Die Sommerferien sind vorbei und das neue Schuljahr ist gestartet. Doch auch jetzt noch gibt es Lücken bei den Schülerinnen und Schülern, die die Corona-Pandemie hinterlassen hat.
„Einerseits sind da die Lernlücken, vor allem bei Kindern, die eh schon benachteiligt sind. Da geht die Schere noch weiter auseinander. Andererseits gibt es auch Lücken im sozial-emotionalen Bereich aufgrund der fehlenden Kontakte während der Pandemie“, erklärt Elke Suhr, Landesvorstandssprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Lücken durch digitales Lernen
Die Lernlücken bei benachteiligten Kindern seien durch das digitale Lernen entstanden“, vermutet Suhr. Wer zu Hause kein gutes Internet hatte und das Ipad vor den Geschwistern verstecken musste, konnte nicht vernünftig lernen. „Wo genau die Lücken im Stoff sind, ist individuell und kommt auch auf das Personal an“, sagt Suhr.
„Kritisch ist es für diejenigen, die kurz vor dem Abschluss stehen“, sagt Pierre Hansen, Vorstandssprecher des Zentralelternbeirats. Er vermutet, dass auch noch dieser Abschlussjahrgang damit zu kämpfen haben wird. „Die Schülerinnen und Schüler haben nicht den Stand, den sie haben sollten. Universitäten und Ausbildungsbetriebe müssen sich drauf einstellen, dass da Defizite sind. „Es ist wichtig, dass Fördermaßnahmen an Schulen bestehen bleiben, auch wenn die Pandemie vorbei ist“, fordert Hansen.
Fehlende Sozialkompetenz
Durch die fehlende Sozialkompetenz hätten Kinder größere Schwierigkeiten, sich an Regeln zu halten, findet Elke Suhr. Auch Hansen sieht das ähnlich: „Das geht von Kindern, die sich nicht die Schnürsenkel binden können über keinen Respekt vor den Lehrkräften und Unterricht stören bis hin zu Stühle werfen.“ Dazu komme, dass noch mehr Schüler aus vor Corona nicht richtig deutsch sprechen könnten.
Aygün Kilincsoy, Büroleitung der Bildungssenatorin, erklärt: „Bezüglich der Kompetenzen in den Hauptfächern werden weiterhin jedes Jahr zu Schuljahresbeginn, und auch über das Jahr verteilt, diagnostische Verfahren durchgeführt und diese an einem Pädagogischen Tag im Kollegium ausgewertet.“ Darauf basiere dann die Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Auf Förderbedarfe eingehen
„Bezüglich der sozialen Kompetenzen führen Schulen ebenfalls unterschiedliche Erhebungen durch und binden dafür die Sozialpädagogen mit ein“, so Kilincsoy. Insgesamt versuche man in Bremen individuell auf alle Förderbedarfe und Lernlücken der Kinder einzugehen. „Diese lassen sich inzwischen nicht mehr unbedingt den Folgen der Pandemie zuordnen“, betont Kilincsoy.
„Unser Schulsystem funktioniert nicht gut“, findet allerdings Suhr. „Wir müssen Bildung anders denken. Dazu gehören weniger das Abhaken von Kompetenzen, sondern mehr das projektorientierte Lernen und individuellere Wege zum Abschluss.“ Man müsse die Kinder darauf vorbereiten, was die Herausforderungen in der Zukunft sein werden.
Personalbelastung runter
Für Hansen müssen die Gruppen verkleinert werden und Zweitkräfte eingestellt werden. „Seit 20 Jahren werden mit denselben Maßnahmen versucht, Probleme zu lösen“, kritisiert er.
Suhr ergänzt: „Die Belastung für das Personal muss runter. Die Bedingungen für den Beruf werden immer schlechter. Auch durch den Fachkräftemangel wird es Lernlücken geben.“