Eine Hummel im „Bienenglück“: Künftig müssen Insekten und Co. nicht weit umsiedeln auf eine andere Fläche am Fuhrenkamp. Foto: Konczak
Naturschutz

Neues Feld; neues Glück

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„Bienenglück“ zieht um / Was geplant ist

Die erste Aussaat ist im Boden, im Frühjahr folgt die nächste. Es ist bald angerichtet im neuen Paradies für Insekten, Vögel und Co. am Bürsteler Fuhrenkamp. Das Artenschutzprojekt „Bienenglück“, das Landwirt Onno Osterloh, Diplom-Ökologe Dr. Klaus Handke und Pflanzenbauberater Jan Juister 2019 auf einem Acker an dem Waldgebiet ins Leben gerufen haben, geht weiter. Europäische Vorgaben zwangen die Blühfläche zu einem Umzug, aber eine andere Fläche in unmittelbarer Nähe, ebenfalls am Fuhrenkamp, ist gefunden. Doch das allein reichte nicht. Ohne einen großzügigen Betrag des Elmeloher Moin-Zentrums wäre es wohl nicht weitergegangen.

Das neue Areal ist mit vier Hektar so groß wie das alte. „Es handelt sich um eine Waldrandfläche mit ökologisch ähnlicher Wertigkeit. Sie ist gut eingebettet und windgeschützter“, weiß Handke. Auch ein Feuchtgebiet findet sich hier. Das Team will Mischungen von ein- und mehrjährigen Pflanzen ausbringen, einen neuen Lehrpfad installieren und die Aussaat mit Drohne testen. Zudem sollen Punkte wie eine Herbstaussaat, Aussaatstärken oder auch das Nachsäen bei schlechten Beständen erforscht werden.

Das Bienenglück schlägt Wellen

In seinen fünf Jahren hat das „Bienenglück“ eine Strahlkraft über die Gemeindegrenzen hinaus entwickelt. Saatguthersteller passten Blühmischungen an die Bienenglück-Ergebnisse an, Naturschutzverbände nahmen an Führungen teil, Schulklassen unternahmen Ausflüge ins Blühparadies. In der Gemeinde Ganderkesee gibt es mittlerweile sieben weitere Flächen von sieben Landwirten nach dem Vorbild des „Bienenglücks“. „Das war auch unser Ziel“, sagt Handke. Die Erkenntnisse weitertragen, andere inspirieren. Eine Erkenntnis: „Mehrjährige Pflanzenflächen sind besser als solche, die einjährig angelegt sind“, so Jüchter. „Flächen, die auf mehrere Jahre angelegt sind, sind nachhaltiger und für die Landwirtschaft einfacher“, meint Handke. Zudem wollen die Initiatoren auch zeigen, dass Landwirtschaft und Naturschutz zusammenpassen können.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schnell summte, brummte, krabbelte und flatterte es nach dem Projektstart im „Bienenglück“. Wandernde Arten wie Distelfalter, Postillon, Goldene Acht und Schabrackenlibellen siedelten sich ebenso an wie seltenere Arten, etwa Rosenkäfer und Hornissen-Raubfliegen. Sogar flugunfähige Spezies wie Wespenspinnen und Punktierte Zartschrecken fanden einen Lebensraum. Gerade für die Artenvielfalt ist das Areal besonders wichtig. 70 Vogelarten wurden gezählt, darunter 23 Brutvogelarten, 24 Tagfalter- und 18 Libellenarten. Aussaat und Flächenpflege wurden so optimiert, dass Tiere das ganze Jahr über einen Unterschlupf und Nahrung finden. Ein Drittel wurde gemulcht, sodass manche Pflanzen mehrfach in der Saison blühten. So etwas wünscht sich Handke auch andernorts: „Wenn die Menschen nicht alles mähen, sondern zehn Prozent stehenlassen würden, hätte das schon einen tollen Effekt.“

Hotspot für Flora und Fauna

Landwirt Osterloh schaut gespannt darauf, wie schnell sich nun die neue Fläche entwickelt – „und zum Hotspot werden kann“. Die Randstrukturen beim alten „Bienenglück“ sollen erhalten bleiben; auch einige Restblühstreifen bleiben noch eine Zeitlang stehen, um zu schauen, wie sie sich entwickeln. Für Handke besteht kein Zweifel, dass die neue Heimat schnell gut angenommen wird. Die meisten Tiere in der Feldflur könnten schnell umziehen, ein Wechsel sei natürlich. Neben den Blühflächen soll es im neuen „Bienenglück“ für Interessierte auch wieder die Möglichkeit geben, selbst Kartoffeln anzupflanzen. Veranstaltungen wie Führungen sind ebenso im Programm. „Es ist uns ein großes Anliegen, Landwirtschaft und Naturschutz erlebbar zu machen, gerade auch für Kinder“, sagt Osterloh. Der neue Lehrpfad dürfte daher auch für den Nachwuchs ein Highlight sein.

„Mir ist es immer wichtig, zu Lösungen zu kommen“, meint Handke. „Wir haben interdisziplinär etwas entwickelt, das auch umgesetzt werden kann und sind dabei sehr flexibel.“ Öffentliche Gelder wurden nie beantragt, um frei und unabhängig agieren zu können. Weiterhin ist das Team auf der Suche nach Sponsoren.

Infos, auch zum Programm, gibt es auf der Facebook-Seite vom „Bienenglück“. E-Mail bienenglueck@hof-osterloh.de, Telefon 04222/4 00 06 00.

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