Eines der beiden Toilettenmodule steht am Platz der Deutschen Einheit, das zweite wenige Meter weiter vor dem Bahnhofsgebäude. Foto: Schlie
Neue Toiletten

Hygienisch, kostenlos, unisex – nicht barrierefrei

Von
Am Bremer Hauptbahnhof gibt es ab sofort zwei neue öffentliche Toilettenanlagen.

Taxifahrer Murat Dogan war der erste Nutzer und wurde dafür von seinen Kollegen mit Applaus bedacht. Sein Urteil: „Super!“ Nicht nur Taxifahrerinnen und Taxifahrer sollen von den beiden neuen Toilettenanlagen am Bahnhof (eine am Platz der Deutschen Einheit und die zweite auf dem Vorplatz) profitieren, sondern alle, die ein dringendes Bedürfnis haben.

Baukosten rund 530.000 Euro

Während Thomas Möhring noch die technischen Details erläuterte, traute sich Taxifahrer Murat Dogan als erster auf neue Örtchen. Foto: Schlie

Etwa 530.000 Euro hat die Anschaffung und Installation der beiden Würfel gekostet. Jeder verfügt über zwei Kabinen. Die sind ganz in Edelstahl gehalten und reinigen sich selbstständig. Entweder auf Knopfdruck oder alle paar Nutzungszyklen von ganz alleine. „Hygienisch, kostenfrei und unisex“, formuliert Daniela Enslein, Vorstand der Bremer Stadtreinigung (DBS), die für die öffentlichen Toiletten in Bremen zuständig ist, das Anforderungsprofil für die neuen Toiletten.

„Sieht aus wie ein Plumpsklo, ist aber Hightech“, sagt Thomas Möhring, Abteilungsleiter bei DBS. Sogar der Boden ist aus Edelstahl und mit Löchern versehen. „Ein Spülboden“, erklärt Möhring, „falls mal ein Geschäft daneben geht.“ Zusätzlich zur Selbstreinigungsprozedur soll dreimal täglich eine Reinigungsfirma nach dem Rechten sehen. Gut 80.000 Euro kalkuliert DBS für Strom, Wasser und Reinigung im Jahr.

Anlagen nicht barrierefrei

Nur der Wunsch nach Barrierefreiheit war laut Möhring bei den Anforderungen hinsichtlich Funktionalität, Erscheinungsbild und Schutz vor Vandalismus nicht mehr realisierbar. Für Rollstuhlfahrer sind die Toiletten nicht nutzbar. Einerseits wegen der zu geringen Größe der Kabinen, andererseits weil sie wegen des Spülbodens auf ein Podest gebaut werden mussten.

Um dennoch auch Behinderten eine kostenlose und saubere Toilette im Bahnhofsumfeld bieten zu können, hat DBS in den vergangenen Wochen die Toilettenanlage am ehemaligen Szenetreff im Eingangsbereich des Gustav-Deetjen-Tunnels ertüchtigen lassen.

Zugang mit EU-Schlüssel

Die Toilettenanlage am ehemaligen Szenetreff soll nun für Behinderte nutzbar sein. Foto: Schlie

Problem dabei: Nicht nur Menschen aus der Personengruppe, für die die Anlage nun eigentlich reserviert sein soll, verfügen über den notwendigen EU-Schlüssel. Bei DBS gibt es deshalb die Überlegung, die Toilette mit einem Schloss zu sichern, das sich mit einem Transponder öffnen lässt. Dazu bedürfe es aber noch der Abstimmung mit der Landesbehinderten-Vertretung, so Möhring.

Katrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, hofft, dass die neue Toilette „möglichst lange hält“. Sie weiß auch: „Eine Garantie gibt es nie.“ Thomas Möhring ist zuversichtlich. Die Module bestünden aus einem Betonkern und Panzerglas. Ein potenzieller Nutzer aus dem Bahnhofsumfeld ist da eher skeptisch: „Ich bin seit 45 Jahren am Bahnhof. Hier hat noch nie etwas gehalten“, sagt er noch bevor die Senatorin auftaucht, um das rote Band durchzuschneiden.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner