Fachkräftemangel ist in den meisten Bremer Handwerksbetrieben ein Dauerzustand. Nicht so bei Tangemann Elektrotechnik in der Neustadt. Geschäftsführer Thomas Gnutzmann (58) freut sich jährlich über mehr als 30 Bewerbungen von möglichen Auszubildenden. Nicht nur dadurch hebt sich Gnutzmann von vielen Kollegen ab. Auch in Sachen Klimaschutz, Digitalisierung und Unternehmensnachfolge geht sein Betrieb voran. Grund genug für die Handwerkskammer und die Sparkasse Bremen, Gnutzmann mit dem Preis „Handwerker:in des Jahres 2023“ auszuzeichnen.
Verschiedene Arbeitszeitmodelle
„Die Mitarbeitenden können zwischen verschiedenen Modellen für ihre Arbeitszeit wählen und selbst entscheiden, welche Werkzeuge sie für ihre Arbeit benötigen. Alle Handwerker vor Ort verfügen zusätzlich über Tablets und können so schnell vor Ort den Auftrag einsehen oder Material bestellen. Das positioniert den Preisträger als attraktiven, innovativen Arbeitgeber und zeigt, wie wichtig Digitalisierung im Handwerk heute ist,“ stellt Thomas Kurzke, Präses der Handwerkskammer, fest.
Thomas Gnutzmann ist seit 2001 in dem von Erhard Tangemann gegründeten Unternehmen tätig. Bereits 2007 wurde der „Staatlich geprüfte Techniker“ Geschäftsführer und übernahm den Betrieb 2015 vom Gründer. Gnutzmann engagiert sich ehrenamtlich stark im Handwerk: Er ist Obermeister der Elektro-Innung Bremen, Bezirksobermeister der Elektro-Innungen Bremen/Bremerhaven-Wesermünde, Mitglied im Landesinstallateurausschuss des Innungsverbands Bremen/Niedersachsen sowie in den Installateurausschüssen der Energieversorger. Außerdem engagiert er sich als stellvertretendes Mitglied in fünf Gesellenprüfungsausschüssen für den Handwerksnachwuchs, als stellvertretendes Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Bremen sowie im Kundenbeirat des Kompetenzzentrums Handwerk gGmbH.
Lösung für Nachfolge frühzeitig angegangen
Zudem plant Gnutzmann bereits jetzt eine Lösung für die Nachfolge als Firmeninhaber – er setzt sehr wahrscheinlich auf eine innerbetriebliche Übergabe. „Man braucht ein paar Jahre. Es sind die Kleinigkeiten, die man lernen muss“, begründet er die frühzeitige Suche.
Ein erstmalig vergebener Sonderpreis ging an Frank Rübeling von Rübeling Dental-Labor. „Sie schaffen sichere, attraktive Arbeitsplätze, denken innovativ und setzen konsequent Maßnahmen um, um das Klima zu schützen“, ergänzt Klaus Windheuser, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Bremen. So sei das Dental-Labor in Bremerhaven bereits seit 2012 Klimaschutzbetrieb und würde sich dabei jährlich neue Schwerpunkte setzen. Eine Photovoltaik-Anlage würde Strom für den Betrieb erzeugen, die Fahrzeugflotte sei komplett auf E-Antrieb umgestellt, der Verbrauch von warmem Wasser reduziert, die Beleuchtung auf sparsame LED-Lampen umgestellt.
„Dentale Funkenerosion“ erfunden
Frank Rübeling übernahm 2001 die Geschäftsführung der Rübeling Dental-Labor GmbH in Bremerhaven von seinem Vater. Im Betrieb wurde die „Dentale Funkenerosion“ erfunden und damit die Zahntechnik verändert. Mit dem Verfahren lässt sich Zahnersatz auf den Mikrometer genau anpassen. Rübeling ist Obermeister der Zahntechniker-Innung Niedersachsen-Bremen. Der Betrieb soll auch in Zukunft in Familienhand bleiben, eine Nachfolgelösung ist entsprechend geplant.
Die Jury würdigte auch die herausragenden Arbeitszeitmodelle im Unternehmen: Die 80 Mitarbeitenden – davon sechs Meister, 40 Gesellen und fünf Auszubildende – könnten sich für eines von insgesamt 40 Arbeitszeitmodellen entscheiden. „Das ermöglicht eine hohe Flexibilität für die Menschen im Betrieb – aber auch für die Kundinnen und Kunden des Labors“, so Thomas Kurzke.
Preisgeld gespendet
Die mit 3.000 Euro und 2.000 Euro dotierten Preise nahmen Gnutzmann und Rübeling bei der offiziellen Preisverleihung am 10. Oktober 2023 in der Sparkasse Bremen entgegen. Beide Handwerker wollen mit den Geldern Gutes bewirken und haben sich entschieden, damit regionale Initiativen zu fördern. Thomas Gnutzmann unterstützt die Organisation „Cook & Help – Mit Kochen helfen“. Frank Rübeling gibt das Preisgeld weiter an die Organisation „We Are all Ukrainians“.