Präses Thomas Kurzke, der einen Malereibetrieb leitet, hat sich vom Staatsarchiv Bilder von Vorgängern ausgeliehen. Foto: Schmidt
Handwerkskammer

Kammer feiert das Handwerk

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Älteste Kammer wird 175 Jahre alt / Präses Thomas Kurzke verrät seine Wünsche

Weser Report: Die Handwerkskammer feiert ihren 175. Geburtstag. War sie wirklich die erste in Deutschland?

Thomas Kurzke: Meines Wissens nach waren wir die erste Kammer in Deutschland. Im Moment finden ganz viele 125-Jahr-Feiern bei den Handwerkskammern statt. Alle fragen uns, wieso wir so alt sind. Das hängt damit zusammen, dass Bremen 1849 seine erste demokratische Verfassung bekommen hatte – inklusive einer Gewerbekammer.

Was hatten sich die Gründerväter dabei gedacht?

Schon damals brauchte man Richtlinien. Es gab Zünfte, die irgendwann zu freiwilligen Gruppierungen wurden. Das Zunftwesen hat sich im 19. Jahrhundert aufgelöst. In dieser Zeit sind die ersten Kammern entstanden. Man brauchte Regeln, zum Beispiel für die Ausbildung.

Was war das wichtigste Ereignis in ihrer Geschichte?

Es gab nicht das eine große Ereignis. Dramatische Veränderungen haben natürlich die beiden Weltkriege mit sich gebracht. 1945 war die Handelskammer nicht so zerstört wie unser Gebäude. Da gab es gemeinsame Vorstandssitzungen. Danach hat sich viel verändert. Damals ist die Handwerkskammer, wie wir sie heute kennen, entstanden.

Was kann die Handwerkskammer heute bewirken?

Wir haben unsere vier Schwerpunke: Die größten Themen sind Ausbildung und der Fachkräftemangel. Dort sind wir wirklich viel unterwegs, um wieder mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und auch Betriebe bei der Nachwuchssuche zu unterstützen. Auch die Nachfolge ist ein Riesenproblem. Knapp 50 Prozent aller Inhaberinnen und Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen sind 55 Jahre und älter und damit in einem Alter, in dem man sich Gedanken um die Nachfolge machen sollte. Die Herausforderung ist, dass nicht zu viele Betriebe aufgrund fehlender Nachfrage verloren gehen. Digitalisierung ist auch im Handwerk ein großes Thema. Der große Durchbruch ist noch nicht bei allen gelungen. Betriebe bei der technischen Transformation und bei der Umsetzung des Klimaschutzes zu unterstützen, da sehen wir uns in der Verantwortung.

Ist Ihnen wirklich nach Feiern zumute?

Wenn man die Welt anguckt, darf man eigentlich nicht feiern: Wenn man die Not in der Ukraine sieht. Wenn man die Not der Menschen im Gazastreifen erkennt und was in Israel passiert ist. Ich finde aber, wir müssen trotzdem feiern. Wir brauchen Signale, die zeigen, dass wir uns glücklich schätzen können, in einem demokratischen, friedfertigen Land zu leben Aber wir feiern uns als Kammer nicht selbst, sondern das Handwerk in Bremen und Bremerhaven. Die Betriebe haben 31.000 Mitarbeitende, sie sind zusammen einer der größten Arbeitgeber. Wir zeigen, was sie leisten.

Was wünschen Sie sich von Ihren Mitgliedern?

Zunächst möchten wir den vielen Handwerkerinnen und Handwerkern danken, die sich ehrenamtlich für ihre Gewerke engagieren, zum Beispiel in Prüfungsausschüssen. Das ist gerade für junge Leute nicht selbstverständlich. Wir haben Menschen, die ganz viel machen – aber wir brauchen mehr von ihnen.

Was wünschen Sie sich von der Stadt?

Wir pflegen gute Kontakte und stoßen mit den Anliegen des Handwerks oft auf offene Ohren. Gerade haben wir erlebt, dass ein großer Konzern mit enormen Summen bei der Transformation unterstützt wird, was auch richtig sein mag. Aber man darf auch die Kleinen nicht vergessen. Die sind das Rückgrat der Gesellschaft.

Und was kann die Handwerkskammer den Bremern schenken – gerade jetzt?

Zuversicht! Wir haben im Neubau eine Krise – im Ausbau zum Glück nicht. Insgesamt ist das Handwerk gut aufgestellt. Diese Zuversicht müssen wir ausstrahlen.


Zur Person:

Thomas Kurzke (61) war lange in verschiedenen Funktionen und im Vorstand der Handwerkskammer aktiv. Seit 2019 ist er ihr Präses.

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