Zwei Halbkreise und ein ganzer Kreis – wer dieses minimalistische Symbol tätowiert hat, zeigt so, dass er oder sie Organspender sind. Die Idee dazu kam vor ein paar Monaten von dem Verein „Junge Helden“, der sich bereits seit 20 Jahren über Organspende aufklärt. Schließlich warten in Deutschland viele Menschen auf eine Organspende, die sie aber nicht immer bekommen, da man hierzulande zu Lebzeiten einer Organspende zustimmen muss.
„Das Tattoo ist zwar kein offizielles Dokument, dafür jedoch eine Willenserklärung für Angehörige“, erklärt Anna Barbara von Junge Helden. Das Bremer Tattoostudio Animal Farm Tattoo in der Neustadt war eines der ersten zehn Studios deutschlandweit, die das sogenannte OptInk Tattoo angeboten haben. „Wir hatten Kunden, die Organspendenempfänger waren, die uns darauf hingewiesen haben“, erklärt Inhaber Johannes Höft. „Uns war allerdings nicht klar, dass es so durch die Decke wird.“
Kostenloses Stechen
Denn: Der Verein Junge Helden hatte sich vorgestellt, dass die Tattoos kostenlos gestochen werden. „Und da wir eines der ersten Studios waren, wurden wir in den ersten Wochen überrannt. In 24 Stunden haben wir teilweise über 40 Anfragen bekommen“, erinnert sich der Tätowierer. Seitdem hat sein Studio zwischen 300 und 400 OptInk Tattoos gestochen. „Mittlerweile bieten wir nur noch zehn kostenlose Tattoos pro Monat an. Dafür sind wir bereits bis 2024 ausgebucht“, so Höft.
Wer trotzdem gerne ein Organspende-Tattoo möchte, kann dies für die Materialkosten von 80 Euro bekommen oder bei einer Tattoositzung dazustechen lassen. „Pro Woche stechen wir zwischen 12 und 15 OptInks. Das ist mehr als jedes andere beliebte Symbol“, findet der Tätowierer und glaubt, dass es in 10 Jahren so normal sein wird wie andere gängige Motive. „Ich glaube nicht, dass es den Organspendeausweis ersetzen wird, aber Ersthelfer wissen bereits Bescheid und so erfüllt es seinen Zweck.“
Fünf Studios in Bremen
Mittlerweile bieten fünf Bremer Studios laut der Junge Helden Website das Organspende-Tattoo an. Secret Art Tattoo ist ebenfalls eins davon. Inhaber Sina Khaksari hat jetzt gerade erst wieder ein OptInk Tattoo gestochen. „Eigentlich mache ich nur große Projekte, aber wir wurden angesprochen, ob wir da mitmachen wollen und bieten es deswegen seit zwei Monaten an“, sagt der Tätowierer mit dem Studio in der Bürgermeister-Smidt-Straße. Bisher habe er zehn bis zwölf dieser besonderen Motive gestochen. „Wer eins kostenlos möchte, kann einfach bei uns einen Termin vereinbaren und dann schaue ich, wann wir das unterbringen können“, erklärt er.
Auch im Visionary Art Collective in der Überseestadt kann man sich ein Organspenden-Tattoo stechen lassen. Hier gab es beispielsweise einen Aktionstag, an dem der Tätowierer Fabi.Art.Ink 10 bis 15 Stück an einem Tag gestochen hat. Ziemlich von Beginn an ist das Studio dabei – auch aus persönlichen Gründen. „Am besten kann man bei uns für das kostenlose Motiv einfach online einen Termin machen“, erklären die Tätowierer im Visionary Art Collective.
4.000 OptInk Tattoos
Höft erzählt: „Die Motivation, sich das Symbol stechen zu lassen, ist entweder politisch oder sozial.“ Aber auch Angehörige oder Bekannte von Menschen, die eine Organspende benötigen, lassen es sich stechen.
„Mittlerweile gibt es über 400 Studios in Deutschland, die über 4.000 OptInk Tattoos gestochen haben“, sagt Barbara. „Mit OptInk konnten Organspende Sichtbarkeit geben, in der Öffentlichkeit, bei Familie, Freunden und eben in Tattoo Studios.“