Die Graft gleicht bereits in Teilen einem Sumpfgebiet. Foto: Konczak
Wasserwerk

Delmenhorst hat Wasser satt

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Politik beharrt auf dem Bau eines neuen Wasserwerks in den Graftanlagen

 

Der Pegel der Delme ist an vielen Stellen im Stadtgebiet stark angestiegen, so wie hier beim Graftwerk.Foto: Konczak

Viele Delmenhorsterinnen und Delmenhorster klagen aktuell über nasse Gärten, vollgelaufene Keller sowie Risse und andere Schäden an Gebäuden, für die sie allesamt dem Stadtwerkechef Hans-Ulrich Salmen die Schuld geben. Das Thema Vernässung ist in der Stadt eng mit der vor Jahren eingestellten Trinkwasserförderung in der Graft verbunden. Das zeigte sich zuletzt eindrucksvoll bei der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Verkehr mit dem Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Gewässerschutz am vergangenen Dienstag.

„Bäume statt Sumpf“

Zahlreiche Bürger nutzten die Einwohnerfragestunde, um ihrem Unmut Luft zu machen. Von mehr als 1.000 alten Bäumen in der Graft, die aufgrund des nassen Bodens in jüngster Vergangenheit umgestürzt seien, sprach Dr. Harald Groth, Sprecher von „Rettet die Graft“. Dr. Klaus Bohnemann, Präsident des Bürgerparkvereins Delmenhorst „Unsere Graft“ forderte eine Debatte über das Thema „Bäume statt Sumpf“. Denn im Gegensatz zu einem Niedermoor würden Bäume nicht nur Kohlendioxid speichern, sondern auch für Sauerstoff und Kühlung sorgen und Schatten spenden. Ebenfalls geäußert wurde die Meinung, dass Delmenhorst als Klimamusterstadt es sich nicht leisten könne, passiv dabei zuzusehen, wie massiv Bäume sterben und Lebensraum von Pflanzen und Tieren in der Graft vernichtet werde.

SWD: „Ein Wasserwerk ist nicht dafür da, um die Vernässung zu verhindern“

Schnell wurde deutlich, dass ein Großteil der Bevölkerung in einem neuen Wasserwerk in der Graft die einzig mögliche Lösung sieht, dem Wasserproblem Herr zu werden. Damit solch ein Gebäude überhaupt entstehen könne, verwies Dieter Meyer, Prokurist bei der SWD und dort zuständig für die Trinkwassergewinnung darauf, dass der SWD bislang die Freigabe der Planungsmittel durch den Aufsichtsrat fehlen. „Wir können das neue Wasserwerk nicht selber bauen. Die Investitionen belaufen sich auf rund 25 Millionen Euro“, so Meyer. Nach Mittelfreigabe werde man mit einer europaweiten Ausschreibung nach einem Planungsbüro suchen, welches einen Projektzeitplan erstellt. Ob damit das Problem der Vernässung vom Tisch sei, steht laut SWD jedoch nicht fest. Meyer: „Ein Wasserwerk ist nicht dafür da, um die Vernässung zu verhindern. Dafür müssen andere Maßnahmen ergriffen werden.“

Keine Zustimmung von den anderen Fraktionen, dafür lautstarken Unmut von den anwesenden Bürgern, erntete ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Sie hatten erreichen wollen, dass alternativ zum Bau eines Wasserwerks das Gespräch mit dem OOWV gesucht wird, ob eine Zulieferung von Trinkwasser weiterhin möglich sei. Die Grünen sind nicht davon überzeugt, dass ein Wasserwerk allein, die Vernässung in der Graft beendet. Um das zu erreichen, müssten die Gräben geöffnet und ein Schöpfwerk eingerichtet werden. Ähnlich argumentiert auch der Naturschutzbund.

Graft-Brunnen sind eine Notmaßnahme

Seit kurzem fördern die Graft-Brunnen wieder rund 180 Kubikmeter Wasser in der Stunde. Zeitnah soll die Fördermenge auf stündlich 200 Kubikmeter angehoben werden. Die SWD gibt jedoch zu bedenken, dass selbst diese Förderleistung die jetzige Situation in der Graft nicht signifikant ändern wird, da der Boden vollständig gesättigt ist, so dass das Oberflächenwasser nicht versickern kann. Erst wenn die Niederschläge nachlassen, hat das Oberflächenwasser die Chance, langsam zu verschwinden. Davon abgesehen ist der Einsatz der Graft-Brunnen lediglich eine Notmaßnahme – die jährlich 250.000 bis 300.000 Euro kostet. Sollte jedoch kein Wasserwerk in der Graft gebaut werden, müssten die Pumpen abgestellt werden. Denn ihr Notbetrieb ist überhaupt nur aufgrund dieses Ratsbeschlusses möglich. Auf die Frage von Ratsfrau Christina Naujoks (CDU), was passiert, wenn die Pumpen abgestellt werden, sagte Meyer: „Dann steigt der Grundwasserspiegel.“

Ebenfalls keine Mehrheit fand ein Antrag der Delmenhorster Liste für die Einrichtung eines Sonderfonds „Kellerabdichtung“. Der Sonderfonds hätte betroffene Immobilieneigentümer finanziell unterstützen sollen. Dafür hätten Mittel in Höhe von 500.000 Euro in den Haushalt bereitgestellt werden müssen. Aus Sicht der Stadtverwaltung gibt es hierfür keine rechtliche Grundlage.

Einig waren sich die anwesenden Politiker, dass die SWD sie zukünftig regelmäßig über den Status bei den Planungen für ein neues Wasserwerk unterrichten muss.

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