Seine Gedichte sprühen vor Witz und Skurrilität, seine Kunstfigur Kuttel Daddeldu ist legendär. Der deutsche Schauspieler, Kabarettist und Maler Hans Gustav Bötticher, besser bekannt als Joachim Ringelnatz, war ein echtes Original. Geboren vor 140 Jahren in Wurzen bei Leipzig, ging der Wortakrobat und Vortragskünstler vor gut 100 Jahren in Hamburg und Berlin dem Höhepunkt seiner Laufbahn entgegen, bevor er 1934 verstarb.
Zwei Vorstellung zu Ehren Ringelnatz
Der Delmenhorster Schauspieler Johannes Mitternacht, der gerne in die Rollen bekannter historischer Persönlichkeiten schlüpft, setzt Jubilar Ringelnatz gemeinsam mit Buchhändlerin Sabine Jünemann in zwei Veranstaltungen in Szene. Unter dem Titel „Ich bin so knallvergnügt erwacht“ präsentiert er am Freitag, 1. und 8. September, eine Auswahl der zahlreichen skurrilen, expressionistischen und geistreich-witzigen Texte des Künstlers in der Buchhandlung Jünemann, Lange Straße 37. Dabei soll in persönlichen Äußerungen aus Briefen und Tagebüchern auch Hans Gustav Bötticher zu Wort kommen.
Schon lange ist Mitternacht von Ringelnatz fasziniert und wollte etwas mit ihm machen. „Einerseits kennt man ihn als sein zweites Alter Ego, den Seemann Kuttel Daddeldu. Ringelnatz wollte in die Welt hinaus, wurde 1903 jedoch als zu kurzsichtig für den maritimen Dienst erklärt“, weiß der Schauspieler. Doch seine Sehschwäche hielt den damals noch als Bötticher bekannten Abenteurer nicht davon ab, im Ersten Weltkrieg auf einem Kriegsschiff anzuheuern.
Wer war Bötticher?
Aber dann war da eben auch diese andere Seite des Abenteuertyps, wie aus einem Selbstzeugnis hervorgeht. Eine „feine, empfindsame Seele“, beschreibt es Mitternacht; eine Seele, die von den Menschen um ihn herum nicht geteilt worden sei. „Er war immer in zwei Welten unterwegs, ein Wanderer zwischen den Welten“, so der Delmenhorster Darsteller, der Joachim Ringelnatz als „Kleinkünstler“, „Wortkünstler“ und „Vortragskünstler“ tituliert. Unter seinem Pseudonym trat Bötticher ab 1919 in Erscheinung, als er seine ersten Ringelnatz-Gedichte verfasste. Zum Beispiel eben auch die „Morgenwonne“ von 1933, dessen Beginn der Mitternacht-Veranstaltung ihren Titel verleiht. „Ich bin so knallvergnügt erwacht. Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften“, heißt es da im Einstieg. Weitere Kostproben serviert Mitternacht im September.
Sabine Jünemann freut sich auf zwei unterhaltsame Abende. „Es ist immer ein Fest, mit Johannes Mitternacht zu spielen“, sagt die Buchhändlerin, die seit zehn Jahren mit dem Schauspieler Veranstaltungen in ihrem Geschäft auf die Beine stellt.
Die Platzzahl in der Buchhandlung ist begrenzt. Um eine zeitnahe Reservierung unter Telefon 04221/8 50 71 77, E-Mail info@buchhandlung-juenemann.de oder persönlich vor Ort wird daher gebeten. Der Eintritt kostet 15 Euro. Es sind nur noch Karten für die Vorstellung am 8. September vorhanden.