Stellten sich den Fragen der Moderatorinnen und des Publikums (von links): Daniel Kreschner, Mareike de Jonge, Ulrich Messerschmidt, Anne Deutsch, Dik Swinke und Mizgin Ciftci. Foto: Johannsen
SOVD

Netzwerke gegen die Einsamkeit

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Podiumsdiskussion auf dem Scharmbecker Marktplatz stellt gesellshaftliche Teilhabe heraus

Jeder zehnte Mensch in Deutschland fühlt sich einsam. Das ist ein Problem, denn Isolation kann weitreichende Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden und auf das gesellschaftliche Gefüge haben. Der Sozialverband Deutschland (SOVD) hat als Reaktion auf diese Entwicklungen die Aktion „Gemeinsam gegen einsam“ ins Leben gerufen. Unter diesem Titel fand am vergangenen Freitagmorgen auch eine Diskussion mit Vertretern aus Politik und Verbänden statt, zu der der SOVD gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geladen hatte.

„Wir haben einen großen Fragenkatalog entwickelt“, erklärte die SOVD-Kreisvorsitzende Monika Geils. Rede und Antwort stehen mussten die Diskussionsteilnehmer Daniel Kreschner (Grüne), Mareike de Jonge (Verdi), Ulrich Messerschmidt (CDU), Anne Deutsch (SPD), Dirk Swinke (SOVD) und Mizgin Ciftci (Die Linke) zu Themen wie Altersarmut, Kinder- und Jugendarmut, bezahlbares Wohnen, Barrierefreiheit und Inflationsausgleich – allesamt Umstände, die laut Geils zu Einsamkeit führen können.

„Die Renten reichen nicht zum Leben. Was muss getan werden, damit sich das ändert?“, lautete die erste Frage, mit der das Moderatorenduos Marion Schmedes und Monika Geils gleich in die Vollen ging. „Mir als Gewerkschafterin sind gute Löhne wichtig“, sagte de Jonge. Ihrer Meinung nach arbeiten zu viele Frauen in der Teilzeit und sind deshalb im Alter öfter von Armut betroffen. Dem stimmte Swinke zu: „Wir brauchen einen Inflationsausgleich für alle – auch die Rentner.“

Kritik übten die Moderatorinnen und Ciftci an der Stadt. Hier würden zu viele Angestellte in Teilzeit arbeiten, die meisten von ihnen Frauen. „Wir müssen auf unsere eigene Verwaltung schauen“, sagte der Linken-Politiker. „Befristung und Teilzeit sind für viele ein Problem.“ Denn die Arbeit ende für Frauen nach 20 Wochenstunden nicht. „Stattdessen leisten sie die meiste Sorge-Arbeit, bekommen dafür aber nicht die entsprechenden Rentenpunkte“, schloss sich Kreschner an.

Positiv gegenüber dem Teilzeit-Modell stellte sich Messerschmidt auf: „Ich sehe Teilzeit nicht als Armutsrisiko.“ Er wies daraufhin, dass viele Frauen gerade dieses Modell wählen, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können.

Ebenfalls für viel Gesprächsstoff sorgte die Frage, wie Langzeitarbeitslose und Menschen mit Einschränkungen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Anne Deutsch, neben ihrer Position in der SPD auch Leiterin des Mehrgenerationenhauses, berichtete von ihrem Alltag: „Bei uns arbeiten Menschen mit Behinderung. Das Wichtigste ist Geduld und Einfühlungsvermögen.“

Für mehr Empathie sprach sich auch Swinke aus: „Es geht nur gemeinsam. Wir müssen Netzwerke gegen die Einsamkeit und für mehr gesellschaftliches Miteinander bauen.“ Die Diskussionsrunde sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Wenn wir uns alle zusammen engagieren, dann haben wir viel gewonnen.“

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