Seit 2022 ist die Gemeinde Ganderkesee Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen (AGFK) und strebt die Zertifizierung „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ an. Es ist eine von fünf Maßnahmen aus einem Klimaschutz-Workshop. Eins ist klar: Die Gemeinde braucht einen langen Atem bis zum Ziel. „Der Prozess dauert Jahre“, erklärte der Ganderkeseer Klimaschutzmanager Lars Gremlowski zum aktuellen Sachstand in dieser Woche im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität. Viele der Fragen aus dem Fragenkatalog seien auch nicht leicht zu beantworten. Bis Ende 2027 soll dann endlich die Ziellinie erreicht sein.
Bessere Bedingungen für Radfahrende
Zu den gesetzten Schwerpunkten zählen unter anderem eine Erhöhung des Radverkehrsanteils, eine Verbesserung der Radwegeinfrastruktur mit dem Ausbau von Radwegen sowie mit Fahrradstraßen, -schnellwegen und -zonen, eine Imagekampagne und Optimierungen für Pendler. Um eine Zertifizierung zu erreichen, sind Kriterien aus sechs Bewertungsblöcken zu erfüllen, die wiederum unterschiedlich gewichtet sind. Die größte Bedeutung wird der Infrastruktur zugeschrieben (35 Prozent), gefolgt von Fahrradklima (20 Prozent), Verkehrssicherheitsarbeit (15 Prozent) sowie „strategische Grundlagen“, „Berufsradverkehr“ und „Fahrradtourismus & Freizeitradverkehr“ (jeweils 10 Prozent).
Einige Maßnahmen konnte die Gemeinde bereits umsetzen. Abschließbare Fahrradabstellanlagen an allen Bahnhöfen, ein E-Bike-Ladeschrank auf dem Marktplatz, der Neubau des Radwegs Ohe oder auch die Installation von Beleuchtung am Fahrener Weg gehören dazu. Auch Veranstaltungen wie die Cargobike-Roadshow, Fahrsicherheitstrainings mit dem Schwerpunkt E-Bikes oder die Teilnahme am Stadtradeln wurden umgesetzt.
Der Haushaltsplan 2024 sieht unter anderem Mittel für die Sanierung der Geh- und Radwege, den Radweg Trendelbuscher Weg und eine Ampel am Knotenpunkt Grüppenbührener Straße / Wittekindstraße vor.
Prüfung einer neuen Busverbindung
Doch nicht nur der Radverkehr soll verstärkt im Fokus stehen, sondern auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Im Februar 2022 hatte die SPD-Fraktion einen Antrag gestellt, damit die Verwaltung gemeinsam mit der Stadt Delmenhorst mögliche neue Busverbindungen zwischen der Gemeinde und der Nachbarstadt prüft. Die CDU-Fraktion beantragte im Oktober 2023 eine ÖPNV-Offensive für Ganderkesee. „Innerhalb des Landkreises Oldenburg bietet die Gemeinde Ganderkesee mit ihrer Mischung aus ‚vorstädtischen Siedlungen‘, Ortskernen und ländlichen Gebieten auf überschaubarem Raum beste Voraussetzungen, um innovative Lösungen auf kleiner Ebene zu erproben und weiterzuentwickeln“, heißt es in dem Antrag.
Das Etablieren von neuen Buslinien erklärte Sabine Finke, Fachdienstleiterin Straßen und Verkehr, aufgrund von Personalmangel für unrealistisch. Auch seien die zu erwartenden Fahrgastzahlen zu gering. Stattdessen wird eine Ausweitung von bestehenden Buslinien auch mit Anbindung an das Delme Klinikum Delmenhorst anvisiert. Bis zum Sommer sollen Musterfahrpläne entwickelt werden.
On-Demand-Verkehr
Ebenfalls prüfte der Fachdienst Möglichkeiten für bedarfsorientiere Angebote. Für einen sogenannten On-Demand-Verkehr, bei dem Fahrgäste per App oder telefonisch Fahrten buchen und individuell abgeholt werden, sei die Nutzerzahl zu gering, zudem laufe die Förderung nach drei Jahren aus. Vielmehr werde der Landkreis nun die Option eines Anruf-Linien-Taxis intensiver prüfen. Dabei teilt der Fahrgast den Fahrtenwunsch etwa 60 Minuten vor der angegebenen Abfahrtzeit auf dem Fahrplan telefonisch mit. Es werden nur Bahn- oder ÖPNV-Haltestelle angesteuert; ein ÖPNV-Ticket reicht.