Seine exzentrischen architektonischen Schöpfungen prägen bis heute den Künstlerort Worpswede sowie die Böttcherstraße in Bremen. Der bis heute stark umstrittene Bildhauer, Kunsthandwerker, Maler und Architekt Bernhard Hoetger wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Die Worpsweder Museen nehmen dies zum Anlass, sich dem zu Lebzeiten gefeierten und durch spätere Sympathien zu den Nationalsozialisten umstrittenen Künstler kritisch zu widmen. Am 18. März eröffneten Jubiläumsausstellungen mit Werken der „ortsprägenden Gestalt“. Im Mai wird ein Film mit dem Titel „Bernhard Hoetger: Vom Aufstieg und Fall eines Künstlers“ der Bremer Produktionsfirma Kinescope in die Kinos kommen, der ab Juli auch in der Ausstellung zu sehen sein wird.
Was wo zu sehen ist
„In den unsicheren 1920er Jahren suchte Hoetger nach Orientierung“, angesichts der heutigen gesellschaftspolitischen Lage, in der ebenfalls nach Orientierung gesucht werde, sei Hoetger aktueller denn je, sagte Beate Arnold, künstlerische Leiterin vom Barkenhoff und der Großen Kunstschau. Der Barkenhof präsentiert erstaunliche Parallelen zwischen Heinrich Vogeler und Bernhard Hoetger, zum Beispiel stilistische Ähnlichkeiten. Hier werden Übereinstimmungen und Gegensätze im Werk beider Künstler während ihrer Zeit in Worpswede (1914 sowie 1918 bis 1923) dargestellt, „das ist Anliegen dieser Ausstellung“, erklärte die Kuratorin Dagmar Kronenberger-Hüffer.
In der Großen Kunstschau lautet das Motto „Licht und Schatten“ der Jubiläumsausstellung. Hier wird die Persönlichkeit Hoetgers durch Licht- und Schattenseiten seines Lebens und Wirkens vielfältig beleuchtet. „Aktuelle Brisanz“ sah Kurator Stefan Borchert im Lebensweg und den Werken des Künstlers, „gerade wieder heute, wo wir wieder mit autoritären Regimen zu tun haben“, so Borchert.
In der Worpsweder Kunsthalle lautet der Titel der Ausstellung „Impulsgeber Hoetger?“ Sie widmet sich dem malerischen Schaffen Hoetgers und untersucht im Vergleich zu seinen Zeitgenossen und Freunden, wie Willy Dammasch, Albert Schiestl-Arding, Bram van Velde und Alfred Kollmar die Entwicklung der expressionistischen Malerei in den 1920er Jahren in Worpswede, erklärte die Kuratorin Cornelia Hagenah.
Zum Film über den Aufstieg und Fall des Künstlers erklärte die Regisseurin Gabriele Rose, dass Hoetger bis 1935 keine klare Struktur für sein Schaffen hatte. Der Film zeige ihn aus künstlerischer und politischer Sicht, wo es hinführte, welche Ideen entstanden: Hoetger begeisterte sich für die Ideologien der Nationalsozialisten. Der Film beleuchte alle Seiten des Künstlers, so die Regisseurin, „nur so ist sein Handeln heute zu verstehen, es gibt nicht nur das eine Bild.“