Im Foyer des Gemeindehauses sind Kekse und Süßigkeiten angerichtet, eine kleine Truppe von Helferinnen und Helfern wuselt in der offenen Küche herum. Kaffee und Tee sind in Arbeit, die Tür zum Café International steht weit offen. Hier treffen sich jeden ersten und dritten Montag im Monat Menschen, die sich unterhalten möchten. Einige, um die deutsche Sprache noch besser zu lernen oder sie zu üben, andere um sie genau dabei zu unterstützen. „Heute werden aber vermutlich nicht ganz so viele kommen“, sagt Gert Glaser. Der Pastor im Ruhestand macht das trübe Wetter am Montagnachmittag verantwortlich, doch die Gründe liegen auch noch anderswo.
Dennoch, es herrscht eine entspannte Plauderstimmung unter der bunt gemischten Gruppe. Die Ehrenamtlichen verteilen sich zwanglos auf die drei Gruppentische. Hier sitzen wenige Männer, viele Frauen und einige Kinder zum Beispiel aus dem Iran, Irak, Indien, Bulgarien und der Ukraine. Das Café International ist als niedrigschwelliges Hilfsangebot konzipiert, wo sich Personen jeglicher Herkunft treffen können, um durch Unterhaltung und Spiele die deutsche Sprache zu lernen. Auch kann man hier Unterstützung bekommen, wenn etwa Anträge ausgefüllt werden müssen.
Auch dabei: Verena von Wedel. Die Schuldnerberaterin des Diakonischen Werks kommt regelmäßig zu den Treffen des Café International. „Das Thema Schulden ist sehr schambehaftet“, sagt die Expertin. Migranten, gerade solche mit mangelnden Sprachkenntnissen, würden schnell in einer Schuldenfalle landen. Wenn etwa unvorteilhafte Verträge unterschrieben werden. „Meine Aufgabe ist es erst einmal, präsent zu sein und den Kontakt aufzubauen.“
Chro Lak ist Kurdin und entschuldigt sich unnötigerweise in fließendem, fast dialektfreien Deutsch für ihre mangelnde Sprachkenntnis. Frau S. (Name auf Wunsch gekürzt) ist mit ihrer kleinen Tochter gekommen. Sie erfährt Unterstützung von zwei deutschen Freundinnen, hat einen offenen und engagierten Charakter. Sie sucht aktuell nach einer Ausbildungsstelle, ist bereits im Besitz des Zertifikats B1. Überhaupt findet man in den Räumlichkeiten des Gemeindehauses eine Vielzahl von interessanten Menschen.
Nach einiger Zeit sind auch die Kinder zu hören, die die anfängliche Schüchternheit überwunden haben und nun Fangen spielen. Lisa Franke, eine Helferin, bietet den kleinen Gästen ein Legespiel an.
Franke war früher im Kirchenvorstand und wurde gefragt, ob sie sich nicht beim Café International engagieren würde. Sie ist seit der Gründung im Jahr 2015 dabei. „Früher sind häufiger persönliche Bekanntschaften entstanden“, erinnert sich Franke. Die Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass das Café erst wieder richtig Fahrt aufnehmen muss. Gerne würde man auch noch mehr Termine anbieten, so der Ehrenamtler Dieter Murken. „Dafür sind aber auch noch mehr Leute notwendig.“ Entsprechend groß ist der Wunsch nach mehr Ehrenamtlichen. Einzige Voraussetzung: „Man braucht eine gewisse Offenheit“, so Murken. Auch außerhalb des Kreises der engagierten Privatleute gibt es Hilfe, das Diakonische Werk des Ev.-luth. Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck hilft mit, bei den Treffen sind eine oder zwei Mitarbeiterinnen des dortigen Fachdienstes für Migration dabei. „Die Arbeit mit der Diakonie ist hervorragend“, freut sich Glaser.
Das Café International findet jeden ersten und dritten Montag im Monat im Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Willehadi, Am Kirchenplatz 3, von 16 bis 18 Uhr statt. Weitere Informationen findet man unter kirchenkreis-osterholz.de.