Hitzephasen gab es auch früher, doch während es sich früher um kurzfristige lokale Ereignisse handelte, ist die aktuelle Erwärmung ein globales Phänomen. Foto: Gerd Altmann auf Pixabay
Faktencheck

40 Grad im Jahr 1975?

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Faktencheck: Warum eine alte Bild-Schlagzeile nichts über den Klimawandel aussagt.

Quelle: Recherchezentrum Correctiv

Im Netz tauchen immer wieder Vergleiche mit vergangenen extremen Wetterereignissen auf. Sie sollen beweisen, dass hohe Temperaturen früher normal waren, heute jedoch als Klimakatastrophen dargestellt würden. Einer davon ist ein Bild-Artikel mit dem Titel „40 Grad Hitze – Jetzt wird das Wetter lebensgefährlich“. Der Screenshot kursiert schon seit Jahren im Internet. Dazu wird behauptet: „Der Klimawandel war noch nicht erfunden […] Trotzdem war’s warm im Sommer!“

Die Schlagzeile veröffentlichte Bild am 8. August 1975. Was darin stand, ist in den Facebook-Beiträgen kaum lesbar: Die Temperaturangabe von 40 Grad Celsius war lediglich eine Vorhersage vom Essener Wetteramt für den 10. August 1975. Im Artikel hieß es: „Das Wochenende wird höllisch heiß: Am Sonntag könnten es 40 Grad im Schatten werden…“ Der Axel-Springer-Verlag bestätigte die Echtheit.

40-Grad-Prognose trat nicht ein

Die Überschrift alleine ist jedoch irreführend. Sie erweckte bei manchen Nutzern den Eindruck, die 40 Grad seien tatsächlich gemessen worden. Bei der Zahl handelte es sich jedoch lediglich um eine Prognose, die nicht eintrat. Am 10. August wurde es nur 30,8 Grad warm, erklärte der Meteorologe Andreas Friedrich, Pressesprecher beim Deutschen Wetterdienst (DWD), gegenüber Correctiv.Faktencheck. 40 Grad Celsius Lufttemperatur wurden in Essen erstmals am 25. Juli 2019 gemessen – der bisherige Hitzerekord (Stand: 14. Juli 2023).

Hitzewellen gab es in Deutschland in der Vergangenheit immer wieder. 2020 berichtete der Deutsche Wetterdienst jedoch, dass die Sommer insgesamt in allen Regionen und in allen Höhenlagen deutlich heißer geworden sind. Die Jahre seit 2015 waren die acht wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.

Wesentlicher Unterschied: globales Phänomen statt lokaler Ereignisse

Frühere Hitzephasen werden oft als vermeintliches Argument gegen den menschengemachten Klimawandel genutzt. Der rasante Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur seit den 1990er Jahren gilt jedoch als beispiellos – und er hat Folgen weltweit. Trockenheit, starker Niederschlag und andere Wetterextreme werden wahrscheinlicher und intensiver. So steht es im aktuellen Klimastatusbericht des DWD (Stand: März 2023).

Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change betrafen warme Phasen während der letzten 2.000 Jahre häufig nur bestimmte Regionen. Bei der aktuellen Erwärmung handele es sich dagegen um ein zeitgleich stattfindendes globales Phänomen. Der aktuelle Anstieg der globalen Temperaturen vollziehe sich zudem viel schneller und drastischer als bei vergangenen natürlichen Klimaveränderungen.

Faktencheck

Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA), dem 157 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von 35,3 Mio. Exemplaren angehören, erscheint in den kostenlosen Wochenzeitungen regelmäßig ein Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv. Die vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematische Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen.

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