Wo einst unvorstellbare Verbrechen an Menschen begangen wurden, wird heute an jene Gräueltaten erinnert – aber auch Würde, Demokratie und Menschenrechte vermittelt. Damit sich die Geschichte nie wiederholt. KZ-Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus sind Orte von zentraler Bedeutung. Genau hier herrschte die Unmenschlichkeit, und genau hier soll das Gegenteil gelehrt werden.
Die neue Ausstellung „Gedenkstätten der NS-Verbrechen“ in der Volkshochschule (VHS) Delmenhorst zeichnet diesen Weg der Geschichte nach. Nils Oskamp und Maria Zarada, die im Bereich politische Bildung aktiv sind und unter anderem mit Schulen kooperieren, besuchten dafür mehrmals zahlreiche Gedenkstätten. „Sie sind zentrale Orte politischer Bildung“, meint Oskamp, der sich vor anderthalb Jahren bereits in einer Ausstellung in der VHS Delmenhorst dem Thema Rechtsextremismus gewidmet hat.
Fotografin Zarada hielt die ganze Schwere, die Beklemmung der ehemaligen Konzentrationslager in Bildern fest. „Bedrückendes ohne Worte“, beschreibt es Anette Melerski von der Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“, Kooperationspartnerin der Ausstellung. Sie betont, dass die Bilderschau gerade in Zeiten, in denen politische Bildung von Kürzungen betroffen ist, wichtig sei. 45 Werke sind auf drei Etagen zu sehen. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Dachau – „ein Musterlager für das kommende Lagersystem“, so Oskamp. Und es war jenes KZ, das am längsten existierte; von 1933 bis 1945. Die Ausstellung soll auch eine Schnittstelle zwischen den Schulen und den Gedenkstätten sein.
Broschüre zur Ausstellung
Dazu konzipierte das Duo eine Broschüre, an der sich auch die Dramaturgie der Bilder-Hängung orientiert. Vom Beginn der Nazi-Diktatur geht es über die Deportationen, die Konzentrationslager bis zum Krieg und bis zur Befreiung. Die Emotionalität des Themas ist den Ausstellungsmachern deutlich anzumerken. Fotografin Zarada ist Sinti, hatte in ihrem Leben immer wieder mit Diskriminierung zu kämpfen. Und auch die Familie erlitt schmerzliche Verluste in der Vergangenheit. Zaradas Großeltern starben in Auschwitz, die Brüder ihres Vaters in Dachau.
So war der Besuch der Gedenkstätten für sie noch einmal besonders emotional. „Es war wie eine Selbsttherapie“, erzählt sie. Eine Freundin habe sie dazu ermutigt, mit ihrer Traurigkeit zu arbeiten, nachdem sie selbst lange nicht den Mut dazu gehabt habe. Gerade der Aufenthalt in Dachau sei „wie in Trance“ gewesen. Umso unverständlicher blickt sie auf die Ignoranz jener, die den Besuch der KZ-Gedenkstätten für die Selbstinszenierung mit Selfies nutzen. „Ich hoffe, dass wir mit der Ausstellung auch zur Selbstreflexion anregen“, sagt Zarada. Sie und Oskamp wünschen sich zudem, dass der Besuch einer Gedenkstätte für Schüler zur Pflicht wird. Die Delmenhorster Schulen haben die Broschüre zur Ausstellung erhalten mit Einladung zum Besuch.
Ein Lichtzeichen
Die Volkshochschule Delmenhorst ist stolz, dass die besondere Bilderschau zuerst in ihren Räumlichkeiten stattfindet. „Sie ist so anders als die Ausstellungen, die wir sonst haben, weil sie so schwer ist“, sagt Grit Fisser, stellvertretende VHS-Leiterin und Programmbereichsleiterin Politik und Gesellschaft. Eine aktive Gedenkkultur sei wichtig, auch weil Zeitzeugen aussterben. Als die Idee zur Ausstellung nach dem Kennenlernen von Oskamp vor anderthalb Jahren aufkam, habe jedoch keiner mit der Aktualität gerechnet, die das Thema in diesen Zeiten hat. Oskamp und Zarada hoffen, auch ein Lichtzeichen setzen zu können.
Die Eröffnung findet am Freitag, 10. November, ab 17 Uhr statt. Alle Interessierten sind eingeladen. Neben Grußworten von Oberbürgermeisterin Petra Gerlach und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der VHS, Robert Gabriel, ist Marcus Meyer für eine Podiumsdiskussion zu Gast. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Denkortes Bunker Valentin. Die Ausstellung kann bis zum 22. Dezember besucht werden.
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