Wenn wolkenbruchartiger Regen Straßenzüge, Hauseingänge, Keller und Gärten in kürzester Zeit überflutet, spricht man von Starkregen. Dieser tritt häufig im Sommer im Zusammenhang mit Gewittern auf. Extreme Regenereignisse könnten in Zukunft häufiger und intensiver vorkommen, sind sich Experten sicher.
Von dem Starkregen in der Nacht auf den 23. Juni dieses Jahres waren unter anderem die Neustadt, Woltmershausen und Rablinghausen betroffen: 26 Liter in einer Stunde, 65 Liter pro Quadratmeter in 6 Stunden – das sind die Messdaten, die Hansewasser zum Thema Starkregenmanagement zusammengetragen hat.
Vertreter des Unternehmens stellten dem Beirat Woltmershausen kürzlich Zahlen, Daten, Fakten, Hintergründe und mögliche Schutzmaßnahmen vor. „Die durchschnittliche Regenmenge eines Monats beträgt 60 Liter“, sagte Oliver Ladeur, Sprecher bei Hansewasser. „Statistisch gesehen ist Extremregen ein Jahrhundertereignis“, so Ladeur.
Im Normalfall könne das 2.200 Kilometer lange Kanalnetz mit 200 Pumpwerken und zwei Kläranlagen in Farge und Seehausen die auftretenden Wassermengen bewältigen. Das Wasser werde dann mittels Mischwasserpumpwerken nach Seehausen gepumpt, wo es gereinigt wird.
40 Liter Regenwasser in der Stunde
Jörn Bellersen, Bauingenieur bei Hansewasser, stellte das Kanalnetz im Stadtteil vor. Ende Juni kam es zu Regenüberläufen: „Beim Pumpwerk Links/Hohentorshafen betrug die Menge zirka 97,3 Millionen Liter. An der Ladestraße haben wir zirka 4 Millionen Liter gemessen und am Hakenburger See etwa 0,4 Millionen Liter“, so Bellersen.
Jens Wurthmann aus der Privatkundenbetreuung bei Hansewasser verdeutlichte anhand eines Rechenbeispiels: „Bei einem solchen Starkregenereignis sind auf jeden Quadratmeter innerhalb einer Stunde 40 Liter Regenwasser gefallen. Auf ein Carport mit einer Dachfläche von zehn Quadratmetern sind demnach 400 Liter in einer Stunde gefallen. Das entspricht 40 Putzeimern je zehn Liter.“
„Starkregen kann jederzeit und überall auftreten. Die Vorwarnzeit ist deutlich kürzer als beispielsweise bei Flusshochwasser“, erklärte Wurthmann. Es gebe drei Risikoarten für Häuser: Der Rückstau „Starke Regenfälle lassen sich nicht gleich ableiten und stauen den Kanal ein. Fehlen die Rückstausicherungen, kann das Abwasser in den Keller gelangen“, erläuterte Wurthmann. Bei einer schadhaften Grundleitung liegt ein verborgenes Risiko vor. Und bei Oberflächenwasser liegt ein unterschätztes Risiko vor.
„Wir bieten eine Beratung vor Ort an“, erklärte Jens Wurthmann. „Wir kommen dann auf die Grundstücke und besprechen, was wir im Außenbereich sehen. Dann erstellen wir ein standardisiertes Protokoll. Die Beratung kann 30 oder bis zu 90 Minuten dauern.“ Grundstücke und Gebäude können durch eine Vielzahl baulicher Maßnahmen vor Niederschlagswasser geschützt werden. Darunter Sockel, Hebeanlagen, wasserdichte Türen und Fenster und Rückstauverschlüsse in vielfältigen Ausführungen.
Zum Abschluss ging Sprecher Ladeur noch auf die grundstücksbezogene Detailkarte ein: „Die Überflutungsgefahrenkarte zeigt dabei die für das Grundstück ermittelte Überflutungsgefahr bei Starkregen.“ 330 Anfragen seien noch offen, über 150 seien schon abgearbeitet, so Ladeur. „Wir verstehen uns als Beratungsnetzwerk.“
Anfragen können telefonisch unter 988 11 11 oder per Mail an kontakt@hansewasser.de gestellt werden. Weitere Informationen gibt es auch unter hansewasser.de
Volker Althoff