„In Bremen werdet ihr garantiert nicht vergessen“, sagte Vassily Golod, ARD-Studioleiter Kiew, zu Ukrainerinnen, Ukrainern sowie ihrer Generalkonsulin Iryna Tybinka: In der Bürgerschaft gedachten in dieser Woche Hunderte dem Beginn des Angriffskriegs Putins vor zwei Jahren. Sie ordneten Geschichte und Leid der Ukraine ein. Sie stärkten ihre Menschen aber auch mit Worten.
Bei kriegerische Handlungen habe Deutschland weggeschaut
Golod berief sich mit seinem Gruß darauf, dass bei den ersten kriegerischen Handlungen wie dem Angriff auf die Krim insbesondere Deutschland weggeschaut habe. Das habe sich geändert. Wer auf der Krim aus Deutschland kommt, höre oft ein Dankeschön für die Unterstützung. Unverständnis herrsche jedoch, wenn von bestimmten, nicht gelieferten Waffen die Rede ist. Golod berichtete aber auch von Lehrerinnen und Lehrern, die ihre Schule in einem sicheren Keller in Hostomel weiterführen: „In allen Ecken wird gesungen und konzentriert gelernt.“
Menschenwürde hat kein Verfallsdatum
Mit „Laskavo prosymo!“ hatte Bürgerschaftspräsidentin Antje Grother vorab die Gäste begrüßt: „Herzlich willkommen!“ Sie hatte schon am Tag des Angriffs, am 24. Februar 2022, kleine Anstecknadeln in Gelb-Türkis gebastelt – und an Politiker aller Fraktionen verteilt.
Aufrüttelndes sagte die Generalkonsulin: „Europa schläft so gut, weil Ukrainer seinen Schlaf bewachen.“ Die Doktorin der Wirtschaft weiß: „Menschenwürde hat kein Verfallsdatum“
Für eine andere Sicht der Dinge sorgten unter anderem Julie Kovtun, Alex Silusarenko und Michael Meyer von der Shakespeare Company Bremen: Sie spielten Teile aus der „The Raindog Radioshow“.
Die Vorsitzende der überparteilichen Europa-Union in Bremen, Helga Trüpel, warnte währen ihrer Rede: „Das ist die letzte Chance für europäische Staaten, nicht selbst zum Schlachtfeld zu werden.“
Ukraine soll verlässliche Sicherheitszusagen erhalten
Zum Ende des offiziellen Teils verlas Politiker Hermann Kuhn, ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter (Grüne) zwei volle A4-Seiten des „Bremer Appells: „Hören wir auf die Nationen in Osteuropa, die aus schmerzlicher Erinnerung an ihre Geschichte vor weiteren aggressiven Schritten Russlands warnen. Sorgen wir dafür, dass wir der Ukraine verlässliche Sicherheitszusagen geben, solange ein Beitritt zur NATO nicht möglich ist.“ Und: In diesem Sinne sei heute mehr denn je die Stunde der Solidarität.
Hinter dem Appell steht unter anderem das Forum Osteuropa, unter anderem mit der Forschungsstelle Osteuropa, dem Bremer Bündnis für deutsch-tschechische Zusammenarbeit und der Belarusischen Gemeinschaft Razam.