„Keine Lösung für Europa“: Nick Lin-Hi mit Heuschrecken sowie Mehlwürmern und daraus im Radisson hergestellten Falafel. Der Professor rät eher zu Laborfleisch. Foto: Marcus Schmidt
Laborfleisch

Laborfleisch für Tier und Klima

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So könnte Bremen davon profitieren / Professor will Landwirte mit einbinden

Die frittierten Heuschrecken knuspern. Geschmacklich liegen sie zwischen Rind und Schwein. Die Croutons aus Mehlwürmern sind eigentlich für eine Suppe gedacht. Als – gut gewürzte – Falafel schmecken die Insekten und Würmer überraschend gut. Soweit der Selbstversuch. Das war nicht wirklich mutig, da ein Koch des Hotels „Radisson Blu“ die Speisen zubereitete. Doch mit dem „Essen der Zukunft“, das Nick Lin-Hi für ein Mittel gegen den Hunger hält, hat all das nichts zu tun. Es gibt noch etwas anderes: Fleisch aus dem Labor – aus Zellen echter Tiere gezüchtet.

Bei einem Mittagsgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) fasst der Professor für Wirtschaft und Ethik den Sinn und Stand der Entwicklung zusammen.

Stichwort Tierwohl

Tiere müssten nicht mehr massenhaft, unter Stress in gigantischen Ställen aufwachsen. Nur wenige Tiere, denen mit nur einem Piks Stammzellen entnommen werden, würden für die Fleischproduktion gehalten werden müssen. „Ein Bruchteil von dem, was dort heute lebt“, prophezeit der Wissenschaftler aus Vechta.

Fläche

Bis zu 90 Prozent der Böden, die für Tierzucht genutzt werden, wären für andere Dinge frei. Pflanzliche Lebensmittel und Renaturierung hätten eine Chance.

Herstellung

In einer Nährlösung, die zum Beispiel pflanzlich sein und von Bauern erzeugt werden könnte, wachsen echte Fleischfasern heran: „Die sind bis in die Gene identisch mit dem vom lebenden Tier“, erklärt Lin-Hi. Heute schon werden daraus Hackbällchen oder Burger-Pattys gebraten: „Bei Blindverkostungen habe niemand herausgefunden, woher das Fleisch kommt“, sagt der Redner in Bremen.
Energie: Wenn zum Beispiel Strom für die Produktion aus Wind oder Wasser erzeugt wird, gehen die Treibhausgase dafür auf Null zurück.“ Auch die Tiere selbst würden keine klimaschädliche Gase mehr in die Umwelt entlassen.

EU-Recht

In der Europäischen Union darf das Fleisch noch nicht zum Verzehr angeboten werden, obwohl es in Maastricht hergestellt wird. Deshalb gibt es bei der Veranstaltung der KAS auch keine Proben davon. England, die Schweiz und die USA sind da gesetzlich weiter. Sinagapur locke die Forschung und Industrie geradezu an. Der Professor; „Die Gefahr ist, dass wir nur Kunden oder Herstellungsort anderer werden.“

Landwirte

„Man muss sie miteinbinden.“ Man könne sie für die Produktion der Nährlösungen gewinnen, Tiere dafür halten oder sich anders an der Herstellung und Verteilung beteiligen. Möglichkeiten müssten aber weiter besprochen werden.

Was Bremen machen sollte, damit sein Standort für die Produktion interessant wird

„Forschung anlocken, Labor und Produktionsflächen anbieten“. Vergleiche mit der florierenden Branche der Weltraumfahrt liegen da nahe.

Gastgeber Ralf Altenhof von der KAS

„Die Akzeptanz fürs Laborfleisch muss noch erhöht werden, damit es ein Erfolg wird.“ „Aber der Preis entscheidet“, so Lin-Hi.

Labor-Burger aus Maastricht: Blind-Tester hätten kaum
Unterschiede zu Hoftieren
geschmeckt.
Foto: Mosa Meet/R. Farooq

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