Grünes Licht für die Siedlung im Grünen: Einstimmig haben sich die Mitglieder des Ganderkeseer Ausschusses für Gemeindeentwicklung am Donnerstag, 16. November, hinter die Pläne für die Nachnutzung des ehemaligen Jugendhofs gestellt und für eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplanes gestimmt. Drei lokale Investoren erwarben das Areal 2020 und wollen dort in Abstimmung mit der Gemeinde unter anderem ein Autismuszentrum, Aus- und Fortbildungseinrichtungen insbesondere für Existenzgründer sowie Wohnnutzungen mit naturnahem Charakter verwirklichen. Die bestehenden Gebäude sollen größtenteils erhalten bleiben und durch neue Häuser ergänzt werden.
Das Autismuszentrum ist für einen zentralen Bereich geplant, die Arbeit umfasst etwa die Aufklärung, Beratung und Therapie von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung und ihrem sozialen Umfeld.
Keine Naturschutzbedenken
Das ehemalige Veranstaltungsgebäude ist laut Planungsbüro NWP in einem sehr schlechten baulichen Zustand und muss daher abgerissen werden. Dafür soll ein Sechs-Parteienhaus neu errichtet werden; ein weiteres ist nordwestlich geplant.
Bei der Ansiedlung des Autismuszentrums hat sich „schon etwas getan“, wie NWP-Geschäftsführer Thomas Anlieger im Ausschuss erklärte. Ferner erläuterte er zu den Plänen für das 5,6 Hektar große Gelände, dass unter anderem eine insektenfreundliche Beleuchtung sowie Ausweichbuchten an der Straße vorgesehen sind. Bedenken von Bürgern aus dem Beteiligungsverfahren, etwa zu Immissions-, Wirtschafts- und Naturschutzfragen, konnte Anlieger beschwichtigen. Die Untere Naturschutzbehörde habe keine Zweifel geäußert, das Gelände werde wiedergenutzt und entstehe nicht komplett neu, Kompensationsflächen für Wald seien mithilfe eines Sachverständigen an unterschiedlichen Orten in der Gemeinde festgelegt. Hohe Immissionen durch Individualverkehr seien nicht zu erwarten.
Die Ratspolitik äußerte sich zwar positiv zu den Planungen, jedoch stand bei einigen der Punkt ÖPNV-Anbindung aufgrund der abgeschiedenen Lage des Geländes weiterhin im Raum. „Die Frage wird uns weiter beschäftigen“, erklärte auch die Ausschussvorsitzende und SPD-Ratsfrau Christel Zießler.
Lob für Projekt
„Endlich sind wir auf der Zielgeraden“, zeigte sich Arnold Hansen, Gruppenvorsitzender der Freien Wähler/UWG, zufrieden, der dem Vorhabenträger für sein Durchhaltevermögen Anerkennung zollte. Jedoch sei das Thema Verkehr „noch nicht vom Tisch“. Ebenso äußerte er sich besorgt zum Problem Eichenprozessionsspinner, das gerade auf Kreistagsebene besprochen werde. Dem schloss sich Günter Westermann (CDU) an, der das Aufhängen von Meisenkästen zur Schädlingsbekämpfung anregte. Laut NWP-Chef Anlieger gibt es vor Ort lediglich Nadel- und Mischwald, es sei aber möglich, dass dort auch einzelne Eichen stehen.
Philipp Albrecht (CDU) sprach von einem „sehr guten Projekt“, das anfangs jedoch in seiner Partei kontrovers diskutiert worden sei. „Auf den ersten Blicken mag man sich fragen: Warum bauen die hier irgendwo im Nirgendwo so viele Häuser? Aber es steht ja schon was, das jetzt nur vor sich hin fault. Es ist gut, dass etwas passiert, das Konzept ist in sich stimmig und kann langfristig ein Gewinn für die Gemeinde sein“, zeigte sich der Fraktionschef der Christdemokraten zuversichtlich.
„Ein spannendes Projekt, dahinter steht eine Vision“, pflichtete Annegret von Essen (Bündnis 90/Die Grünen) bei. Dennoch sei es auch ein Abwägungsprozess aufgrund des Eingriffs in die Natur und der Frage, warum ein „Dorf im Dorf“ entstehe. Zudem sei die Verkehrsanbindung noch zu klären.
Martin Faqeri (fraktionslos) lobte den sozialen Aspekt des „starken, naturnahen“ Projektes, das mit seinem Autismuszentrum auch der Integration diene. Wie Hansen und Albrecht sprach auch er anerkennende Worte für den „langen Atem“ des Vorhabenträgers aus.