Emotionale und aufgeregte Stimmung herrschte auf dem Marktplatz in Delmenhorst am vergangenen Mittwoch. Tausende Menschen versammelten sich, tauschten sich aus brachten bunte Schilder mit den Aufschriften „EkelAfD“, „SAfDladen“ und „Wenn AfD die Antwort ist, wie dumm war dann die Frage?“ mit. Die Position der Demonstrierenden ist damit eindeutig: Sie wollen die Demokratie stützen und dem Rechtsextremismus keinen Raum geben.
Stimmen aus der Mitte
Zu dieser Veranstaltung, die von dem Breiten Bündnis gegen Rechts (BBgR) organisiert wurde, kamen zahlreiche Akteure aus der Politik zusammen. Die Stimmen der Kundgebungen kamen allerdings direkt aus der Mitte, von Bürgerinnen und Bürgern, die stellvertretend für alle ihre Meinung mitteilten. Zuerst trat Virginia Sroka-Rudolph von Feminist Friday Delmenhorst auf die Bühne. „Als gebürtige Delmenhorsterin mit Migrationsgeschichte bin ich über den aktuellen Aufschwung der AfD zutiefst beunruhigt“, beginnt Sroka-Rudolpf. „Wie kann es sein, dass im Jahr 2024 eine rechte Partei so viel Zustimmung erhält, die ganz offen gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter und der LGBTQIA-Gesellschaft ausspricht. Das ist absolut inakzeptabel“, so das Mitglied des Vereins Feminist Friday.
„Die Phase der Provokation ist vorbei“
„Die Äußerungen der AfD-Funktionäre – vorne ran Alice Weidel und Björn Höcke – sind ein Beweis, welch ein Geist in ihnen steckt. Die Strategie der Provokation womit versucht wird, gezielt Tabus zu brechen und gesellschaftliche Debatten weiter nach rechts zu verschieben, ist ein absolutes NoGo“, so Christian Altkirch vom Deutschen Gewerkschaftsbund Weser-Ems. Die Phase der Provokation sei laut Altkirch vorbei, dies habe das Treffen von hochrangigen Vertretern der AfD, Werteunion, identitäre Bewegung und einzelne Vertreter aus der CDU und potentielle Geldgeber gezeigt. Dies wurde von dem Medium „correctiv“ publiziert.
Joshua „Joshy“ Ziolkowski geht auf die Berufsbildende Schule I (BBSI). 60 Prozent seiner Mitschülerinnen und Mitschüler haben einen Migrationshintergrund, einige sind erst seit wenigen Jahren in Deutschland. Diese würden samt ihres Charakters, ihrer Freude und ihrer Kultur fehlen, würde die AfD Teil der Regierung werden und die gesetzten Abschiebungspläne durchführen. „Wäre es für mich noch ein Zuhause, wenn fast all meine Freunde, Angehörige und Mitmenschen nicht mehr hier wären? Doch noch viel schlimmer: Was ist mit deren Zuhause, deren Familien, deren Mitmenschen? Es wäre ein Raub der Menschenrechte, ein Raub der Seele“, so Ziolkowski. „Was jetzt wichtig ist, ist sich zu zeigen und rechtem Gedankengut Kontra zu geben“, appelliert der Schüler. Dies würde sowohl für das eigene soziale Umfeld zählen, als auch in Bus und Bahn und auf der Arbeit.
Ebenfalls zu Wort kamen die Schülerin Raja Duna, Pedro Beccera aus der Jüdischen Gemeinde, Yeliz Hess für den türkischen Arbeiterverein, Joschka Kuty, Brigitte Logemann für die Omas gegen Rechts und Ole Günther vom BBgR.
Paralleler AfD-Wahlkampf abgesagt
„Die AfD ist lediglich ein Symptom für ein noch viel größeres Krebsgeschwür. Unser Kampf muss über heute hinausgehen“, fordert Ole Günther. Zum Schluss richtete er sein Wort an diejenigen, die nur anwesend waren, weil eigentlich um 19 Uhr eine AfD-Wahlkampf- Veranstaltung stattfinden sollte. „Aber aufgrund unseres Einsatzes ist diese Veranstaltung abgesagt worden. Wir haben als Stadt gezeigt, dass dies ein nazifreier Raum ist. Wir lassen Faschisten hier nicht aufmarschieren“, sagt Günther.
„Die Demokratie ist wertvoll und gibt uns Freiheiten. Wir dürfen wählen und selbst entscheiden“, erklärte Oberbürgermeisterin Gerlach am Rande der Kundgebung. „Aber die Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie muss von uns allen gelebt und gegen Bedrohungen verteidigt werden. Wir müssen uns zusammen und vehement gegen jeglichen Extremismus, rechte Strömungen und menschenverachtende Ideologien stellen. Nur wenn wir uns als Gemeinschaft verstehen und zusammenarbeiten, werden wir die Herausforderungen der Zeit bewältigen.“
„Wir sind am Anfang des Wahljahres. Geht in die Wahlkabine wenn Europawahl ist und geht wählen. Zeigt der AfD, wo sie hingehört“, beendet Moderator der Demo und BBgR-Mitglied Gerd Renker die Kundgebungen.