Traditionalisten essen ihn auf einer mit Butter bestrichenen Scheibe Schwarzbrot. Andere genießen ihn pur, mit Butter oder belegt mit Schinken oder Mettwurst. Die Rede ist vom Bremer Klaben. Seit heute hat das regionale Gebäck wieder offiziell Saison. Eröffnet wurde die Klabenzeit mit dem traditionellen Anschnitt auf dem Marktplatz. Unterstützung erhielt die Bäcker-Innung dabei von Claudia Schilling, Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration.
Erlös geht an die Senioren-Tafel
So traditionell wie die Anschnitt-Zeremonie selber und die lange Warteschlange der Klabenfreundinnen und -freunde vor den Pavillions der Bäcker-Innung ist auch die Spende des Erlöses an einen guten Zweck. In diesem Jahr profitiert die Senioren-Tafel der Bremer Tafel.
Und die kann das Geld gut gebrauchen. Schließlich hat die Tafel weiterhin mit einer großen Nachfrage von Bedürftigen zu kämpfen. „Der Andrang ist immer noch groß“, sagt Vorsitzender Uwe Schneider. Hauptursache sei weiterhin das hohe Aufkommen an Geflüchteten.
Neukunden müssen deshalb eine mehrmonatige Wartezeit in Kauf nehmen, bis sie bei der Tafel Lebensmittel beziehen können. „Aktuell sagen wir den Leuten, dass sie im Januar vielleicht drankommen“, erklärt Schneider. Nur wenn alte Kunden ausscheiden können neue nachrücken.
Mehr Platz in der Ausgabestelle
Die Senioren-Tafel als spezielles Angebot für Tafel-Kunden ab 65 oder mit Mobilitätseinschränkungen gibt es seit gut vier Jahren. Die Idee hinter der speziellen Ausgabezeit ist, den Senioren langes Anstehen und Gedränge vor Ort zu ersparen. Mehr Platz durch weniger Kunden in den Ausgabestellen ermöglicht leichteres Durchkommen mit Rollator oder Rollstuhl.
Die erste Ausgabezeit für Senioren gab es vor gut vier Jahren in Kattenturm. Inzwischen bedienen die Ausgabestellen dort und in der Vahr im jeweils 170 Personen. In Huchting sind es laut Schneider sogar fast 200, die im 14-tägigen Wechsel Lebensmittel beziehen können.
Gebäck mit Tradition
Der Bremer Klaben ist ein regionales Gebäck mit einer langen Tradition. Bereits 1593 wird der Klaben in Dokumenten des Bremer Rates erwähnt. Schon bei den damaligen Seefahrern war das heimische Gebäck aufgrund seines Geschmacks und seiner langen Haltbarkeit sehr beliebt.
Die „Bremer Klavenbäckerei“ dürfte bis ins Mittelalter zurückgehen. Der Warenaustausch mit anderen Hansestädten ermöglichte den Bäckern die Nutzung von zu dieser Zeit teilweise noch exotischen Zutaten. Für das Wort „Klaben“/ „Klaven“ existieren verschiedene Herleitungen. Im niederdeutschen beschrieb „Klöben“ groß und inhaltsreich, in anderen Teilen Deutschlands wurde Klaben mit „Klumpen“ übersetzt. Auch die Begriffe „Klöve“ für Spalte und „Klave“ für Scheit und Kloben, passen gut zur Form des Gebäckstücks und würden sich als Erklärung anbieten.
Klaben vs. Stollen
Es gibt den Klaben nur in Bremen und Umgebung. Das macht ihn bei Touristen genauso beliebt, wie bei den Einheimischen, die „ihren“ Klaben schon lange zu schätzen wissen. Anders der Stollen, ist der Klaben durch den hohen Fruchtanteil von 50 Prozent und der vielen guten Butter, schwerer, saftig und sehr nahrhaft. Auch anders als beim Stollen, wird der Klaben nach dem Backen nicht gebuttert oder gezuckert. Dass er locker mit seinen „Stollen-Geschwistern“ aus anderen Teilen Deutschlands mithalten kann, hat die Auszeichnung mit dem bronzenen Stollenzacharias vor einigen Jahren gezeigt.
Die Bäcker-Innung Bremen hat den Bremer Klaben auf europäischer Ebene seit dem Jahr 2009 unter geografischen Schutz stellen lassen. Nur Betriebe im geografisch zugehörigen Gebiet, die mit den originalen Zutaten backen, dürfen den „Bremer Klaben“ verkaufen. Diese Hersteller müssen sich zudem in einer Produzentenliste registrieren lassen. Nur wer in diese Liste aufgenommen wird, darf die Bezeichnung „Bremer Klaben“ verwenden.
Sicherheit für Verbraucher
Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben damit die Sicherheit, dass sie den echten und einzigartigen Klaben bekommen, den sie kennen und erwarten. Auf der anderen Seite, haben die gelisteten Bäckereien und Konditoreien ein tolles Produkt in ihrem Sortiment und damit auch eine wunderbare Werbemöglichkeit.
Wann mit dem Backen in den Bäckereien und Konditoreien begonnen wird, ist unterschiedlich. Die meisten kleineren Betriebe beginnen nach dem Ende des Bremer Freimarktes mit dem Backen des Klaben. Einige große Betriebe backen den Klaben sogar das ganze Jahr über. Immer wichtig ist, dass der Klaben ausreichend Zeit erhält, um gut durchzuziehen. Denn nur dann hat er Zeit, seinen einzigartigen Geschmack voll zu entwickeln.