Seit 2011 ist das Wasserwerk „An den Graften“ nicht mehr im Betrieb. Foto: Konczak
Geschichte

Versorgung mit Trinkwasser

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Ein Wasserwerk für Delmenhorst

Erich Koch-Weser wird am 25. Mai 1928 der erste Ehrenbürger der Stadt Delmenhorst. Er wird 1901 im Alter von 26 Jahren zum Bürgermeister der Stadt gewählt und behält das Amt bis ins Jahr 1909. Es ist im Wesentlichen sein Verdienst, dass Delmenhorst 1903 zur Stadt erster Klasse erhoben wird. Auch die Rathausanlage entsteht auf seine Initiative. Darüber hinaus setzt er sich für den Bau eines Wasserwerks und des Wasserturms ein.

Bau der ersten Brunnen

Aufgrund des Bevölkerungszuwachses durch die Industrialisierung in der Stadt benötigt Delmenhorst eine hygienische und dauerhafte Wasserversorgung. Grundwasser wird in ausreichender Menge in den Graftanlagen gefunden. Dort soll ein städtisches Wasserwerk entstehen. 1909 wird das Wasserwerk „An den Graften“ eröffnet. Die ersten Brunnen befinden sich im näheren Umkreis des Wasserwerks in Richtung des heutigen Parkplatzes an den Graftwiesen. Später verlegt man die Brunnen in die Außengraft (Wiekhorner Wiesen).

1909 wurde das Wasserwerk „An den Graften“ in Betrieb genommen. Foto von der Baustelle. Fotos: Stadtarchiv

Doch erst im Jahr 1910 beginnt die Trinkwasserversorgung in Delmenhorst offiziell. Grund ist die Fertigstellung des 44 Meter hohen Wasserturms. Mit einer Kapazität von fast 500 Kubikmetern dient der Turm als Druckgeber und Speicher für die Wasserversorgung der Stadt. Nun kann Grundwasser in ausreichender Menge aufbereitet, gefiltert und gespeichert werden und mit dem notwendigen Druck in die Haushalte fließen.

Aufwendig gefiltertes Trinkwasser

Im Jahr 1925 versorgt das Wasserwerk bereits rund 1.600 Haushalte mit Trinkwasser. Da das Grundwasser in der Graft hohe Konzentrationen von Eisen und Magan aufweist, muss es aufwendig gefiltert und aufbereitet werden.

In der Nachkriegszeit wächst die Bevölkerung rasant an. 1950 leben rund 57.300 Personen in Delmenhorst. Um die Trinkwasserversorgung aufrecht halten zu können, muss das Wasserwerk modernisiert werden. Die Dampfmaschinen werden durch Elektromotoren ersetzt. Ein moderner Schwebefilter wird in Betrieb genommen.

Mitte der 1960er Jahre ist der Wasserverbrauch der Delmenhorster so hoch, dass immer deutlich wird, dass das im Wasserwerk „An den Graften“ geförderte Grundwasser nicht ausreicht. Ein zweites Wasserwerk muss her. Anfangs gibt es Überlegungen, es zwischen dem Hasportsee und dem Gebiet des heutigen Autobahndreiecks Hasport zu errichten. Weil man dort jedoch ein Wohn- und Industriegebiet plant, kommt als Standort für das neue Wasserwerk der Stadtteil Annenheide ins Spiel. Im Jahr 1968 werden die ersten Brunnen gebaut. Dieses Wasserwerk wird 1974 in Betrieb genommen.

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1909. Sie zeigt den Bau des Wasserturms

Modernisierung und Schließung

1995 muss das mittlerweile 86 Jahre alte Wasserwerk „An den Graften“ umfangreich modernisiert werden. Drei Jahre später verunreinigt das Hochwasser die Brunnen in der Graft. In der Folge steht eine aufwendige Reinigung und Sanierung der Brunnen an. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wird eine moderne UV-Filteranlage eingebaut. Trotzdem muss das Trinkwasser bis April 2002 gechlort werden.

In den Jahren 2009 und 2010 modernisiert und erweitert die Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD) das Wasserwerk in Annenheide. Ein Jahr später stellt die SWD den Betrieb im über 100 Jahre alten Wasserwerk „An den Graften“ ein. Dadurch wird der Wasserturm in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigt. Der 500 Kubikmeter fassende Tank wird entleert.

Seit 2011 wird das Trinkwasser der Delmenhorster ausschließlich in Annenheide gefördert. Die fehlende Wassermenge kauft man über den Oldenburgisch-​Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) ein. Der Liefervertrag wird 2029 auslaufen. Deshalb soll es bis dahin wieder ein Trinkwasserwerk in den Graftanlagen geben.

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