Martina Zeller, Jay Lierath, Selda Kaiser und Angela Wuerdt (v. l.) beteiligen sich am „Bürger:innenrat Stadtraum Centrum Bremen“. Foto: Schlie
Bürger:innenrat

Machen statt meckern

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Teilnehmerinnen des ersten Bremer „Bürger:innenrates“ ziehen positive Zwischenbilanz

Der Name klingt ziemlich sperrig: „Bürger:innenrat Stadtraum Centrum Bremen“ und die zugehörige Abkürzung BSCB erinnert an eine Casting-Show. Das Gremium, das sich dahinter verbirgt, soll weder das eine noch das andere sein. Im Rahmen der Projekte des Programms „Zukunftsfähige Innenstädt und Zentren“ erprobt Bremen seit September ein neues Format der Bürgerbeteiligung.

Positive Ergebnisse

Im Gespräch mit dem WESER REPORT zogen vier BSCB-Mitglieder zur Mitte ihrer kurzen Amtszeit eine Zwischenbilanz. Und die fällt ausgesprochen positiv aus.
„Ich finde es genial“, sagt etwa Martina Zellner. „Man trifft 40 Menschen, die man noch nie gesehen hat und nach zwei Stunden eine Verbindung. Man hat das Gefühl, dass man etwas bewegen kann“, erklärt sie. Angela Wuerdt stimmt zu: „Ich fand den Input toll. Man diskutiert mit Leuten, mit denen man sonst nicht diskutiert hätte. Ich gehe jetzt mit anderen Augen durch die Stadt“, erklärt sie. Selda Kaiser ist von der Niedrigschwelligkeit des Formats begeistert: „Ich dachte, dass ich als Biologin qualifiziert sei. Doch es war wichtig, dass uns die Expertise jederzeit zur Verfügung stand. Sonst wären wir gedanklich Wege gegangen, die nicht realistisch gewesen wären“, erläutert sie.

Gründung und Zusammenführung der Mitglieder

Die Mitgliedschaft im BSCB verdanken die Frauen dem Zufall. 2.500 Bremerinnen und Bremer waren vom Statistischen Landesamt ausgelost und dann vom Projektbüro Innenstadt angeschrieben worden, ob sie Interesse an einer Teilnahme hätten. 250 meldeten sich zurück. Aus ihnen wählten die Organisatoren 40 Personen aus. Die hierbei hinterlegten Kriterien wie Alter, Geschlecht und Stadtteil sollen ein für die Stadtgesellschaft möglichst repräsentative Gruppe ermöglichen. Ein „Mini-Bremen“, wie Jan Casper-Damberg, vom Projektbüros es beschreibt.

„Erstmal habe ich mich gefragt, wie die an meine Adresse gekommen sind“, erinnert sich Zeller. Dann habe sie die Einladung als Chance betrachtet, etwas zu machen, satt zu meckern. Jay Lierath war sofort interessiert: „Allein die Idee fand ich gut“, sagt sie. Sie fühlt sich bestätigt. „Wir würden alle sofort wieder in einen Bürgerrat gehen“, meint sie. „Mein Interesse, an Beteiligung, ist geweckt.“

Themenschwerpunkte des Gremiums

Konkret beschäftigt hat sich der BSCB in drei ganztägigen und zwei halbtägigen Workshops mit der Frage des klimagerechten Stadtumbaus am Beispiel einer Straße. Unter sechs vorgeschlagenen Straßen fiel die Wahl auf die Dechanatstraße. „Wir haben uns gefragt, wo wir am meisten bewegen können, wo die meisten Menschen profitieren“, so Lierath.

Ein Projekt bereits durchgesetzt

Die Empfehlungen des BSCB mündeten in eine Skizze, die von der zuständigen Deputation als Grundlage für die Umsetzung verabschiedet wurde. Die Finanzierung steht auch. Bis 2025 soll die Dechanatstraße umgestaltet werden. Für den Rat steht indes ein zweites Projekt an. Das Gremium soll Empfehlungen für die Gestaltung des Areals rund um das heutige Parkhaus Mitte aussprechen. Diese sollen dann von der Wettbewerbsjury berücksichtigt werden.

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