Jürgen Teumer verteilt in seinem neuesten Buch Spitzen: Er hat in Kurzgeschichten die Eigenarten von Worpswede und seinen Einwohnern festgehalten. Foto: Johannsen
Wer in einer glücklichen Partnerschaft lebt, nimmt durchaus auch mal die Eigenheiten des anderen auf liebevolle Art und Weise aufs Korn. Nicht anders verhält es sich mit dem Heimatort. Die echten Macken offenbaren sich eben oft nur dem aufmerksamen Einheimischen.
Zu dieser Gattung gehört in Worpswede Jürgen Teumer. Über 20 Jahre lebt der pensionierte Universitätsprofessor nun schon im Künstlerdorf. Höchste Zeit mit „spitzem Stift“ die Charakteristika der Worpsweder zu notieren: Vor einigen Monaten veröffentlichte Teumer seine Geschichtensammlung „Worpsweder Spitzen“.
„Es sind alles Ereignisse, die ich persönlich erlebt habe“, erklärt Teumer, der das Buch jüngst in der Kunsthalle vorgestellt hat. „Natürlich habe ich sie verfremdet und in eine satirische und groteske Form verwandelt.“
Vom „Akt der Einbürgerung“ über „das Fest der Schützen“ bis hin zu „Erfahrungen im Krankenhaus“: in 14 Kapiteln wird die Dorfkultur zerlegt. Mal in einem scharfen Ton, mal mit sorgsamer Hingabe: Die „Worpsweder Spitzen“ sind eine kritische Liebeserklärung, wie Teumer es selbst nennt.
Da gibt es zum Beispiel eine Anekdote zum Zeichner Horst Janssen, der einst gesagt haben soll, dass in Worpswede nur „Halbbekloppte“ wohnen und darauf bestand, dass er selbst in Lilienthal lebt. Oder zum Schützenfest, als sich ein besonders angeheiterter Schützenbruder am Bein von Teumers Freund erleichterte.
Über Scheeßel, wo Teumer vor seinem Umzug lebte, hatte der Autor eine ähnliche Abhandlung geschrieben. Mit gemischtem Erfolg, wie er selbst eingesteht. „Das Buch hat sich gut verkauft, die Resonanz war allerdings durchwachsen.“ Teumers deutliche Worte führten gar dazu, dass er und seine Frau die Gemeinde verlassen mussten. „In Worpswede hoffe ich auf den Humor der Einwohner.“
Wer nun neugierig geworden ist, kann „Worpsweder Spitzen“ in den Buchhandlungen im Landkreis oder online erstehen. Das Buch ist beim Verlag Edition Falkenberg unter der ISBN 978-3-95494-305-0 erschienen und kostet 14,90 Euro.
