Der Parkplatz Auf den Graftwiesen stand beim Hochwasser 1998 komplett unter Wasser. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst
Historie

Delmenhorster Hochwasser von 1998

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Blick in die Vergangenheit: Im Oktober 1998 standen Teile Delmenhorsts unter Wasser

Tagelang hatte es sintflutartige Regenfälle gegeben, die Böden konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Am 28. Oktober 1998 trat die Welse über die Ufer und setzte zahlreiche Keller und Wohnzimmer unter Wasser. „Land unter“ meldeten auch die Deutschen Lino­leumwerke und die Autoverleih- und Verwertungsfirma Auvera. Die Brücke im Tiergarten drohte weggerissen zu werden. Die Delme mutierte zu einem reißenden Fluss.

Der Pegel am Messpunkt Holzkamp erreichte einen Wert von 14,56 Meter über Normal Null und fast ein Meter mehr als der Höchststand der Fluten zu Beginn der 1960er Jahre. Problematisch gestalteten sich insbesondere die Areale am Burggrafendamm, Delmegarten und Ordemannskanal, an den Graften sowie an der Rudolf-Königer-Straße. Aber auch die Bismarckstraße war in einigen Abschnitten überflutet, und das Rathaus wurde von den Wassermassen umspült. Ebenfalls schwer betroffen war das St.-Josef-Stift.

Etwa 200 Helfer der Bundeswehr, der Feuerwehren, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerkes waren ununterbrochen im Einsatz. Tausende Sandsäcke wurden überall dort aufgetürmt, wo weitere Überschwemmungen drohten.

Quelle: Stadtarchiv Delmenhorst

Einen Tag später verschärfte sich die Lage weiter. Erst jetzt erreichten weitere Wassermassen aus dem Landkreis die Delmenhorster Innenstadt. Der Wasserstand der Delme war auf 2,50 Meter angeschwollen und hatte große Teile der City in eine Wasserlandschaft verwandelt. Als Krisenpunkte erwiesen sich wieder das katholische Krankenhaus und die Kirchengebäude von Sankt Marien, außerdem das Wasserwerk An den Graften und das Delfina-Spaßbad.

Die Zahl der Katastrophenhelfer war auf mehr als 1.000 angewachsen. In der Rudolf-Königer-Straße, Oldenburger Straße und dem Wohnblock östlich des Burggrafendamm begann die Evakuierung von Anwohnern mit Schlauchbooten und Amphibienfahrzeugen der Bundeswehr.

Die Folgetage brachten mit sinkenden Wasserpegeln eine Entspannung. Am 1. November um 8.55 Uhr konnte der Katastrophenalarm aufgehoben werden. Bereits einen Tag vorher hatten EWE und die Stadtwerke die vorsorglich abgeschaltete Strom- und Heizungsversorgung wieder angefahren. Die ersten in Sicherheit gebrachten Bewohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren, 34 Betroffene mussten allerdings noch eine Nacht in der Bundeswehr-Kaserne verbringen.

Die Aufräumarbeiten liefen am Montag, 2. November, an. Container wurden aufgestellt, Sperrmüll abgefahren. Auch mit dem Einsammeln der Sandsäcke wurde begonnen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft für die Geschädigten setzte ein, die von Zuwendungen der Oldenburgischen Landesbrandkasse über Kollekten in den Kirchen bis zur Einrichtung von Spenden- und Hilfsfonds reichte.

In einigen Gebieten von Delmenhorst kamen Schlauchboote zum Einsatz, so wie hier in der Rembrandtstraße. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Dann der Schock: Nur wenige Tage später, am 13. Dezember 1998, stiegen die Wasserpegel in der Delme nach heftigen Regenfällen erneut schnell an. Nur ein halber Meter trennte Delmenhorsts Innenstadt von einer weiteren Überflutung. Die Welse schwappte allerdings erneut über die Ufer, zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen.

Schon bald setzten Diskussionen über geeignete Maßnahmen zum Hochwasserschutz ein. In Schlutter sollte ein Regenrückhaltebecken entstehen. Am 29. August 2009 übergab Stefanie Nöthel vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz im Delmenhorster Rathaus die Baugenehmigung für das Hochwasserrückhaltebecken an den Ochtumverband, dem die Realisierung des Projektes oblag.

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