Doris Ostermann, Torsten Wieting, Gesa Schierenstedt, Markus Flügger, Birgit Schütte, Helge Siefken und Franz Pache im gespielten Probenwirrwarr. Foto: Martina I. Meyer
NTD

Das organisierte Chaos

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Niederdeutsches Theater Delmenhorst lässt in neuer Komödie hinter die Kulissen schauen

Ein Tag vor der Premiere. Nichts klappt, die Nerven liegen blank. Türen klemmen, Texte fehlen, Requisiten sind falsch platziert – wie soll das nur gut gehen? Nein, dies ist kein Auszug aus dem Bühnenleben beim Niederdeutschen Theater Delmenhorst (NTD). Vielmehr lässt das Ensemble sein Publikum mit der turbulenten Komödie „Vun Achtern un vun Vörn“ einmal hinter die Kulissen des Theaters schauen – einschließlich Affären, Intrigen und handfesten Attacken. „Der nackte Wahnsinn“ lautet der hochdeutsche Titel des Stücks von Michael Freyn. „Und es ist auch der nackte Wahnsinn“, meint Berufsregisseur Philip Lüsebrink, der das Theater-Chaos mit dem NTD inszeniert und damit am Sonnabend, 9. März, Premiere im Theater „Kleines Haus“ feiert.

Ein Blick hinter die Kulisse

Im ersten Akt erleben die Zuschauer die Truppe eines Tourneetheaters bei der wüsten Generalprobe zu „To veel nich an“ , bevor sich die Bühne um 180 Grad dreht. Nun sieht man, was sich während der Aufführung hinter der Bühne abspielt. Aus Eifersüchteleien, persönlichen Befindlichkeiten, Neid, Liebe und Trennung entfaltet sich ein ganz eigenes Stück. Schließlich folgt die letzte Vorstellung einer langen Tournee und die Bühne ist wieder von vorn zu sehen.

Das alles klingt genauso aufwendig und kompliziert, wie es ist. Die Inszenierung birgt so einige Herausforderungen, wie Lüsebrink verrät. Schauspieler halten eine Requisite in der Hand, obwohl es um eine andere geht, sie hören, was auf der Bühne passiert, aber sehen es nicht, Texte werden weitergesprochen, obwohl der Szenenpartner nicht da ist, um nur einiges aus dem Wirrwarr zu nennen. „Es ist das organisierte Chaos. Die Logistik ist sehr herausfordernd“, so Lüsebrink, der „Vun Achtern un vun Vörn“ als eine „Liebeserklärung an das Theater“ und ein „Riesen-Teamstück“ bezeichnet. Er selbst habe lange gebraucht, um überhaupt das Textbuch zu verstehen. Neun Darsteller wuseln vor und hinter der Bühne umher, und irgendwie muss das Stück am Laufen gehalten werden. Dabei ist das alles näher an der Realität, als man vielleicht denkt. „Manchmal ist es wirklich so, aber es geht immer irgendwie weiter“, erzählt der Regisseur mit einem Schmunzeln.

Die Amateurdarsteller würden Profihaftes leisten, lobt Lüsebrink. Neben jenem „organisierten Chaos“ kommt hinzu, dass die NTD-Schauspieler ihrerseits Schauspieler darstellen und ein Stück im Stück gespielt wird.

Herausragendes Bühnenbild

Inszenierung und Bühnenbild gehören zu den aufwendigsten Produktionen, die das NTD bislang auf die Beine gestellt hat. Die Kulisse auf einer Drehbühne ist zweistöckig und erhebt sich vier Meter nach oben mit acht Türen und einem Fenster. „So etwas Großes kann nicht jede Bühne leisten“, weiß Lüsebrink. Mit diesem Meisterstück feiert zudem Axel Uhlhorn, Leiter des Teams „Bühnenbau und Bühnentechnik“, sein 25-jähriges Bühnenjubiläum mit dem NTD. Seit 1998 gehört er zum Stab, 13 aktive Mitglieder zählen derzeit dazu. Interessierte Neuzugänge sind willkommen. „Das Niveau ist über die Jahre immer weiter angestiegen“, erzählt Uhlhorn. Abgesehen von Türen, die aus der Angel gehoben wurden, oder losen Türgriffen habe es schlimme Pannen in all den Jahren nicht gegeben. Und eins sei versichert: Etwaige Missgeschicke in „Vun Achtern un vun Vörn“ sind durchaus beabsichtigt.

Die Komödie ist vom 9. März bis zum 14. April im Theater „Kleines Haus“ zu sehen. Alle Termine und Tickets gibt es auf ntd-del.de.

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