Bunte Outfits, viel Glitzer und laute Musik: Das verbinden viele mit dem Christopher Street Day (CSD). „Der CSD ist aber viel mehr als eine bunte Party“, betont Jermaine Greene, Sprecher des Christopher Street Day Bremen + Bremerhaven. „In erster Linie ist der CSD eine Demonstration. Wir setzen uns auch für unsere Rechte ein und wollen ein politisches Zeichen setzen.“
In Bremen findet der CSD am Samstag, 26. August, statt. Warum es so wichtig ist, auch in der heutigen Zeit noch für die Rechte der queeren Menschen zu demonstrieren, zeigen jüngste Ereignisse. „Erst vor einer Woche gab es einen Angriff auf einen Trans-Jungen in einem Bremer Fastfood-Restaurant“, erzählt Greene. Auch davor gab es einige Übergriffe: „Im Jahr 2021 gab es 18 und in 2022 waren es 20 angezeigte Fälle“, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke.
Nicht nur Gewalttaten
„Es sind aber nicht nur Gewalttaten, sondern auch Mobbingerfahrungen an Schulen, überforderte Lehrkräfte oder queere Menschen mit Behinderung oder mit Fluchterfahrung, weswegen wir noch lange nicht am Ziel sind“, erklärt Greene.
Hier sei die Vermittlung von Wissen wichtig: „Es kann beispielsweise nicht sein, dass Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität aus ihrem Heimatland flüchten müssen, in Deutschland in Wohnheime gesteckt werden, wo sie mit Leuten zusammenwohnen, vor denen sie geflüchtet sind“, so Greene.
Bremen sei auch noch lange nicht so offen und tolerant, wie es immer dargestellt werde. „Da haben wir noch viel zu tun“, findet der Sprecher.
Politische Forderungen in diesem Jahr sind beispielsweise, die Abschaffung des Transsexuellengesetzes und die Verabschiedung eines Selbstbestimmungsgesetzes. „Das soll den Prozess der Änderung von Namen und Geschlecht vereinfachen. Momentan ist das einfach ein unmenschlicher Prozess“, betont Greene.
Bremer Polizei beim CSD
„Alle Leute sollen sich bei uns wohl und sicher fühlen“, hofft Greene. Bei vergangenen CSDs in anderen deutschen Städten gab es immer wieder Übergriffe auf die Teilnehmenden. Deswegen wird die Bremer Polizei am CSD teilnehmen und ihn begleiten. „Zusätzlich hält die Polizei in diesem Jahr Personal im Präventionszentrum Am Wall zur Anzeigenerstattung im geschützten Raum bereit, falls es zu queerfeindlichen Taten kommen sollte“, sagt Haedke.
Zudem empfiehlt sie, auf dem Nachhauseweg beleuchtete Straßen zu wählen, die Umgebung und verdächtige Personen aufmerksam zu beobachten und verbale Provokation und körperliche Konfrontation zu vermeiden. „In einer Notsituation sollte die Polizei über 110 gerufen und Strafanzeige erstattet werden“, so Haedke.
Queeres Leben in Bremen
Der CSD startet um 12 Uhr am Altenwall und geht über den Osterdeich, durchs Viertel und über den Bahnhof und die Innenstadt wieder zum Ausgangspunkt. Dort gibt es zwischen 16 und 22 Uhr Interviews, Musik, Redebeiträge und weiteres Programm. Greene betont: „Wir wollen Bremen zeigen, dass es hier viel queeres Leben und Kultur gibt.“