Der Fußballverein SV Atlas positioniert sich gegen Rechts. Foto: Konczak
Fußball

Ist der SV Atlas bunt oder braun?

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Warum das Breite Bündnis gegen Rechts bei SV Atlas Fans Nähe zur rechtsextremen Szene vermutet

Das Breite Bündnis gegen Rechts (BBgR) unterstellt der Fanszene des SV Atlas rechtsextreme Verbindungen. Auslöser für die Vorwürfe war eine Szene beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem FC St. Pauli am 12. August. Anhänger des Hamburger Vereins hatten ein Transparent geschwenkt mit der Aufschrift „Euer einziger Kult sind eure Nazis – Atlas abschaffen“.

Diese Art der Politisierung des Sports sieht man beim BBgR zwar als unangemessen an, dennoch zeigt man sich besorgt über mögliche Verbindungen der Fanszene von Atlas zum rechtsextremistischen Milieu. Der Fanclubsprecherrat der zahlreichen Fanclubs des FC St. Pauli war bis Redaktionsschluss nicht für Nachfragen zu erreichen.

Stellungnahme des SV Atlas

Ganz anders der Delmenhorster Fußballverein. Stefan Keller, Vorstandsmitglied des SV Atlas und zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, betont gegenüber dem DELME REPORT, dass sich der SV Atlas ausdrücklich gegen jede Form von Rassismus und Extremismus stellt. Keller erinnert daran, dass der SV Atlas – der übrigens selber Mitglied im BBgR ist – erst vor Kurzem klar Stellung bezogen habe, als Spieler der Deutschen U21 auf das Übelste rassistisch beleidigt wurden. „Alle unsere Mannschaften wie auch die 1. Herren sind Teams, die überhaupt keine Berührungsängste untereinander kennen und zum Glück ebenfalls Menschen mit unterschiedlichen Herkünften vereinen“, heißt es von Seiten des Delmenhorster Fußballclubs.

Bereits kurz nach dem Spiel veröffentlichte der Verein eine Stellungnahme: „Das gezeigte Banner im Gästefanblock des FC St. Pauli empfinden wir mindestens als unangemessen, zu Mal zu lesen stand ‚… Atlas abschaffen‘. Dass das im Kontext zum abscheulichen Nationalsozialismus vorgetragen wurde, ist widerwärtig und aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen.“

SV Atlas positioniert sich offen gegen Rechts

In diesem Zusammenhang verweist Keller auf das Leitbild des Delmenhorster Fußballvereins, welches auf der Homepage kenntlich gemacht ist. Darin bekennt sich der SV Atlas zu Fairness, Toleranz und gegenseitigem Respekt. Auszug: „Wir verurteilen rassistische, fremdenfeindliche, gewaltverherrlichende sowie verfassungs- oder demokratiefeindliche Bekundungen und gehen dagegen vor. Egal welche Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Abstammung beziehungsweise ethnische Herkunft – der SV Atlas ist bunt und für jeden offen…“

Als ein weiteres Indiz für einen möglichen Rechtsruck in Teilen der Delmenhorster Fußballszene sieht das Breite Bündnis gegen Rechts die Anwesenheit von rechtsextremen Personen beim DFB-Spiel. So wurde unter anderem im „Block H“ Johannes Ostendorf, Frontmann der rechtsextremen Band „Kategorie C“, gesichtet.

Auf Nachfrage bestätigt die Delmenhorster Polizei – die beim Spiel vor Ort war – dass sie unter den 4.999 Zuschauern zwei männliche Personen im Stadion festgestellt habe, die nach polizeilicher Bewertung gesichert dem rechtspolitischen Spektrum zuzuordnen seien. „Inwieweit Verbindungen dieser Personen zum Verein des SV Atlas Delmenhorst bestehen, ist der Polizei Delmenhorst nicht bekannt“, sagt Natalia Schubert von der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch.

„Wir haben keine Kenntnis davon, dass sich Personen im Stadion zum Spiel gegen den FC St. Pauli auffällig oder in einer Tendenz rechtsradikal verhalten haben“, heißt es dazu von Seiten des SV Atlas.

Anfang der Woche forderte das BBgR vom SV Atlas „klare Konsequenzen, um einem Rechtsruck in der eigenen Fangemeinde zu verhindern“. Am gestigen Sonnabend klang das schon versöhnlicher. Ole Günther, BBgR-Sprecherrat: „Da wir uns aktuell im Gespräch mit SV Atlas befinden, möchten wir auf eine konkrete Benennung von Forderungen verzichten, um eine konstruktive und unbeeinträchtigte Gesprächsatmosphäre gewährleisten zu können.“

Kommentar von Britta Lehner

Der SV Atlas bekam für seine Rolle als Gastgeber sowohl von der Polizei, dem DFB als auch den Verantwortlichen bei St. Pauli viel Lob. Fußballfans mit Beeinträchtigung fühlten sich ebenfalls ausgesprochen willkommen beim Spiel – leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Doch all das war schnell vergessen, geblieben sind die Vorwürfe von Rassismus beim Delmenhorster Fußballclub. Verein und Zuschauer wurden in einen Topf geworfen. Doch selbst wenn sich die Vorwürfe was die Nähe einiger Fans des SV Atlas zur rechten Szene angeht, als begründet herausstellen – der Verein selber distanziert sich deutlich offen von allen rechten Dingen. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, nicht pauschal die Haupt- und Ehrenamtlichen bei Atlas und alle Spieler als Nazis abzustempeln. Das ist polemisch und unsportlich. versöhnlicher

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