Auf der Suche nach Wegen zu mehr Verlässlichkeit in den Kitas: Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp. Foto: Schlie
Kita-Krise

Notfalls Betreuung statt Bildung

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Wie Kinder- und Bildungssenatorin mehr Verlässlichkeit für Eltern von Kita-Kindern schaffen will.

Not macht erfinderisch. „Die pädagogische Idealvorstellung von Kita als frühkindlicher Bildungseinrichtung ist derzeit unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht realisierbar“, sagt Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). Um die Zerreißprobe zwischen kindgerechter Bildungsarbeit, wachsenden Bedarfen, steigenden Kinderzahlen und der Forderung nach verlässlicher Betreuungszeit bestehen zu können, schlägt sie eine Unterscheidung zwischen Bildungs- und Betreuungszeit vor.

Die Idee dahinter: Die pädagogischen Fachkräfte, von denen es bekanntlich zu wenige gibt, konzentrieren sich auf die Bildungsarbeit, während weniger qualifizierte Kräfte die Betreuung in den übrigen Zeiten übernehmen oder wenn Fachkräfte ausfallen. „Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass Kita -Assistenzen eine wirksame Entlastung bringen können“, so Aulepp. „Mit einer solchen Entlastung könnten auch Fachkräfte, die den Kitabereich verlassen haben, zurückgewonnen werden“, glaubt sie.

Verlässliche Betreuung als Nahziel

Formuliert hat Aulepp ihre Vorschläge in einem Thesenpapier, das zunächst an Mitglieder der Bremer SPD und an Fachkreise gerichtet ist. Der Sozialdemokratin ist bewusst, dass sie insbesondere aus dem Bereich der Berufsverbände und Gewerkschaften mit Widerstand zu rechnen hat. Dabei gehe es ihr keineswegs um die Absenkung von Standards, versichert Aulepp. Ihr ginge es darum, in der aktuellen Not-Situation  verlässliche Betreuung für alle Kinder sicherzustellen.

„Als die verlässliche Grundschule eingeführt wurde, hat sich doch auch niemand beklagt, dass die Kinder bei Unterrichtsausfall nicht von Pädagogen betreut werden“, meint sie. Betreuung durch vollqualifizierte Erzieherinnen und Erzieher bleibe das Ziel. Doch zunächst sei alles besser als gar keine Betreuung.

Fachkräfte fehlen

Seit Jahren beklagen Elternvertreter die fehlende Verlässlichkeit der vereinbarten Betreuungszeiten in den Kitas. Durch Personalengpässe kommt es immer wieder zu Ausfallzeiten, die insbesondere Berufstätigen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren. Gleichzeitig ist die Zahl der zu betreuenden Kinder in den vergangenen zehn Jahren um fast 20 Prozent gestiegen. Trotz des massiven Ausbaus der Kapazitäten fehlen weiterhin Kitaplätze – unter anderem weil aufgrund fehlender Fachkräfte nicht alle Gruppen eingerichtet werden können, die räumlich möglich wären .

Um zu verdeutlichen, dass sie  die Qualitätsstandards eben nicht dauerhaft herunterschrauben will, verbindet Aulepp ihren Vorschlag mit der Forderung nach einer Ausweitung der Ausbildungsmöglichkeiten und -kapazitäten. Außerdem soll dem Einstieg geringer Qualifizierter Kräfte der Durchstieg in die berufliche Vollqualifikation folgen.

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