Im Januar 2011 wurde der Förderbetrieb im Wasserwerk "An den Graften" eingestellt. Foto: Konczak
Trinkwasser

Situation in der Graft

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Stilllegung des Wasserwerks "An den Graften" und die möglichen Folge. Historie im Überblick.

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Im Januar 2011 wird der Förderbetrieb zur Entnahme von Grundwasser für die Trinkwasserversorgung im 1909 eröffneten Wasserwerk „An den Graften“ von den Stadtwerken Delmenhorst (SWD) eingestellt. 78 Prozent des benötigten Trinkwassers (3,2 Millionen Kubikmeter) werden nun im Wasserwerk in Annenheide gefördert. Die restlichen 22 Prozent (3,2 Millionen Kubikmeter Wasser) bezieht man über den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), bei dem Delmenhorst Mitglied ist.

Wasserwerk „An den Graften“ schließt 2011

Auf die Schließung des Wasserwerks in der Graft hatten Politik sowie Stadtverwaltung keinen Einfluss. Denn anders als für die Aufnahme der Wasserförderung ist für das Abststellen keine Genehmigung notwendig. Und die Zuständigkeit der Trinkwassergewinnung in Delmenhorst liegt bei der Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD).

Bereits kurz nach Schließung des Wasserwerks steigt im Bereich der Graftanlagen und der sich anschließenden Wiekhorner Wiesen der Grundwasserpegel. Starke Regenfälle verstärken die Situation. Es wird ein Baumgutachten in Auftrag gegeben. Parallel bespricht die Stadtverwaltung mit Fachfirmen verschiedene technische Möglichkeiten der Graftentwässerung.

Im August 2011 beauftragt der Ausschuss für Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr die Stadtverwaltung mit der Erstellung eines Oberflächenentwicklungskonzeptes. Zeitgleich verlangen der damalige Oberbürgermeister Patrick de La Lanne und der Stadtrat von der SWD Einsicht in alle Vorgänge, Unterlagen und Gutachten im Zusammenhang mit der Abschaltung des Graft-Wasserwerks und deren Folgen für die Natur.

Graftanlagen und Wiekhorner Wiesen vernässen

In einer Sondersitzung des Stadtrates am 8. September 2011 stellt die Stadt das Oberflächenentwicklungskonzept der Politik vor. Im Vorfeld dieser Sondersitzung übergibt die SWD dem Oberbürgermeister einen Auszug aus einem Gutachten über die möglichen Auswirkungen der Abschaltung des Wasserwerks. Die SWD hatte es 2003/2004 in Auftrag gegeben. Der Stadt war diese Expertise bis dato unbekannt.

Die Politik beauftragt die Verwaltung unter anderem damit, eine mögliche Wiederaufnahme der Wasserförderung in der Graft zu prüfen und ein Entwässerungskonzept zu erstellen. Demnach würde die Wiederinbetriebnahme des Wasserwerks zu einer kurzfristigen Verbesserung des Grundwasserpegels führen. Allerdings muss die SWD dafür einen entsprechenden Antrag stellen. Der geht formlos am 20. September bei der Unteren Wasserbehörde ein. Die erteilt die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Grundwasserentnahme am darauffolgenden Tag.

Im stillgelegten Wasserwerk werden die Pumpenversuchsweise angefahren. Am 4. Oktober 2011 beschließt der Stadtrat einen Förderbetrieb im Graft-Wasserwerk für maximal zwei Jahre. Durch den Runden Tisch „Entwässerung Graft“ soll eine langfristige Lösung für die Versumpfung des Gebietes erarbeitet werden.

Viele Graft-Bäume sind unrettbar verloren

Im größeren Umkreis der Graft treten an Häusern, Kellern, Gärten, Wegen usw. Schäden auf. Viele Bürgerinnen und Bürger vermuten einen Zusammenhang mit den Abgestellten Pumpen.

2013: Rund 1.000 Graft-Bäume sind durch die Wasserschäden mittlerweile unrettbar verloren und müssen zwangsweise gefällt werden. Im April 2014 gründet eine Gruppe Delmenhorster Unternehmer und interessierter Privatleute den gemeinnützigen Verein „Unsere Graft – Bürgerparkverein Delmenhorst“. Für den Erhalt des Landschaftsparks im Herzen von Delmenhorst setzt sich darüber hinaus das Aktionsbündnis „Rettet die Graft“ ein

2015: Ratsbeschluss zur Förderung von Trinkwasser in der Graft

Seit 2015 besteht ein Ratsbeschluss zur Erstellung eines Konzeptes zur dauerhaften Förderung von Trinkwasser in der Graft. „Ziel ist es, dort ein neues Wasserwerk zu errichten.“ Das Genehmigungsverfahren zur Förderung von Grundwasser, um es als um Trinkwasser aufzubereiten, läuft an.

2019 bereitet die SWD ihren Wasserrechtsantrag vor. Den Unterlagen liegen auch externe Gutachten vor, wie zum Beispiel eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Es dauert ein weiteres Jahr, bis alle erforderlichen Antragsunterlagen vorliegen.

Anfang 2023 liegt der Bescheid zur Trinkwasserentnahme vor

Im Februar 2023 erhält die SWD die Bewilligung zur Förderung von bis zu 3,2 Millionen Kubikmeter Rohwasser in der Graft. Dieter Meyer, bei der SWD zuständig für die Planung des neuen Wasserwerks informiert die Politik und die interessierte Öffentlichkeit Mitte August über die Ergebnisse der Untersuchungen. Im Grundwasser sollen Stoffe vorhanden sein, die für die Trinkwasseraufbereitung herausgefiltert werden müssen. Aus Sicht der SWD muss die Graft als Standort für ein Wasserwerk „mit Blick auf Versorgungssicherheit, Kosteneffizienz und Klimaschutz kritisch hinterfragt werden“. Bei der SWD ist man davon überzeugt, dass es Alternativen zum Bau eines neuen Wasserwerks „An den Graften“ für die Trinkwasserversorgung der Delmenhorster gibt – „effizienter und sicherer über 2029 hinaus“.

Noch vor kurzem sah es im Hochwasserrückhaltebecken ganz anders aus. Foto: Konczak

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