Ausschnitt aus Fearful Symmetries. Foto: Stephan Walzl
Theater Oldenburg

Kreaturen aus einer märchenhaften Fantasiewelt

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Die "Recycling"-Reihe der BallettCompagnie Oldenburg wird seit vergangenem Sonnabend fortgesetzt.

Das Publikum erlebte bei der Premiere am 20. Januar, im so gut wie ausverkauften Kleinen Haus, drei choreografische Uraufführungen – meisterhaft dargeboten von der BallettCompagnie Oldenburg.

Bei der Recycling-Reihe, die Ende 2022 ihren Auftakt fand, stammen die Bühnenbilder und Kostüme aus dem reichhaltigen Fundus des Oldenburgischen Staatstheaters und werden in einen künstlerisch neuen Zusammenhang gebracht.

Ich hätte mir allerdings eine andere Reihenfolge der drei thematisch und tänzerisch sehr unterschiedlichen Inszenierungen gewünscht.

Teele Ude ist mit Samory Flury verbunden, so dass sie sich zwar bewegen kann, aber nicht vom Fleck kommt. Im Hintergrund: Elizabeth Cohen (Szene aus Re-Movement) Foto: Stephan Walzl

Gerade die letzte Choreografie „Re-Movement“ von Dustin Klein entlässt nicht nur mich mit gemischten Gefühlen in den Abend. Teile der Zuschauer sind sichtlich aufgewühlt. Der Choreograf hat als Thema für sein Ballett Träume als Ausgangspunkt gewählt. Und die sind nun einmal nicht nur hell, schön und angenehm, sondern sehr wohl auch düster, erschreckend, negativ.

Die im Ballett dargestellten Träume sind überwiegend unbehaglich und albtraumhaft. Mich erinnerte das viel zu stark an meine Depressionen und Panikattacken, um die körperliche Leistung der Tänzerinnen und Tänzer genießen zu können.

Als Klangkulisse zu einem düsteren Bühnenbild wählt Dustin Klein Stücke aus dem Album „utp_“ von Alva Noto, Ryuichi Sakamoto und dem Ensemble Modern und unterlegt sie mit Gedichten, die er gemeinsam mit dem Schauspieler Felix von Bredow geschrieben hat.

Der Choreograf entwirft starke Bilder der menschlichen Regungen und Gefühle. So entwickelt sich eine eigenständige Tanzschöpfung, die teilweise wie eine Theaterinszenierung wirkt.

Gesamtkunstwerk aus Licht, Bild und Bewegung

Tanzende Schattenwesen: White Line von Alex Kros Foto: Stephan Walzl

Eröffnet wird das Programm mit Alex Kros Choreografie „White Line“. Die Auswahl der Kostüme verantwortet er ebenfalls, darüber hinaus hat Alex Kros das Bühnenbild gemeinsam mit Georgios Kolios erdacht. Die Musik stammt von Mabe Fratti. Im Programmheft verrät Alex Kos, dass für ihn White Line, also die weiße Linie den Ort symbolisiert, an dem zwei verschiedene Welten, zwei Dimensionen aufeinandertreffen.

Das Bühnenbild ist voller Kurven und gebogener Linien. Davor tanzen die Frauen und Männer voller Energie und Leidenschaft. Präzise Figuren und Sprünge wechseln sich mit Momenten voller kindlicher Freude und Leichtigkeit ab.

Mit Hilfe von teils indirekten Lichtquellen wird teilweise auf der Bühne eine unwirkliche Atmosphäre geschaffen, vor der die BallettCompagnie Oldenburg wie Scherenschnitte oder unheimliche Schattenwesen agieren.

Vor allem Martina Di Giulio und Nicol Omezzolli tanzen wunderbar einfühlsam.

Höhepunkt des Abends

Samory Flury und Teele Ude harmonieren in Fearful Symmetries. Foto: Stephan Walzl

Höhepunkt ist die zweite Choreografie des Abends – die ich mir persönlich für den Abschluss gewünscht hätte. Zu der Musik von John Adams Titel „Fearful Symmetries“  versetzt der Choreograf Antoine Jully die BallettCompagnie Oldenburg und das Publikum in eine fantastische Welt, die in Teilen an Alice Wunderland erinnert. Herausgekommen ist ein gelungenes Gesamtkunstwerk von hohem Anspruch und viel Witz.

Wie schon häufiger verlangt Antoine Jully seiner Compagnie schnelle Bewegungen sowie einen eleganten und tanztechnisch herausfordernden Tanzstil ab. So unterhaltsam und facettenreich die Komposition Fearful Symmetries ist, so gut passen auch die kleinen Scherze und der augenzwinkernde Humor des Balletts dazu.

Durch die von Heather Rampone-Gulder gestalteten, phantasievoll upgecycelten, teils schrill bunten Kostüme wirken die Tänzerinnen und Tänzer, die solo, als Paare, in kleinen Gruppen oder mit 14 Personen auf der Bühne agierten, zuweilen wie Figuren oder Kreaturen aus einer märchenhaften Fantasie-Welt. Den Bühnenraum hat Georgios Kolios gestaltet.

Die Choreografie „Fearful Symmetries“ ist so vielfältig aufgebaut, dass man sie sich ein zweites Mal ansehen sollte, um wirklich alle Elemente zu erfassen.

Dieser dreiteilige Ballettabend ist in jedem Falle sehenswert.

Gegen Ende der Choreografie White Line werden die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer immer schneller, kraftvoller, fast zerstörerisch. Foto: Stephan Walzl

Weitere Termine für Recycling II:

Dienstag, 13. Februar, Sonntag, 18. Februar, Freitag, 1. März, Sonnabend, 2. März, Mittwoch, 13. März, Donnerstag, 21. März sowie Mittwoch, 27. März. Beginn jeweils um 20 Uhr. Aufführungsdauer zirka zwei Stunden und für Minuten, inklusive zwei Pausen

Info: Oldenburgisches Staatstheater

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