Die Tradition der Freisprechung hat seinen Ursprung im Mittelalter. Damals gehörte der Lehrling im Rahmen seiner Lehrzeit zur Familie des Lehrmeisters. Am Ende der Lehrzeit wurde der Lehrling vom Meister losgesprochen. Mit der Freisprechung erhielt der nun neue Geselle den ersten Lohn und wurde ins Gesellenbuch der Zunft eingetragen. Das Ritual der Freisprechung ist auch heute noch aktuell. Vollzogen hat sie in diesem Jahr wieder Diedrich Höyns, der Bremervörder Kreishandwerksmeister und Vorsitzender Vorstand der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser. „Nach altem deutschen Handwerkerbrauch spreche ich Euch nunmehr frei. Ich spreche Euch los von den Verpflichtungen, die Ihr in Eurer Lehrzeit übernommen habt und erkläre in aller Öffentlichkeit, dass ihr rechtschaffende Handwerksgesellinnen und -gesellen Eures Berufstandes seid“, sagte Höyns.
128 haben bestanden
Jan Peter Halves, einer der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, rief gruppenweise die insgesamt 128 Auszubildenden, die ihre Prüfung bestanden haben, auf die Bühne der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck. Dort erhielten sie aus den Händen der jeweiligen Innungsmeister und Lehrlingswarte nicht nur die begehrten Gesellenbriefe, sondern auch einen riesigen Applaus der zahlreich vertretenen Eltern, Geschwister, Freunde und anderer Angehöriger. 20 Azubis haben ihre Gesellenprüfungen als Innungsbeste mit Bestnoten bestanden. Diese Gesellinnen und Gesellen durften sich zusätzlich über eine Prämie der Volksbank und ein Geschenk der jeweiligen Innung freuen.
Neue Freiheiten und Verantwortungen
Die diesjährige Festansprache hielt Oberstudiendirektorin Daniela Thies, die Schulleiterin der Berufsbildenden Schule Osterholz-Scharmbeck. „Liebe junge Gesellinnen und Gesellen des Handwerks. Ich gratuliere ihnen recht herzlich zur bestandenen Prüfung und dazu, dass sie sich für eine handwerkliche Ausbildung entschieden haben. Wenn sie heute durch die Tür dieser Stadthalle hinausgehen, dann gehen sie in einen neuen Lebensabschnitt, der ihnen neue Freiheiten bietet aber auch neue Verantwortungen mit sich bringt.“
Später zitierte sie den Physiker und Philosophen Carl-Friedrich von Weizsäcker mit den Worten: “Freiheit ist ein Gut, das mit seinem Gebrauch wächst, mit dem Nichtgebrauch jedoch dahinschwindet“ und sagte zu den jungen Menschen im Saal: „Jetzt ist ihr Moment der Entscheidung gekommen, wie sie von ihrer neuen Freiheit Gebrauch machen möchten.“