Leiter der Polizei Wildeshausen Nils Wiebusch, Leiter der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch Wilfried Grieme und Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Oliver Lenz (v. li.) präsentierten die Kriminalstatistik 2023. Foto: Konrad
Kriminalstatistik

Acht aufgeklärte Tötungsdelikte

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Kriminalstatistik 2023 vorgestellt / Mehr Fälle von häuslicher Gewalt

Die Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch ist auf einer Fläche von 1.925 Quadratkilometern für 301.866 Einwohner verantwortlich. „Bei der Gesamtkriminalität ist ein leichter Anstieg von 460 Fällen zu verzeichnen gewesen, auf nunmehr 16.114 Fälle. Gleichzeitig ist aber auch die Aufklärungsquote gestiegen“, fasst der Leiter der Polizeiinspektion, Wilfried Grieme, zusammen. Die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich können sich laut Grieme weiterhin sicher fühlen. „Die in der jüngeren Vergangenheit geführte Diskussion über eine schwindende subjektive Sicherheit verstehen wir als klaren Auftrag, die oben aufgeführten Werte weiter zu verbessern“, sagt Grieme.

Im Laufe des vergangenen Jahres hat es Fälle gegeben, die dieses Sicherheitsgefühl erschüttert hätten. „Die einzelnen Vorkommnisse haben im sozialen und nicht im öffentlichen Nahbereich stattgefunden“, versichert der Leiter der hiesigen Polizeiinspektion.

Ermittlungserfolge für die Kriminalbeamten

In 2023 gab es acht Tötungsdelikte, allesamt sind aufgeklärt. Besonders öffentlichkeitswirksam waren die Beziehungstaten. Im Februar wurde eine Autofahrerin an der Moltkestraße von ihrem Ex-Mann angeschossen. „Im April gab es den Fall vor dem Finanzamt, bei dem ein Tötungsversuch stattgefunden hat, und im Juni war die Mordkommission an der Düsternortstraße beschäftigt“, fasst Kriminalhauptkommissar Oliver Lenz zusammen. Dort hat ein 28-Jähriger seine Großmutter ermordet. Weitere Fälle fanden im September und Oktober statt.

Ein Fall, der nicht in der Statistik für das vergangene Jahr erfasst ist, aber in die Statistik 2024 eingehen wird, ist das Tötungsdelikt am Ziethenweg. „Der Täter ist mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit bei Dunkelheit durch eine 30er-Zone gefahren. Dadurch wurde ein Mann getötet, der zu seinem Auto gehen wollte“, so Lenz. Der Fahrer habe billigend in Kauf genommen, dass jemand durch die Geschwindigkeitsübertretung zu Tode kommen könnte. Da sich dieser ins Ausland abgesetzt hat, kann er derzeit nicht festgenommen werden und der Fall ruht.

Häufiger Einsatz des Messers

Ein leichter Anstieg ist bei den Rohheitsdelikten zu erkennen. Waren es 2022 noch 709 Fälle, so stieg diese Zahl in 2023 auf 780 an. Fast jede dieser Taten, genauer gesagt 90,13 Prozent, wurde aufgeklärt. Den Deliktsanstieg sieht Lenz darin begründet, dass seit 2021 auch die Androhung von körperlicher Unversehrtheit ein Vergehen darstellt.

Das Messer als Waffe wurde im vergangenen Jahr 39 Mal benutzt und spielt laut Lenz eine zunehmend große Rolle. Während es früher Waffenverbotszonen gab, eine am Bahnhof und eine im Wollepark, gibt es heute keine punktuellen Brennpunkte mehr. „Falls sich dies ändert, können solche Zonen wieder eingerichtet werden“, versichert Grieme. Es sei allerdings positiv zu bewerten, dass es derartige Ballungsräume derzeit nicht gibt.

Mehr Anzeigen im Bereich häusliche Gewalt

Ebenfalls gestiegen sind die Fallzahlen der häuslichen Gewalt. „2021 hat es eine Definitionserweiterung gegeben. Seitdem ist kein gemeinsamer Haushalt mehr nötig und neben der physischen zählt auch die psychische Gewalt dazu“, erklärt Lenz. Sowohl die innerfamiliäre, als auch die partnerschaftliche Gewalt wird unter dem Begriff der häuslichen Gewalt gebündelt. In 2023 wurden 325 Fälle zur Anzeige gebracht, davon waren 238 Opfer weiblich und 66 Opfer männlich. Die Fallzahl innerhalb der Familie liegt bei 64 gegenüber 224 innerhalb einer Partnerschaft. „Das Dunkelfeld ist wesentlich höher“, ist sich Lenz sicher. Dennoch sieht er die angestiegenen Fallzahlen als Erfolg, da dies ein Ausdruck dafür sei, dass sich besonders Frauen öfter trauen für sich selbst einzustehen. „Es gibt viele Tötungsdelikte aus dem Bereich der Beziehung. Diese finden ihren Ursprung oft in der häuslichen Gewalt“, beschreibt Grieme. Frühzeitiges Erkennen der Gefahrenlage vor einem Femizid sei ein wichtiges Ziel für die Polizei. Diese bemerke jedoch oft, dass die Frauen in die gewalttätige Beziehung zurückkehren.

In der Kinder- und Jugendkriminalität spiele der sogenannte „Corona-Nachholeffekt“ eine Rolle. Während die Zahlen in 2020/ 21 bei 263/262 Taten lagen, erreichten sie in 2023 390.

Interessierte können sich die Kriminalstatistik online ansehen.

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