Innensenator Mäurer zur Polizeilichen Kriminalstatistik: „Fakt ist, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung negativ auf die Kriminalitätsentwicklung im Land Bremen als auch bundesweit auswirkt."
Taten im Überblick

„Hohe Fallzahlen“: Raub und Körperverletzung

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97.043 Straftaten flossen 2023 in Bremens Polizeiliche Kriminalstatistik ein. Was ein Gewerkschafter sagt.

„Die Zahl der polizeilich abschließend bearbeiteten Straftaten im Land Bremen stieg von 79.713 (in 2022) auf 97.043 im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote im Land Bremen stieg von 46 Prozent auf 48 Prozent“, so Innensenator Mäurer bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 und ergänzt: „Ein niedriger fünfstelliger Bereich der Fallzahlen insgesamt ist auf den Abbau von Bearbeitungsrückständen zurückzuführen.“

Mäurer weiß: „Dies darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir besonders in einigen Bereichen wie Raub, Körperverletzung und Diebstahl hohe Fallzahlen zu bearbeiten hatten, die uns Sorgen bereiten müssen.“ Mit dieser Tendenz stehe Bremen jedoch nicht allein im Bundesgebiet dar. Neben dem Bevölkerungswachstum führe auch auch die „Migrationsdynamik“ zu einem Anstieg in der Kriminalitätsbelastung. In einigen Phänomenbereichen, wie zum Beispiel Raub und Diebstahl, fällt dabei der hohe Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen in der Stadt Bremen ins Auge. Bei Diebstahl liegt der Anteil bei 55 Prozent und bei Raub bei 60 Prozent.

Soko „Junge Räuber“

Mäurer verwies in dem Zusammenhang auf die Soko „Junge Räuber“ in der Stadt Bremen, die seit September 2023 270 ihrer 410 bearbeiteten Straftaten aufgeklärt hat und 28 Haftbefehle erwirken konnte. Als weiteren Treiber für steigende Fallzahlen hatte BKA-Chef Münch im vergangenen Herbst zudem die wirtschaftliche Entwicklung, hier vor allem die Inflation, ausgemacht. In ökonomisch schwächeren Regionen fielen nach den Analysen des BKA die Fallzahlen deutlich höher aus.

Besonders augenfällig wäre dies beim Ladendiebstahl oder beim Tankbetrug. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Fälle in der Stadt Bremen, in denen Tatverdächtige ihr Fahrzeug auftankten, aber hierfür nicht bezahlten, mit 850 Fällen mehr als verdoppelt.

Ein halbes Dutzend Tatbereiche, wie sie die Mitteilung des Senators beschreibt:

Tötungsdelikte

Die Zahl der Tötungsdelikte in der Stadt Bremen ging im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 deutlich zurück. In 2023 bearbeitete die Kriminalpolizei 14 versuchte Tötungsdelikte und vier vollendete Taten.

Vergewaltigung und sexuelle Nötigung

Hier gab es mit 146 abschließend bearbeiteten Taten in 2023 einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (2022: 156 Taten). Die Aufklärungsquote der registrierten Fälle lag bei 74 Prozent.

Kinderpornografie

Die Zahl der bearbeiteten Fälle stieg von 229 (in 2022) auf 255 Fälle im vergangenen Jahr. Mäurer: „Aufgrund der engen Zusammenarbeit des BKA mit ausländischen Nichtregierungs-Organisationen, vornehmlich in den USA, sowie weiteren rechtlichen EU-Vorgaben ist in den kommenden Jahren noch mit erheblichen Steigerungen in diesem bedrückenden Deliktsfeld zu rechnen. Die Aufklärungsquote der bearbeiteten Fälle liegt aktuell bei 86 Prozent.

Raubdelikte

Hier gab es einen steilen Anstieg von 844 Taten in 2022 auf 1.439 Taten in 2023. Die Aufklärungsquote betrug 40 Prozent. Auch in der Untergruppe, dem Raub auf Straßen, Wegen und Plätzen, stiegen die Zahlen erheblich an, nämlich von 360 (in 2022) auf 587 Fälle in 2023.

Körperverletzung

Einen eklatanten Anstieg um 2.842 Fälle gab es auch bei den vorsätzlichen, einfachen sowie gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Die Aufklärungsquote im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung betrug 67 Prozent. Eine höhere Aufklärungsquote mit rund 85 % weist das Deliktsfeld einfache Körperverletzungen auf. Ein Teil des Anstiegs bei den Körperverletzungsdelikten ist auch auf den starken Abbau von Bearbeitungsrückständen im vergangenen Jahr zurückzuführen.

Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte

Hier gab es einen Anstieg von 345 Fällen (in 2022) auf 394 Fälle in 2023. Zum Tragen kommt hier auch die Wiederbelebung des öffentlichen Raumes nach Aufhebung der letzten Coronabeschränkungen im Frühjahr 2023 und damit mehr Großveranstaltungen und mehr Tatgelegenheiten als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote beträgt 96 Prozent. Unter diesen Gewaltbegriff fällt beispielsweise körperliche Gewalt, Widerstand, aber auch verbale Gewalt, z.B. in Form einer Bedrohung.“

Wirtschaft und Außenpolitik wirken sich aus

Fazit Mäurers: „Fakt ist, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung negativ auf die Kriminalitätsentwicklung im Land Bremen als auch bundesweit auswirkt. Der Beitrag der Polizei bei diesen Entwicklungen ist begrenzt, da die Ursachen und Dynamiken, wie etwa bei der ungesteuerten Zuwanderung, oft außenpolitische Ursachen haben. Doch auch, wenn die Arbeit der Polizei das Ruder bei den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht herumreißen kann, ist sie von enormer Bedeutung für die innere Stabilität. Wichtig zu wissen: Eine Tat in der Statistik könne bereits zum Beispiel 2022 begangen, der Täter aber erst 2023 erwischt und verurteilt worden sein. Es handelt sich also nicht immer um den Zeitpunkt einer Tat.“

Bei der Pressekonferenz waren unter anderem dabei: Polizeipräsident Dirk Fasse, der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Volker Ortgies, sowie die Leiterin des Landeskriminalamtes, Petra van Anken.

Ihnen antwortete Nils Winter von der Gewerkschaft der Polizei: „Die heute veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass das Leben in den Städten und im Polizeidienst gefährlicher geworden ist. Die Straftaten sind stark im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Aufklärungsquote ist gestiegen. Der Landesvorsitzende der GdP weiter: „Knappe Personalressourcen bei stark wachsender Kriminalität und eine sehr langsam anlaufende Digitalisierung machen den Handlungsbedarf bei der Polizei deutlich sichtbar.“ Besonders sorgt sich der Gewerkschafter um die Sicherheit seiner Mitglieder: „Die Gewalt gegen Einsatzkräfte ist auf einem hohen Niveau. Nicht nur an Silvester und bei Sonderlagen werden Einsatzkräfte angegriffen, sondern auch im täglichen Dienst.“

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