Foto: Ulrike Mai auf Pixabay
3-D-Druck

Individuelle Brillengestelle möglich

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Optiker in der Weser-Region verraten das Brillenmodell der Zukunft.

Obwohl der Fachhandel in der Weser-Region mittlerweile ein riesiges Sortiment an unterschiedlichen Brillenmodellen bereithält, ist es dennoch vergleichsweise schwierig, eine Brille zu finden, die sich perfekt an die Konturen des Gesichts anpasst und somit wie ein zusätzliches Körperteil sitzt. Für viele Menschen ist die Brille auf der Nase auch noch nach vielen Jahren ein Fremdkörper, mit dem sie sich nicht so recht anfreunden können.

Doch die Technik entwickelt sich stetig weiter. So wie seit einigen Jahren Brillengläser nach individuellen Wünschen angefertigt bzw. geschliffen werden können, schreitet auch die Individualisierung der Brillengestelle mit großen Schritten voran. Zunächst einmal kamen neuartige Materialien wie Titan oder Kohlefaser ins Spiel, mit denen Brillengestelle leichter, flexibler und dabei noch bruchsicherer werden. Doch damit ist das Problem der perfekten Passform immer noch nicht gelöst.

Hier können die neuartigen 3D-Drucker der Durchbruch sein. Durch sie ist es möglich, Brillengestelle an die anatomischen Gegebenheiten des Trägers perfekt anzupassen. Somit wird jede Brille zu einem individuellen Einzelstück, das außer dem Träger kein weiterer Mensch auf der Welt besitzt. Doch zunächst gilt es zu klären, was die 3D-Druckertechnik überhaupt ist, was sie leisten kann und warum sie gerade für den Brillenbereich so prädestiniert ist.

Was ist ein 3D-Drucker?

Herkömmliche Drucker – zum Beispiel Tintenstrahldrucker, Laserdrucker etc. – sind seit vielen Jahren bekannt. Sie drucken Texte, Bilder, Grafiken usw. zweidimensional auf Papier, ähnlich eines Fotos bzw. einer Zeichnung. Die dritte Dimension fehlt beim Drucken somit, es kann immer nur ein optisches Abbild der Realität erzeugt werden.

Anders bei 3D-Druckern: Diese Geräte arbeiten nicht wie Tintenstrahldrucker oder Laserdrucker mit Tinte bzw. Toner, sondern mit einem Kunststoffgranulat bzw. Kunststoffpulver, durch das es möglich wird, dreidimensionale Gegenstände zu erschaffen. Dazu wird das Granulat / Pulver zunächst unter Hitze verflüssigt und dann mittels einer feinen Düse in die gewünschten Formen gespritzt. Der Kunststoff verfestigt sich direkt nach dem Austreten aus der Düse, so dass nicht – wie beispielsweise beim Spritzgießen oder einem anderen Gussverfahren – zunächst aufwändige Formen hergestellt werden müssen, um den gewünschten Gegenstand zu erstellen. Im Gegenteil: Beim 3D-Drucken entstehen die Gegenstände sozusagen aus dem Nichts. Bevor der Druckvorgang starten kann, muss lediglich ein passendes Computerprogramm für den 3D-Drucker geschrieben werden, das die Abfolge der Bewegungen des Druckkopfes festlegt.

Der große Vorteil der 3D-Drucker gegenüber herkömmlichen Produktionsmethoden liegt also auf der Hand: Es sind keine zeit- und kostenintensiven Vorbereitungsmaßnahmen notwendig, um die gewünschten Gegenstände zu produzieren. Und da die 3D-Drucker immer günstiger werden, ist es heute sogar möglich, mit ihnen zu Hause im privaten Bereich kleinere Gegenstände selbst zu produzieren.

Warum sind 3D-Drucker ideal für die Herstellung von Brillengestellen geeignet?

Bislang wurden Brillengestelle fast immer in Großserie hergestellt. Sie mussten sich also den verschiedenen Gesichtsformen, Größen, Augenabständen etc. mehr oder weniger gut anpassen, da sie nicht individuell auf den Träger zugeschnitten werden konnten. Falls doch, war dies eine äußerst zeit- und kostenintensive Angelegenheit, die der Brillenträger fast immer selbst finanzieren musste, da die Krankenkassen hierfür die Kosten nicht übernehmen.

Mit der 3D-Druckertechnik wird es zukünftig viel einfacher werden, Brillenfassungen individuell nach Maß zu produzieren, unter Umständen direkt beim Optiker im Geschäft. Dazu muss zunächst das Gesicht des Brillenträgers vermessen werden. Hierfür verwendet man moderne Scanner, die das Gesicht des Menschen viel genauer vermessen können, als dies mit herkömmlichen, mechanischen Methoden der Fall wäre. Anschließend werden die gemessenen Daten einfach in das Computerprogramm eingegeben, dieses errechnet dann selbstständig die entsprechenden Maße für das Brillengestell. Danach kann der eigentliche Produktionsprozess beginnen, welcher mit einem leistungsstarken 3D-Drucker nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nimmt – abhängig vom Material und der Komplexität des Brillengestells.

Die Individualisierungsmöglichkeiten sind grenzenlos!

Nicht nur komplette Brillengestelle nach Maß können durch die 3D-Druckertechnologie schnell und effizient hergestellt werden, mit ihr lassen sich auch standardisierte Brillengestelle entsprechend individualisieren. Derzeit sind die ersten Hersteller dabei, eigene Apps auf den Markt zu bringen, mit denen der Kunde sich aus einer Art Baukasten sein eigenes Brillengestell entwerfen kann. So können beispielsweise vorgefertigte Brillenrahmen mit individuellen Bügeln kombiniert werden. Die Bügel selbst lassen sich wiederum mit individuellen Schriftzügen – zum Beispiel mit dem Namen des Trägers – versehen, so dass daraus ein absolutes Unikat entsteht.

Auch der Mix aus verschiedenen Materialien ist für einen leistungsfähige 3D-Drucker kein Problem. So können beispielsweise modische Brillengestelle für Herren aus Kunststoff mit angenehm zu tragenden Aluminiumbügeln oder solchen aus Titan kombiniert werden.

In Zukunft könnte es also so sein, dass Sie Ihre Brille direkt beim Optiker vor Ort herstellen lassen. Hierzu lässt der Kunde beim Optiker zunächst die Vermessung seines Gesichts vornehmen. Mit diesen Daten kann er sich dann seine Brille direkt im Anschluss „ausdrucken“ lassen, ohne lästige Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Und da die Optiker zukünftig auf die Herstellung solcher Brillen spezialisiert sein können und über die neueste Technik verfügen, mit der sie entsprechend rationell arbeiten können, sinkt auch der Preis. Eine individuell zugeschnittene Brille muss also nicht mehr teurer sein als ein normales „Kassengestell“.

Fazit: Die Brille der Zukunft kommt aus dem 3D-Drucker!

Experten sind sich sicher: Bezüglich der Herstellung von Brillen und insbesondere Brillengestellen stehen wir derzeit vor einer der größten technischen Revolutionen. Zukünftig werden sich nicht nur Brillengläser dank neuartiger Produktionsverfahren perfekt an die Bedürfnisse des Trägers anpassen lassen, sondern auch die Brillengestelle. Möglich wird das alles durch die neuartigen 3D-Drucker. Mit ihnen lässt sich jede Brille so individuell erstellen wie ihr Träger, ohne dass dafür aufwändige und teure Vorbereitungsmaßnahmen wie etwa der Bau von Werkzeugen, Formen etc. notwendig sind. Kunden in der Weser-Region können sich darauf freuen!

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