TV-Star Lilo Wanders spielt unter der Regie von Frank Hilbrich die Göttermutter Juno. Die Premiere findet am kommenden Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, im Theater am Goetheplatz statt.Foto: Schlie TV-Star Lilo Wanders spielt unter der Regie von Frank Hilbrich die Göttermutter Juno. Die Premiere findet am kommenden Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, im Theater am Goetheplatz statt. Foto: Schlie
Interview

Göttermutter Lilo

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Lilo Wanders spielt in „Orpheus in der Unterwelt“ am Bremer Theater. Premiere ist am kommenden Samstag

Weser Report: Lilo Wanders, Sie waren Anfang der 70er Jahre schonmal länger in Bremen …

Lilo Wanders: Ja, ich habe ein Jahr lang in Bremen gewohnt. In der Gneisenaustraße, in der Neustadt. Und zwar hatte ich kein Abitur, brauchte aber die Fachhochschulreife um Bibliothekswesen in Hamburg zu studieren. Und dafür war ich jeden Monat in einer anderen Bibliothek hier in Bremen. Das war toll. Bevor ich da hin bin, habe ich noch bei Beck‘s am Fließband gearbeitet und bei Horten in der Spielzeugabteilung.

Das hört sich nach einer guten Kombination an …

… ja, für‘s Leben!

Und jetzt kommen Sie nach Bremen zurück und ans Theater. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Ich wurde vom Regisseur Frank Hilbrich einfach angefragt und habe ja gesagt. Ich habe schon an vielen großen Theatern gespielt – aber noch nie in der Abteilung Oper. Und das fand ich nun mal spannend.

Sie singen oft und gerne, als Opernsängerin sind Sie tatsächlich nicht so bekannt.

Ich habe auch nur zwei Solo­stücke, das muss ich zugeben. Es ist eher die Konzeption – wenn ich das überhaupt verraten darf – dass ich aus der Rolle der Göttermutter Juno heraus kommentiere. Liebe, Paarungen, all das Glück und Unglück, das damit verbunden sein kann. Die Geschichte ist ja, dass Orpheus und Eurydikes Ehe am Ende ist und beide da nicht böse drum sind, als sie von Pluto in den Hades entführt wird. Beide werden dann gezwungen, sich wieder vereinigen zu wollen, aber das geht letztlich auch schief. Das ist jetzt sehr kurz gefasst.

Und Sie kommentieren wie in ihrer Fernsehshow „Wa(h)re Liebe“?

Ganz so weit wie in meiner Sendung geht das nicht. Aber der Frank Hilbrich macht da was ganz tolles. Im Moment ist das alles schon wieder der Wahnsinn, wie das so üblich ist bei solchen Produktionen. Aber das wird sich alles zurechtrütteln. In dem Stück gibt es viel Zeitbezug, die öffentliche Meinung spielt eine große Rolle: Auf sie wird viel drauf geachtet, und es wird versucht, sie zu beschwichtigen. Es geht um fake und… ja, eigentlich geht es um das Heute. Ein Sittenbild dieser gelangweilten Götterriege, die eigentlich nur schläft und frisst.

Dürfen Sie denn was über die Inszenierung verraten?

Es ist auf jeden Fall anders als etwa Hello Dolly. Das habe ich mir angesehen, weil ich Gayle auch kenne. Orpheus hat eher ein Bühnenbild, das sich permanent verändert. Und ein Fahrstuhl spielt eine große Rolle. Der geht von der Götterwelt über die Erde bis in die Hölle.

Sie spielen die Göttermutter Juno. Wie viel Lilo steckt denn in dieser Rolle?

Naja, also wenn ich mich sehr verfremden würde, wäre die Absicht verfehlt. Verklausuliert heißt das natürlich, ich soll die Lilo Wanders sein. Also „ausgerechnet ich soll jetzt hier die Hüterin der Ehe sein“ – das ist ein Textzitat. Und das in dieser sanktionierten, überstrapazierten und scheintoten Institution des Wortes. Darüber hinaus bekommt die Rolle auch meinen Zungenschlag, weil Frank Hilbrich Notizen von mir mit eingebaut hat. Jeden Satz. Und das passt ganz wunderbar in den Zusammenhang.

Wie muss man sich das überhaupt vorstellen, wenn Sie, Ernie Reinhardt, als Lilo Wanders die Rolle der Juno spielen? Kommen Sie da nicht durcheinander?

Schauspielerei ist eben in eine Rolle reinzusteigen und die mit sich auszufüllen. Da kommen dann alle Aspekte des eigenen Seins dazu, aber in dem Moment mache ich mir keine Gedanken darüber, wer ich bin und wer die Rolle ist. Insofern steige ich – und wenn ich „ich“ sage, sind immer zwei Personen gemeint – in diesem Falle steige also ich in meiner Gesamtheit in diese Rolle. Und das ist das Spannende. Eine Form von Selbsterfahrung. Und man macht das ja nicht nur fürs Publikum, sondern auch für sich selber, um weiterzukommen.

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