Seit 2006 zeichnet der Museumsverband Niedersachsen und Bremen (MVNB) besonders qualitative Museumsarbeit aus. Das Nordwestdeutsche Museum für Industriekultur erhielt die Plakette, die für sieben Jahre vergeben wird, erstmals 2017 – und konnte sie jetzt erfolgreich bis 2030 verlängern. Gemeinsam mit sechs weiteren niedersächsischen Museen wurde das Nordwollemuseum am vergangenen Donnerstag bei der Preisverleihung in der Turbinenhalle ausgezeichnet. Es war der gelungene Auftakt der Jahrestagung, die der MVBN vom 7. bis 9. März im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur abgehalten hat. Dessen Leiter Dr. Carsten Jöhnk freute sich mit seinem Team sichtlich über den Preis, der noch einmal „von außen“ zeige, was korrigiert werden solle. Während des Bewerbungsprozesses habe man sich intensiver mit den Stärken und Schwächen des Hauses beschäfigt. Nach der ersten Gütesiegel-Verleihung entwickelten die Museen auf der Nordwolle einen Masterplan für die Neuausrichtung des Stadt- und Fabrikmuseums, unter anderem mit einer Überarbeitung der Abteilung zum Produktionsablauf.
Dr. Rolf Wiese, Vorsitzender des MVBN, lobte das Nordwestdeutsche Museum für Industriekultur als „gut aufgestelltes regionales Stadtmuseum“. Die Museumslandschaft stehe nicht still. Die digitale Transformation, der demographische Wandel oder die drängenden Anforderungen zu mehr Nachhaltigkeit stellen laut Wiese neue Anforderungen an die Arbeit im Ausstellungsbereich. Dieser Wandel werde bereits mit der Zertifizierung mit dem Museumsgütesigel berücksichtigt.
Wie Jöhnk erklärte auch Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, dass das Siegel einen guten Prozess darstelle, um sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen. Zugleich sei es eine Anerkennung für das große Engagement des Personals.
Keine „verstaubten Einrichtungen“
Museen stünden in der Verantwortung, das Bewahren des kulturellen Erbes und den Blick nach vorn in Einklang zu bringen. Sie seien Orte der Bildung, der Begegnung und des Wissensaustausches und damit Grundpfeiler einer vielfältigen Kulturlandschaft.
Dass Museen längst nicht mehr als „verstaubte Einrichtungen“ gelten, machte die Bremer Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz klar. Sie seien „aufklärerisches Instrument“ und stünden für Authentizität. Die engagierte Arbeit der Museen schaffe einen Zugang zu Themen auf eine Art und Weise, die die Menschen auch berührt.
Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, sah das Gütesiegel als wertvolles Instrument, um die Weiterentwicklung der Museen zu unterstützen. Es sei kein „kurzes Applausding“.
Die Sparkassenstiftung fördert kulturelle Projekte und engagiert sich in den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Denkmalpflege und Museen. Janssen appellierte an die etwa 100 Anwesenden in der Turbinenhalle, als Botschafter auch für andere Häuser aufzutreten – einschließlich kleinere im ländlichen Raum. Infos zu Fördermöglichkeiten gibt es auf nsks.de oder lzo-regionalstiftung.com.
Mit dem Verfahren zur Zertifizierung für das Gütesiegel möchte der Museumsverband eigenen Angaben zufolge die Museen im Land – nicht zuletzt auch die kleinen und ehrenamtlich geführten Häuser – dabei unterstützen, ihre Arbeit umfassend zu analysieren, zu verbessern und zu profilieren. Die Einrichtungen sollen in ihrer Fähigkeit gestärkt werden, die immer anspruchsvoller werdende Museumsarbeit und die damit verbundenen Herausforderungen zielgerichtet zu gestalten und zu bewältigen. Neben dem Delmenhorster Museum erhielten folgende Häuser die Auszeichnung: HöhlenErlebnisZentrum, Iberger Tropfsteinhöhle – Bad Grund, Bomann-Museum Celle und Residenzmuseum im Celler Schloss, KinotechnikMuseum Löningen, Ostfriesisches Teemuseum Norden, Museumsquartier Osnabrück und Barkenhoff / Heinrich-Vogeler-Museum Worpswede.