Von links: Heinrich Caspers (Paul), Tomke Stolle (Nina) und Hannah Harbrecht (Martje) hielten das Publikum bei der Premiere von „Ünner‘t Lüchtfüer“ durchgehend in Atem. Foto: Martina Meyer
Veranstaltung

Rote Linien im Leuchtturm

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Drei harte Schicksale gehen bei der NTD-Premiere von „Ünner‘t Lüchtfüer“ unter die Haut

Im Niederdeutschen Theater Delmenhorst hat die neue Spielzeit begonnen. Unter der Regie von Martina Brünjes lief am vergangenen Sonnabend im Kleinen Haus die Premiere des ersten Stückes “Ünner‘t Lüchtfüer“. Seine Handlung bewegt sich weitab vom Klischeee einer Komödie und taucht das Publikum in ein Wechselbad aus Gefühlen von Heiterkeit über Empörung bis zu tiefer Rührung.

Zur Handlung

Im Mittelpunkt steht ein einsamer Leuchtturm vor der Küste, auf dem der eigensinnige Griesgram Paul Gebhardt (dargestellt von Heinrich Caspers) seit 14 Jahren Dienst tut. In dieser Zeit hat er schon 45 seiner Hilfskräfte mit allen Mitteln vergrault und als der Fährmann Herbert Traulsen (Claus Deters) mit der nächsten Assistentin Martje Reepschläger (Hannah Harbrecht) im Leuchtturm auftaucht, droht mit ihr das Gleiche zu passieren.

Martje hat Spielschulden und kann nur durch den Job auf dem Leuchtturm einer Haftstrafe entgehen. Also hält sie durch. Sie stemmt sich gegen alle Erniedrigungen und akzeptiert sogar die roten Linien, mit denen der Leuchtturmwärter seine Bereiche zur Tabuzone macht. Als Pauls Tochter Nina Gebhardt (Tomke Stolle) unverhofft zu einem Besuch auftaucht, hat sie keine guten Nachrichten für ihn dabei. Paul macht sich große Sorgen und Stück für Stück weicht sein hartes Regiment auf, weil er am Ende erkennt, dass alle drei im Leuchtturm auf ihre Art ein hartes Schicksal zu tragen haben.

Großartige Leistung

Mit der Inszenierung von „Ünner‘t Lüchtfüer“ hat Regisseurin Martina Brünjes ein modernes niederdeutsches Theaterstück mit komplexem Hintergrund auf die Bühne gebracht. Es ist ihr gelungen, die einzelnen Charaktere sehr detailliert in Szene zu setzen und aus dem Wechsel von Aktion und Ruhepunkten in der Handlung einen durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen.

Durch ihr professionelles Auftreten begeisterten alle vier Darsteller am Premierenabend mit einer hervorragenden schauspielerischen Leistung. Sie brachten die gesamte Bandbreite von überschäumendem Temperament bis hin zu den ganz leisen Tönen authentisch auf die Bühne. In mehreren Szenen ließen sie zudem ihr vielseitiges schauspielerisches Können aufblitzen, das vom Publikum spontan mit Applaus honoriert wurde. Besondere Anerkennung verdient zudem das von Timo Brünjes gestaltete Bühnenbild. In mehreren Szenen ermöglicht es Aktionen der Darsteller auf zwei Etagen und besticht durch seine maritimen Details. Hinzu kommen mehrere Video-Sequenzen, die den Verlauf der Handlung eindrucksvoll untermalen. Als am Ende der Premierenvorstellung das gesamte Team des Niederdeutschen Theaters auf der Bühne stand, gab es vom Publikum lange und herzliche stehende Ovationen für alle.

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der kann sich das Stück bei den weiteren Vorstellungen am 27., 28. und 29. Oktober, am 16. und 17. November sowie am 8. und 9. Dezember ansehen. Nähere Infos dazu gibt es hier.

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