Maurice Kaulicke und Hendrik Schnier (beide Inkoop) erklären Holger Antz und Jessica Slopinski (beide Arbeitgeberservice) wie Regale eingeräumt werden (von links). Eine Tätigkeit, die auch die ukrainischen Mitarbeiterinnen ausführen. Foto: Lehner
Job-Turbo

Soziale Verantwortung übernehmen

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Inkoop-Verbrauchermärkte und Arbeitgeberservice starten Modellprojekt, um Ukrainer in Arbeit zu bringen

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und dem sich anschließenden und anhaltenden Kriegsgeschehen haben über eine Million Menschen aus der Ukraine in Deutschland Schutz gefunden und müssen sich in einer neuen Heimat mindestens auf Zeit zurechtfinden. Auch in Delmenhorst fanden viele Menschen einen sicheren Hafen. Neben vielen anderen Herausforderungen stellt sich für sie die Frage, wie in der neuen Situation der Lebensunterhalt gedeckt werden kann.

Inkoop geht auf Arbeitsagentur und Jobcenter zu

Hier kommt Maurice Kaulicke, Personalleiter bei der regionalen Verbrauchermarktkette Inkoop, ins Spiel. Er kontaktierte „aus einer spontanen Idee heraus“ den gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenter Delmenhorst, um Ukrainern den Weg ins Berufsleben zu ermöglichen. „Soziale Verantwortung übernehmen, das ist das, was Inkoop schon immer ausgezeichnet hat“, sagt Kaulicke. Aktuellen Personalmangel habe Inkoop nicht, dennoch könne man stets Mitarbeiter gebrauchen.

Gestartet ist die Aktion Anfang März mit einer Informationsveranstaltung im Jobcenter, an der 50 Personen teilnahmen. 20 von ihnen nutzten im Anschluss das Angebot, sich den Inkoop-Markt an der Schönemoorer Straße anzuschauen. In dieser Pilot-Filiale absolvierten fünf geflüchtete Ukrainerinnen ein zweiwöchiges Praktikum; zwei von ihnen wurden im Anschluss als Teilzeitkräfte eingestellt.

Zwei Ukrainerinnen auf Teilzeit eingestellt

In Zukunft sollen weitere Inkoop-Filialien an der Aktion beteiligt werden. Allerdings nur solche, in denen Mitarbeiter arbeiten, die über ukrainische beziehungsweise russische Sprachkenntnisse verfügen. Diese Strategie hat sich als erfolgreich erwiesen.

„Die soziale Integration in die neue Umgebung ist ein wichtiger Faktor für das individuelle Wohlbefinden. Um die in Delmenhorst lebenden geflüchteten Menschen zu integrieren, bedarf es neben Sprachkursen und der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen, der Unterstützung durch Arbeitgeber“, betont Jessica Slopinski vom Arbeitgeberservice. Auch sie und ihre Kollegen fühlen sich für die Arbeitnehmer weiterhin zuständig, stehen für Gespräche bereit, vermitteln sie zum Beispiel in weiterführende Sprachkurse oder unterstützen sie finanziell. Slopinski hofft, dass weitere Unternehmen dem Beispiel von Inkoop folgen, um Integration im Berufsalltag zu ermöglichen.

Reguläres Schichtsystem überprüft und flexibel um Sonderschichten erweitert

Dafür bedarf es aber nicht nur einer engen Betreuung durch den Filialleiter und weiterer Mitarbeiter sowie dem Interesse und der Motivation potentieller Bewerber, sondern auch Flexibilität in der Personalabteilung. Letztere Problematik betreffe alle alleinerziehenden Eltern, denn die Betreuungszeiten und die Arbeitszeiten passen selten zusammen. „Wir haben unser reguläres Schichtsystem überprüft und flexibel um Sonderschichten erweitert“, sagt Kaulicke. Dieser Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde im vergangenen Jahr von Edeka gewürdigt. Die inhabergeführten Inkoop-Märkte gehören zur Edeka-Gruppe Minden-Hannover.

Im Rahmen der Auditierung wurden die bestehenden Angebote von unabhängiger Seite begutachtet, aber auch weiterführende Ziele einer familienbewussten Personalpolitik definiert. „Jeder Mensch und jede Arbeitssituation ist individuell, so dass man immer offen und flexibel bleiben muss“, betont Kaulicke.

Um Nachwuchs zu gewinnen, arbeitet der Verbrauchermarkt auch mit verschiedenen Bildungsträgern und allen Standorten der Delme-Werkstätten zusammen. „Außerdem haben wir insgesamt 65 Lehrlinge. Wir stellen jedes Jahr 25 neue Auszubildende ein“, erzählt der Personalchef von Inkoop.

Infos zum „Job-Turbo“

Die Beschleunigung der Integration von Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt und das trotz und mit gegebenenfalls vorliegenden Sprachhemmnissen ist ein Ziel, was die Bundesregierung mit dem Aktionsplan „Job-Turbo“ erreichen möchte. Informationen über mögliche Förderungen, um Arbeitskräfte in Beschäftigung zu integrieren, erhalten Arbeitgeber bei Jessica Slopinski, Telefon 04221/980078.

Um schnell um unkompliziert mögliche Arbeitsangebote zu finden, hat das Jobcenter außerdem einen Hashtag mit Namen „welcome“ möglich gemacht: Mit der Eingabe von „#welcome“ – direkt in der Suchleiste der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit können Suchende direkt für sie passende Stellen finden.

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