Für den Fahrradführerschein werden die Kops die Schulen noch besuchen.Archivfoto: WR Für den Fahrradführerschein werden die Kops die Schulen noch besuchen. Archivfoto: WR
Polizei

Kops am Schreibtisch

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Bremer Kontaktpolizisten nehmen vorübergehend Abschied von der Straße

Die bei den Bremern beliebten Kontaktpolizisten (Kops) werden zumindest bis zum Ende des Jahres seltener auf den Straßen zu sehen sein. Das gab jüngst der Bremer Polizeipräsident Dirk Fasse in einem mit Innensenator Ulrich Mäurer abgestimmten Schreiben an die Bremer Ortsämter, bekannt.

Die Kops sollen laut Fasse bis zum Ende des Jahres den Ermittlern des Innendienstes dabei helfen, den Berg von Altfällen von 18.000 zu schmälern und an einem Tag in der Woche bei der Zentralen Anzeigenaufnahme unterstützen.

Entscheidung stößt auf Kritik

Für diese neuen Tätigkeiten sollen laut Fasse die Kops vorübergehend ungefähr 30 Prozent ihrer Arbeitszeit aufwenden. Tätigkeiten wie die Abnahme der Fahrradführerscheinprüfung an Grundschulen, der Opfernachsorge und das gezielte Aufsuchen von Brennpunkten sollen jedoch weiterhin durchgeführt werden.

Diese Entscheidung stößt bei den Bürgerschaftsfraktionen von CDU und FDP, mehreren Ortsämtern und den Polizeigewerkschaften auf Kritik. Innensenator Mäurer breche ein Wahlversprechen.

„Man mag die Entscheidung des Polizeipräsidenten zulasten der Kops kritisieren. Doch am Ende ist es die Folge einer völlig inkonsequenten Innenpolitik – die Kops werden zu Löcherstopfern schlechter SPD-Politik“, sagt Marco Lübke, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

„Die Entscheidung ist ein Eingeständnis des Scheiterns. Der Abzug der Kontaktpolizisten geht unmittelbar zulasten der Sicherheit in den Stadtteilen. Die SPD bricht damit ihr Wahlversprechen, die Sicherheit in den Stadtteilen erhöhen zu wollen“, sagt Marcel Schröder, innenpolitischer Sprecher der Bremer FDP-Fraktion.

Zahl der Polizisten aufstocken

Schröder sieht als notwendigen Schritt für die Lösung des Personalproblems bei der Polizei darin, die Zahl der Polizisten zu erhöhen, ihre Ausstattung zu verbessern und sie in ihren bürokratischen Aufgaben zu entlasten. „Wir erwarten zeitnah konkrete Fortschritte und ein entsprechendes Maßnahmenpaket des Senats zur Verbesserung der Situation“, sagt Schröder.

Auch Bernard Soika, Bremer Landesvorsitzender der DpolG sieht die Politik in der Schuld. „Der Polizeipräsident muss dass richten, was die Politik versäumt hat. Die Politik hätte die aktuelle Personalsituation vermeiden können, wenn sie vernünftig in die Polizei investiert hätte“, sagt Soika.

Laut Soika wäre die „Manpower“ der Polizei entlastet, wenn die Polizei vernünftig technisch ausgestattet wäre. „Die Kops haben wirklich viel zu tun. Wir sind personalmäßig am Ende“, sagt Soika.

Die GdP hält eine massive Verstärkung im Bereich der Kriminalpolizei für notwendig. Das Vermischen von Aufgaben sei eine Fehlentscheidung aufgrund der aktuellen Personalnot. „Der Personalkörper bei der Polizei Bremen ist zu klein, als dass dieses Verschieben von Personal noch tragbar ist“, sagt Nils Winter, Landesvorsitzender der GdP.

Laut Winter kommt die Politik der Lösung der Personalsituation ein Schritt näher, indem Expertinnen und Experten mit speziellen Fähigkeiten im Bereich der Analyse und der Wissenschaft schneller eingestellt werden.

Weiterhin schlägt er eine Verbesserung der polizeilichen Analyse- und Auswertesoftware vor und empfiehlt die Möglichkeit des direkten Einstiegs in die Kriminalpolizei nach einem erfolgreichen Abschluss der Polizeiausbildung.

Christian Schlesselmann, Ortsamtsleiter des Stadtteils Huchting ist über die Nicht-Inkenntnissetzung verärgert. „Solche Änderungen schüttelt man mit Sicherheit nicht von heute auf morgen einfach aus dem Ärmel“, sagt Schlesselmann. „Auch wenn es seit Jahren personelle und strukturelle Probleme bei der Bremer Polizei gibt und die Situation seit Jahren herausfordernd ist, kann man doch nicht klammheimlich eine solch einschneidende Maßnahme ohne Information beziehungsweise Austausch mit den Stadtteilen und Beiräten vorab durchziehen“, meint er.

Auch Cornelia Wiedemeyer, Leiterin des Ortsamts West, ist enttäuscht von der kurzfristigen Bekanntgabe. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Kops und finden es daher bedauerlich, dass so entschieden wurde“, sagt sie.

„Der Zeitpunkt der Entscheidung ist auch ungünstig, da die Beiräte ihre Arbeit erst im August wieder aufnehmen“, sagt Wiedemeyer. Da es aber nur eine temporäre Situation sei, müsse man das Thema nicht allzu dramatisieren, so die Ortsamtsleiterin.

Innensenator Ulrich Mäurer wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Thema nicht äußern.

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