Der Anfang ist gemacht. Die Riesengirlande von Julia Kiehlmann soll konstant weiter wachsen, ein Ort für die Installation wird noch gesucht. Foto: Roskamp
Kunst

Licht, Schatten, Volkssport

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Julia Kiehlmann beschäftigte sich mit Bernhard Hoetger und dem Ort Worpswede.

Die Vorbereitungen für das kommende Jahr sind im vollen Gange, denn wie sich Worpswede kürzlich mit Heinrich Vogeler befasst hat, steht in wenigen Monaten das Bernhard Hoetger Jahr an. Mit dem Künstler hat sich Julia Kiehlmann während eines Arbeitsstipendiums befasst, das sie an den Künstlerhäusern Worpswede verbrachte. Es war das erste gemeinsame Stipendium der Künstlerhäuser und des Worpsweder Museumsverbunds und es präsentierte sich die Qual der Wahl, viele mehr oder minder bekannte Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt bewarben sich. Kiehlmanns Bewerbung überzeugte, weil sie der Lichtsymbolik Hoetgers die sprichwörtliche Schattenseite gegenüberstellen wollte.

Auf Tuchfühlung mit Künstlerdorf

„Man muss sich mit dem Unangenehmen beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen“, sagt Kiehlmann. Sie wollte die eigenen Verwerfungen mit einbeziehen und das Künstlerdorf während ihres dreimonatigen Stipendiums möglichst nah kennenlernen. Dazu gehörte auch ein Besuch beim Schützenfest gemeinsam mit dem Künstler Florian Witt, der prompt Volkskönig wurde. Kiehlmann nahm Kontakt zu Anne Finkel vom Schützenverein auf und beschloss, als Dauerinstallation eine Riesengirlande zu beginnen, die am Ende stetig neu entsteht und am Anfang auf natürliche Weise verfault. Wo diese Girlande platziert wird, ist noch unklar.

„Nazi aus Überzeugung“

Zu Hoetger sagt Kiehlmann: „Es bleiben Widersprüche bestehen. Während der NS-Zeit war er auch seltsam unpolitisch.“ Auf der anderen Seite hält sie über den Künstler, der 1934 der NSDAP beitrat, fest: „Ich glaube aber, er war Nazi aus Überzeugung.“ Bei Hoetger müsse man letztlich immer auch den Hintergrund betrachten, pflichtet ihr Manuela Husemann, Kuratorin der Großen Kunstschau, bei. Kiehlmann war während ihres Aufenthaltes überaus produktiv und fertigte unter anderem einen Mantel aus gebrauchten Arbeitshandschuhen, eine Auseinandersetzung mit der Arbeitskultur in Deutschland. Die Jubiläumsausstellung „Bernhard Hoetger: Zwischen den Welten“ wird Teildes Langzeitprojektes Zeitenwende. Ausstellungen im Barkenhoff, der Worpsweder Kunsthalle und der Großen Kunstschau werden einen umfassenden Einblick in das Leben und Werk Hoetgers geben.

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