohne Verzögerungen umzusetzen. „Die umfangreichen Prüfungen rund um den Wasserrechtsantrag haben gezeigt, dass die Graft geeignet ist, um zusammen mit dem Wasserwerk Annenheide unseren Trinkwasserbedarf zu decken“, betont Kristof Ogonovski, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Delmenhorst. Dadurch müsste kein Wasser mehr vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) zugekauft werden.

Trinkwasserversorgung durch OOWV weiterhin möglich

Auf Nachfrage teilt der Pressesprecher des OOWV, Heiko Poppen, mit, dass „jährlich 900.000 Kubikmeter Trinkwasser nach Delmenhorst geliefert werden. Wir können die Stadt auch über 2029 hinaus damit versorgen.“ „Wie mit allen Mitgliedern, sind wir auch mit den Delmenhorstern in einem fortwährenden Austausch. Die Inhalte dieser Gespräche sind grundsätzlich vertraulich“, sagt Poppen. Zu einer möglichen Trinkwasserförderung in der Graft oder einer denkbaren Wiedervernässung der Wiekhorner Wiesen wollte man sich beim OOWV nicht äußern.

Äußerungen aus der Politik

Ganz anders der CDU-Pressesprecher Paul Wilhelm Glöckner: „Die Vernässung der Wiekhorner Wiesen ist nicht praktikabel und aufgrund der Vorbereitungs- und Folgekosten für die Stadt Delmenhorst nicht zu bezahlen.“ Er spricht damit auf mögliche Entschädigungszahlungen an jene Hauseigentümer an, deren Gebäude, vor allem Keller, beschädigt werden könnten.

Joachim Bäcker (CDU) stört sich an dem Gutachten, dass der anerkannte Moor-Forscher Hans Joosten für die Stadtwerke erstellt hat. Darin legt Joosten dar, wieviel Kohlendioxid durch ein nasses Moor eingespart werden könnte. Bäcker stört, dass Salmen überhaupt so eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben habe. Die untersuchte Wiedervernässung würde die angestrebte Trinkwasserförderung in der Graft unmöglich machen.

„Angstmacherei“ der StadtWerke

Während die Grünen davon überzeugt sind, dass „die Wiederaufnahme der Trinkwasserförderung in der Graft keinerlei Einfluss auf den Wasserstand des Oberflächenwassers hat“, pocht man beim Aktionsbündnis „Rettet die Graft“ darauf, dass durch das Nachsickern des Oberflächenwassers die Graft regelmäßig – wie in den vergangenen 100 Jahren – entwässert werde. Von Trockenlegung könne keine Rede sein. Dr. Harald Groth: „Damit wäre der verbliebene Baumbestand nicht erneut gefährdet.“ Die Behauptung, die Trinkwassergewinnung in der Graft sei zu teuer, ist in seinen Augen „Angstmacherei“. Die Stadtwerke hätten bisher noch nicht einmal modellhafte Preisermittlungen und Preisvergliche vorgelegt.

Außerdem führt Groth aus, dass die Genehmigung zum Abpumpen von jährlich zwei Millionen Kubikmetern Grundwasser aus der Graft nur unter der Maßgabe genehmigt worden sei, die Stadt würde später wieder zu einer eigenen Trinkwasserproduktion zurückkehren. Würde von dieser Absicht abgerückt, mache sich der Stadtwerkechef des Wortbruchs gegenüber dem Land schuldig.

Die FDP Delmenhorst führte kürzlich zu dem Thema an einem Sonnabend in der Fußgängerzone eine Bürgerumfrage durch. Der FDP-Kreisvorsitzende Claus Hübscher teilte im Anschluss mit: „Es ist zwar nur eine zufällige Momentaufnahme der Bürgermeinung ohne den Anspruch einer wissenschaftlichen Repräsentativität, aber wir waren doch überrascht, mit welcher Überzeugung ein Großteil der Befragten sich für die Aufnahme der Trinkwassergewinnung ausgesprochen haben. Viele äußerten dazu, dass es schließlich um die Sicherung eines Lebensmittel ginge, denn Moor kann man nicht essen!“
Die Stellungnahme der SWD lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

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