Moderne Lernmethoden und gezielte Prüfungsvorbereitung könnten nach Meinung der TÜV-Experten helfen, um die hohen Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen zu verringern. Foto: Schlie
Führerschein

Prüfungsangst und Sprachdefizite

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Durchfallquote bei Fahrprüfungen erreicht Höchststand / Bremen im Bundestrend

Die Zahl der Fahrerlaubnisprüfungen in Deutschland erreichte einen neuen Höchststand. 1,97 Millionen theoretische und 1,77 Millionen praktische Prüfungen nahmen die Prüferinnen und Prüfer von TÜV und Dekra im vergangenen Jahr über alle Klassen ab. Dabei bestätigte sich der Trend, dass immer weniger Kandidaten die Tests im ersten Anlauf bestehen.

Hohe Durchfallquoten in Bremen

In Bremen etwa scheiterten 42 Prozent an der Theorieprüfung, 37 Prozent fielen bei der Fahrprüfung durch. Nur auf die Fahrerlaubnis für Autos (Klassen B, BE) bezogen, reichten sogar in 47 Prozent der Theorieprüfungen und in 45 Prozent der praktischen Tests die Leistungen der Bewerberinnen und Bewerber nicht aus.

Vielfältige Gründe für das Scheitern

Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig. „Die Fragen in der Theorie sind immer komplexer geworden“, meint Klaus Lüttig, 3. Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Bremen. Gleichzeitig fehle es den Fahrschülern an der Kompetenz sich Lösungen zu erarbeiten. „Es wird zu viel vorgegeben. Die jungen Leute werden immer unselbstständiger“, sagt er.

Sprachliche Probleme in Folge der Zuwanderung seien ein weiterer Faktor. Zwar könnten die Theorie-Prüfungen in der Heimatsprache abgelegt werden, doch das nütze wenig, wenn die Schüler im Unterricht nicht alles verstehen könnten, da dieser auf Deutsch gehalten werde.

Oft sprachliche Barrieren

Auch bei der praktischen Prüfung könnte die Sprache laut Lüttig zum entscheidenden Faktor werden. Zwar gelinge es während der Fahrstunden, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. In der Prüfung zeige sich dann aber, dass das manchmal nicht reiche, um wirklich zu verstehen, wie in bestimmten Situationen zu handeln sei.

Ein weitere Beobachtung des erfahrenen Fahrlehrers: „Die Belastbarkeit der Fahrschüler hat sich auch verändert“, so Lüttig. Viele Prüflinge litten unter übertriebener Prüfungsangst.

Bundesvergleich

Mit ihren Durchfallquoten liegen die Bremer im Bundesvergleich bei der Theorie für Auto-Führerscheine etwas besser als der Durchschnitt (49 Prozent Durchfallquote) und in der Praxis etwas schlechter als der Bundesdurchschnitt (42 Prozent). Am besten schneiden bei der Theorie die Hamburger ab (38 Prozent nicht bestanden), am schlechtesten die Bewerber in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (je 53 Prozent nicht bestanden).

Dafür scheitern die theoretisch so starken Hamburger bei der Praxis umso häufiger. 51 Prozent Durchfallquote werden nur vom Saarland (52 Prozent) übertroffen. Die größten Erfolgsaussichten hat man beim Praxistest in Schleswig-Holstein mit nur 36 Prozent Durchfallquote.

Mehrfaches Scheitern eher Ausnahme

„Mehrfaches Scheitern ist eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Die Nichtbestehensquote bei den theoretischen Wiederholungsprüfungen liegt bundesweit bei 54 Prozent (zum Vergleich 2014: 45 Prozent)und bei den praktischen bei 40 Prozent (2014: 32 Prozent). „Wollen wir diese Entwicklung stoppen, müssen wir die Qualität der Fahrausbildung durch moderne Lernmethoden und eine gezielte Prüfungsvorbereitung verbessern“, fordert Goebelt.

Begleitetes Fahren als Erfolgsmodell

Als Erfolgsmodell erweist sich hingegen das begleitete Fahren ab 17. Die jüngeren Pkw-Fahrschüler fallen deutlich seltener durch die Prüfung. In Bremen 37 Prozent bei der Theorie und sogar nur 27 Prozent bei der Praxis.

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