Endhaltestelle für die Delbus: Die Haltestelle „Annenheide“ wird von den Linien 201 und 203 bedient. Foto: Konczak
Ausschuss

„Eine freiwillige Leistung“

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Planungen zur möglichen Anbindung von Albertushof und Hildegardstift an das Delbus-Netz

Die Stadtverwaltung, Delbus und der VVD (Versorgung und Verkehr Delmenhorst) haben die politische Sommerpause genutzt, um Vorschläge für eine erneute Anbindung der Einrichtungen Albertushof und Hildegardstift an das Delbus-Netz auszuarbeiten. Vor allem die Bewohnerschaft des Albertushofes wünscht sich die Möglichkeit, eigenständig oder in Begleitung die Stadt Delmenhorst zu besuchen – auch in den Abendstunden sowie am Wochenende. Im benachbarten Seniorenheim ist die Situation eine andere: Die Bewohner und Bewohnerinnen sind überwiegend pflegebedürftig. Für die unternehmenslustigen von ihren organisiert die Heimleitung einen Fahrdienst, etwa für Fahrten, etwa mittwochs und sonnabends zum Delmenhorster Wochenmarkt. Die Ärztinnen und Ärzte der Bewohner kommen dagegen meistens direkt in die Einrichtung. Aus der Belegschaft und für den Besucherverkehr beider Einrichtungen wurde dagegen der Wunsch nach einer Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geäußert.

Albertushof und Hildegardstift liegen außerhalb der Stadtgrenze

Hero Mennebäck, Leiter des Fachbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit, erinnerte in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses Soziales und Gesundheit daran, dass sowohl der Albertushof als auch das Hildegardstift sich nicht auf dem Delmenhorster Stadtgebiet befinden, sondern vielmehr im Landkreis Oldenburg ansässig sind. Deshalb will man im Delmenhorster Rathaus die Verantwortlichen der betroffenen Nachbargemeinden bezüglich Konzept und Finanzierung einbeziehen. Mennebäck: „Vom Landkreis wurde uns mitgeteilt, dass momentan eh das gesamte ÖPNV-Angebot überprüft wird. Der Hinweis auf eine mögliche Anbindung des Albertushofes an den Delmenhorster ÖPNV kommt demnach zeitgerecht.“ Sollte die Stadt Delmenhorst Angebote für einen Fahrdienst einrichten, sei eine finanziellen Beteiligung durch den Landkreis denkbar.

Mangelndes Personal für die Umsetzung

Wie bereits vor der Sommerpause im Sozial- und Gesundheitsausschuss dargelegt, ist eine ein­fache Erweiterung der derzeitigen Buslinie zum Albertushof und Hildegardstift nicht möglich, da die Delbus nicht über ausreichend Personal verfügt.

Darüber hinaus lassen die örtlichen Begebenheiten beim Seniorenheim es derzeit gar nicht zu, dass Linienbusse dort halten können. Dafür müsste zuerst ein Wende­hammer errichtet werden. Den Einsatz von Kleinbussen lehnt die Stadt Delmenhorst mit Verweis auf den Fachkräftemangel und die Wirtschaftlichkeit ab, da die Anschaffung rund 110.000 Euro kosten würde.Somit wurde erst gar nicht geprüft, ob ein Kleinbus auf dem Parkplatz beim Hildegardstift problemlos wenden könnte.

„Daher ist die Linienerweiterung kurzfristig nicht zu realisieren“, so Mennebäck. Alternativ wäre ein Fahrdienst mit Taxen (Achtsitzer) zwischen den Einrichtungen und der Delbus Endhaltestelle Annenheide mit festem Fahrplan und direktem Streckenverlauf denkbar.

Zu hohe finanzielle Belastung

Am teuersten wäre ein Angebot von montags bis sonntags mit täglich sieben Fahrtenpaaren (hin und zurück). So ein Fahrdienst würde jährlich rund 49.200 Euro kosten. Preiswerter wäre ein Fahrangebot mittwochs und sonnabends mit jeweils sieben Fahrtenpaare über den Tag verteilt sowie vier Hin- und Rückfahrten am Freitagnachmittag beziehungsweise Abend und Sonntagnachmittag. So ein Fahrdienst würde jährlich rund 17.000 Euro kosten.

Hinzu kämen Zusatz­kosten für Bedarfsfahrten und mögliche Wartezeiten in Höhe von rund 7.200 Euro im Jahr. Bedarfsfahrten sind Touren für Rollstuhlfahrende. Um sie transportieren zu können, müsste vorab ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug angefordert werden. Alle Kosten für das Zubringertaxi wurden auf der Grundlage der aktuellen Taxiverordnung der Stadt Delmenhorst berechnet.

Mit Beihilfen vom Land Niedersachsen kann nicht gerechnet werden, da die zuständige Eingliederungshilfe (EGH) sie nach geltender Rechtsprechung nur dann gewährt, wenn es „einem behinderten Menschen aufgrund seiner Art und Schwere der Behinderung nicht mög­lich ist, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.“ Eine fehlende Infrastruktur darf dagegen mit den Mobilitätshilfen nicht ausgeglichen werden. Die Stadt Delmenhorst sei ebenfalls nicht zu solch einem Mobilitätsangebot verpflichtet: „Zusätzliche Maßnahmen zur höheren Mobilität für die Bewohner, Mitarbeiter und Besucher der Einrichtungen stellen eine freiwillige Leistung der Kommune dar.“

Kompromiss: Dienstfahrräder

Die Einrichtungsleitung des Albertushofes hat in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass es Beförderungsmöglichkeiten gibt, sich die Bewohnerschaft jedoch mehr Flexibilität wünscht. Angesichts des Personalmangels würde ein zusätzliches Fahrangebot deshalb eine Entlastung für die Mitarbeitenden bedeuten und die Eigenständigkeit der Bewohner stärken.
Für eine bessere Anbindung von Personal, dass in Delmenhorst wohnt, am Albertusweg arbeitet und den ÖPNV nutzen möchte, könnten die Einrichtungen Dienstfahrräder anschaffen. Die Entfernung von der Delbushaltestelle „Annenheide“ bis zum Albertushof beträgt 1,6 Kilometer. Das Hildegardstift liegt 2,5 Kilometer entfernt.

Bevor ein Konzept für einen eigenen Fahrdienst finanziert wird, will die Stadt Delmenhorst die Planungen des Landkreises Olden­burg abwarten. Unabhängig davon könnten bereits kurzfristig die Fahrradabstellmöglichkeiten an der Haltestelle Annenheide verbessert werden. Geprüft werden soll, ob eine gesicherte Abstellmöglichkeit für Räder geschaffen werden kann. Die Kosten würden einmalig rund 5.000 Euro kosten.

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