Die Preisträger Jörg und Ute Delecate (Tutima Uhrenfabrik, 2. und 3. v. l.) und Andreas Lange (K-Nord, 3. v. r.) mit Minister Olaf Lies (l.), Bürgermeister Ralf Wessel und Wirtschaftsförderin Christa Linnemann. Foto: Konczak
Wirtschaftsempfang

Unternehmenspreis für K-Nord und Tutima

Von
Beim Ganderkeseer Wirtschaftsempfang sind K-Nord und Tutima ausgezeichnet worden. Minister Lies war zu Gast.

Der Umweltdienstleister K-Nord und der Uhrenhersteller Tutima sind beim Ganderkeseer Wirtschaftsempfang am Mittwochabend mit dem Unternehmenspreis 2024 ausgezeichnet worden.
Nach der Insolvenz von Umweltschutz Nord startete Andreas Lange gemeinsam mit zwei Mitgesellschaftern 2003 das Unternehmen K-Nord GmbH, das die Bereiche Lärmschutz, Entsorgung und Logistik bedient. In rund 20 Jahren verdreifachte sich die Zahl der Beschäftigten von 35 auf 105. „Dabei zeichnet es Sie besonders aus, dass für Sie nicht nur Wachstum zählt, sondern auch der soziale Aspekt im Unternehmen prägend ist“, erklärte Bürgermeister Ralf Wessel. Sechs Menschen mit Behinderung sind bei K-Nord tätig, das Unternehmen bildet auch aus. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb strebe K-Nord zudem die bestmögliche Rückgewinnung von Rohstoffen und eine Steigerung der Recyclingquote an. Neben dem Einsatz für die Entwicklung der Region stellte Wessel auch die Hilfsgütersammlungen von K-Nord für die Ukraine heraus.
Die Tutima Uhrenfabrik ist Weltmarktführer im Bereich der Titan-Uhren mit Ursprung in Glashütte im Jahr 1927. Ab 1951 fand die Uhrenfabrikation in den Räumen des heutigen RUZ Hollen statt. „Tutima von tutus lateinisch ‚sicher, haltbar, belastbar‘ erweist sich als Erfolg“, so Wessel. Zu diesen Erfolgen zählen unter anderem eine offizielle Dienstuhr der Luftwaffenpiloten und Tutima-Uhren als Standard-Equipment für NATO-Piloten. Heute zählt Tutima 90 Beschäftigte, von denen 55 in Ganderkesee am Trendelbuscher Weg tätig sind. Die übrigen 35 sind in Glashütte mit der Uhrenfertigung befasst. Drei Azubis gibt es derzeit. Tutima exportiert weltweit in mehr als 25 Länder.

Wirtschaftsminister Lies als Gastredner

Die Gesellschaft steht vor Veränderungen. Das ist vielerorts in den aktuellen Zeiten zu hören. So auch beim Ganderkeseer Wirtschaftsempfang, zu dem die Gemeinde ins Rathaus eingeladen hatte. Jene Veränderungen und den Aufruf, Dinge anzugehen, auch wenn sie erst einmal Angst verursachen, machte Gastredner Olaf Lies (SPD) dann auch zum roten Faden.
Frei und locker sprach Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung den 200 geladenen Gästen Mut für die Zukunft zu. „Wir stehen vor Veränderungen. Aber die Diskussionen erwecken den Anschein, als stünden wir dem Untergang nahe. Dem ist nicht so.“ Die Angst vor Veränderung führe oft zu irrationalem Verhalten. Lies räumte jedoch auch ein, dass ein „gesundes Maß an Orientierung und Verlässlichkeit“ fehle und nahm die Politik in die Pflicht, Sicherheit zu schaffen und vor allem auch die Kommunikation mit der Bevölkerung zu stärken und zu verbessern. „Politik ist eine Blase“, so der Minister, sie sei nicht in der Lage, die Menschen dort zu erreichen, wo sie auch sind.

 

Gastredner Olaf Lies (SPD) machte den Anwesenden Mut für die Zukunft. Fotos: Konczak

Gastredner Olaf Lies (SPD) machte den Anwesenden Mut für die Zukunft. Foto: Konczak

Keine Angst für Veränderungen

Konkret ging Lies auf die Themen Energie, Breitbandausbau, Künstliche Intelligenz (KI) und Fachkräfte ein. Die Energiewende sei die einzige Chance, unabhängige und bezahlbare Energie zu gewinnen. Ein Strompreis von unter vier Cent sei möglich, auch ein Konzept wie Energy Sharing (das Teilen gemeinschaftlich erzeugter Energie) senke die Preise. Künstliche Intelligenz sieht der Wirtschaftsminister als „große Chance“, die „phänomenale Möglichkeiten“ biete; zudem ermunterte er dazu, etwa bei Genehmigungsverfahren auf die Behörden zu vertrauen und mutig zu sein.
Hinsichtlich der Fachkräfte betonte Lies den „Riesenwert“ einer dualen Ausbildung, auf deren Fundament man aufbauen könne. An die anwesenden Unternehmer appellierte er, dem Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, in die Betriebe hineinzuschnuppern, denn es gebe noch viel ungenutztes Potenzial. Auch zugewanderte Menschen müsse man im Sinne der Integration schnell in Arbeit bringen, auch wenn sie noch keine perfekten Sprachkenntnisse haben. „Wir müssen mehr Zuversicht in die Gesellschaft bringen“, erklärte der Sozialdemokrat abschließend. Auch wenn es, gab er zu, derzeit viele Veränderungen in sehr kurzer Zeit gebe.
Optimismus konnte auch Bürgermeister Ralf Wessel verbreiten, der einige beeindruckende Zahlen aus der Ganderkeseer Wirtschaft präsentierte. Mehr als 2.400 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen hätten ihren Standort in der Gemeinde, 755 davon seien zugleich Arbeitgeber. Etwa 10.000 Menschen sind dort laut Wessel aktuell sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Damit ist die Zahl der Arbeitsplätze innerhalb der vergangenen zehn Jahre um fast ein Drittel angestiegen. Das ist sehr beeindruckend. Auch die Zahl der Arbeitgeber ist im selben Zeitraum um gut 30 gewachsen“, so der Bürgermeister. Ebenso freue ihn besonders, dass ein Drittel der Belegschaft aus der Gemeinde stamme. Im Bereich der Ausbildung sei nahezu jede vierte Lehrstelle im Landkreis Oldenburg in einem Ganderkeseer Betrieb zu finden.

Steigende Gewerbesteuereinnahmen

Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer bei der Gemeinde hätten sich in den vergangenen zehn Jahren zwar schwankend, aber im Trend deutlich aufwärts bewegt. 2023 wurde nach Wessels Angaben etwa das 1,8-Fache des Jahres 2014 eingenommen. Von 100.000 Euro mehr Gewerbesteuereinzahlungen würden bei der Gemeinde noch rund 17.000 Euro verbleiben – 17 Prozent. „Das zeigt aber auch“, so Wessel in Richtung von Minister Lies, „dass eine Erhöhung dieser Quote die Leistungsfähigkeit der Kommunen deutlich verbessern könnte – angesichts der vielfältigen Aufgaben, die zusätzlich zu erledigen sind.“

 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner