Auch wenn das ehemalige Krankenhaus hier wie ein verwunschenes Märchenschloss aussieht – goldene Wasserhähne bekommen die aktuellen und zukünftigen Bewohner nicht. Foto: Konczak
Politik

Fünf statt drei Millionen Euro

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Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen St. Josef-Stift wird teurer

43 Geflüchtete haben bislang eine Unterkunft auf Zeit im ehemaligen St. Josef-Stift in der Stadtmitte gefunden. „Das Erdgeschoss ist voll belegt“, vermeldet Fachbereichsleiter Hero Mennebäck (Jugend, Soziales und Gesundheit). Aktuell wird das erste Obergeschoss hergerichtet.

Kein Kompromiss beim Thema Brandschutz

Dabei lief jedoch nicht alles glatt, wie die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeisterin Petra Gerlach am vergangenen Donnerstag der Presse mitteilte. Einen Tag vorher – im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss – wurde über diesen Umstand bereits die Politik informiert. „Es wird rund 400.000 Euro teurer“, betont Olaf Meyer-Helfers, Fachbereichsleiter Gebäudemanagement. „Wir hatten nicht viel Vorlauf, um die neue Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Krankenhaus einer umfassenden Begutachtung zu unterziehen. Erst während der Umbauphase wurden einige Mängel entdeckt, wie beispielsweise brennbare Kabel in den Zwischendecken und nicht entsorgte Altlasten vom Brand“, zählt er auf. Beim Thema Brandschutz könne man bei 369 Personen, die später insgesamt in dem Gebäude Platz finden können, keine Kompromisse eingehen. Und dürfe es übrigens auch nicht – wie Gerlach betont: „Es gibt keine Vereinfachung oder Abwägung beim Thema Brandschutz.“

Deshalb bleibe es auch nicht bei den rund 400.000 Euro Mehrkosten. Insgesamt wird die Herrichtung der Gemeinschaftsunterkunft 5 Millionen Euro kosten – zwei Millionen mehr, als ursprünglich geplant. „Goldene Wasserhähne oder anderen Luxus schaffen wir davon nicht an. Nach Ablauf der fünf Jahre als Flüchtlingsunterkunft wird das Gebäude im vorhandenen Zustand nicht einmal als Hotel genutzt werden können“, so Gerlach.

Betreuungsangebote vor Ort

„Die rund 5 Millionen setzen sich aus den bisher bereitgestellten zwei Millionen, den zusätzlichen 400.000 Euro für Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sowie eine Millionen für das zweite und dritte OG und 650.000 Euro für vier Gruppen- und Sozialräume zusammen“, zählt Meyer-Helfers auf. Bezüglich dem Kostenpunkt Gruppen- und Sozialräume räumt er ein, dass man den Fokus zu sehr auf die reine Unterbringung der Menschen gelegt habe und dabei Platz für Betreuungsangebote vernachlässigte. „Vor allem für Sprachkurse werden dringend große Räume benötigt, in denen zeitgleich 30 Personen Platz finden. Das wurde uns von den Anbietern dieser Kurse, wie zum Beispiel der Volkshochschule, signalisiert,“ fügt der Fachbereichsleiter hinzu.

Keine Zweckentfremdung von Turnhallen

Die Oberbürgermeisterin macht deutlich, dass es im Stadtgebiet keine vergleichbare Alternative als Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen gibt. Zumal nicht zu dem Preis. „Dezentrale Wohnmöglichkeiten sind noch teurer und wir wollen keine Turnhallen zweckentfremden.“ 369 Personen können zeitgleich im ehemaligen St. Josef-Stift ein temporäres Zuhause finden. Die bisherigen Flüchtlingsunterkünfte am Reinersweg und in der ehemaligen Rappelkiste werden dafür aufgegeben.

„Land und Bund müssen sich an den Kosten beteiligen“, betont die Oberbürgermeisterin. In dem Zusammengang erinnert die Stadtverwaltung an die erste große Flüchtlingswelle im Jahr 2015. „Wir sind mit einer schwarzen Null herausgegangen“, sagt Mennebäck. Delmenhorst hätte jedoch – so wie aktuell ebenfalls – in Vorleistung gehen müssen. „Die letzten Beträge für die Maßnahmen in 2015 wurden vom Land vor anderhalb Jahren ausgeglichen“, fügt der Fachbereichsleiter hinzu.

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