„Kunst kennt keine Eile“ – In der Worpsweder Bergstraße ist dieser Satz schon beinahe zum Mantra geworden. Denn im dritten Jahr stehen in der Straße große Sockel mit Skulpturen, die mitunter auch den einen oder anderen Autofahrer stören. „Es gab Beschwerden“, sagt Klaudia Krohn, Kulturbeauftragte der Gemeinde. Doch von den Unkenrufen wollen sie und die Arbeitsgruppe rund um die Galerie Altes Rathaus sich nicht von dem Projekt „Skulpturen im öffentlichen Raum“ abbringen lassen.
Und so ist seit dem 1. Juli eine neue Outdoor-Ausstellung in der Bergstraße zu sehen. Nach der Frauen-Ausstellung „Tote gibt’s hier genug! Fünf lebendige Positionen“ und der letztjährigen Präsentation „Eisenzeiten“ stehen nun der Worpsweder Bildhauer Bernd Altenstein und seine Schülerinnen und Schüler mit Mittelpunkt.
Altenstein gilt als einer der wichtigsten Vertreter der figürlichen Bildhauerei in Deutschland nach 1970. Über drei Jahrzehnte unterrichtete er an der Hochschule für Künste in Bremen junge Bildhauer, die inzwischen selbst erfolgreich sind. Zu seinem 80. Geburtstag präsentieren sie nun zusammen ihre Werke – und zwar sowohl in der Bergstraße als auch in der Galerie Altes Rathaus. Dort eröffnet die Ausstellung am Sonntag, 3. September, um 11.30 Uhr.
„Wer an Worpswede denkt, der denkt an Maler“, sagt Altenstein. „Das finde ich schade, schließlich gab und gibt es hier auch viele Bildhauer.“ Ein Paradebeispiel ist Bernhard Hoetger, der während des Ersten Weltkrieges in Worpswede als Bildhauer aktiv war. Aber auch heute leben und arbeiten Bildhauer in dem Künstlerdorf. Christoph Fischer zum Beispiel, Schüler Altensteins und Arbeitsgruppen-Mitglied.
„Die meisten Menschen kommen wegen der Kunst nach Worpswede“, sagt Detlef Schobeß von der Arbeitsgruppe. „Aber bei manchen reicht das Geld für ein Museum vielleicht nicht.“ Es sei „Kunst für Jedermann“, die in der Bergstraße präsentiert wird. Und tatsächlich habe man schon viele Menschen mit den Skulpturen erreicht, so Schobeß: „Das sind Leute, die sich sonst gar nicht dafür interessieren, trotzdem stehen bleiben und diskutieren.“