Die große Politik zu Besuch in Osterholz-Scharmbeck: Nachdem im vergangenen Jahr schon Kevin Kühnert einen Stopp im Landkreis einlegte, tat es ihm am Dienstag sein Partei-Kollege Lars Klingbeil nach. Der SPD-Vorsitzende war als Ehrengast zum Sommerempfang der hiesigen Sozialdemokraten eingeladen. Im Garten der Mühle von Rönn stellte sich Klingbeil den Fragen der Anwesenden und berichtete von den mitunter turbulenten Vorgängen in Berlin.
„Ich gebe zu, da ist noch Luft nach oben“, erklärte Klingbeil gleich zu Beginn und erntete damit einige Lacher. Gemeint war die Außendarstellung der Ampel-Regierung. Zu viele öffentliche Streits würden auch der AfD in die Karten spielen, ist sich Klingbeil sicher. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Diskussionen gehören zur Politik, aber ich würde mir wünschen, dass wir uns erstmal intern einigen, bevor es an die Öffentlichkeit geht.“
Die AfD und rechte Tendenzen in Europa machen Klingbeil zunehmend Sorgen. „Wir brauchen nicht nur Richtung Amerika zu gucken. In Frankreich heißt es Macron gegen Le Pen und in Italien, Schweden und Finnland stellen sie schon Regierungen.“ Die SPD würde niemals auf die AfD zugehen, so Klingbeil. Wurden Sozialdemokraten in der NS-Zeit doch verfolgt und ermordet. „Daraus haben wir gelernt, dass es nur eine klare Antwort gibt: Wir müssen dieses Gedankengut bekämpfen.“ Für diese klare Positionierung gab es viel Applaus.
Klingbeil richtete sich aber auch an die zahlreichen Ehrenamtlichen, die am Abend zu Gast waren. „Wir haben in den letzten drei Jahren als Gesellschaft zusammengehalten und das verdanken wir auch Ihnen.“ Er wisse, dass die wirtschaftlichen Krisen sich auch stark auf die Einwohner des Landkreises auswirken würden. „Wir brauchen weitere soziale Maßnahmen, damit sich alle Menschen bei uns sicher fühlen können“, so Klingbeil. Daran wolle er weiterarbeiten.
Zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sagte der SPD-Vorsitzende indes nichts. Das Friedensbündnis Osterholz-Scharmbeck hätte sich ein Statement gewünscht, sie demonstrierten beim Empfang für die Beendigung des Krieges und den Stopp der Waffenlieferungen.