Bei der im Februar beschnittenen Friedenseiche in Adelheide sind immer noch Schnittspuren zu sehen. Foto: Konczak
Umweltschutz

„Falsch ausgeführte Arbeiten“

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Baum-Sachverständiger kritisiert Pflegeschnitt

„Ich war zu dem Zeitpunkt der Pflegemaßnahme an den Friedenseichen in Schlutter und Adelheide nicht nur Angestellter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV) sondern gehörte mit Kollegen zum absichernden Personal“, teilt Hendrik Wichmann telefonisch mit. Sein Anruf bezieht sich auf den Artikel „Tödliche Pflegemaßnahme?“ vom 12. Mai. Die Eichen, die nach Pflegemaßnahmen Ende Februar radikale Kürzungen ihres Astwerks hinnehmen mussten, stehen an der Ecke Holzkamper Damm / Adelheider Straße beziehungsweise auf dem Kreisel der Wildeshauser Straße in Schlutter.

Hendrik Wichmann stellt sich als staatlich anerkannter Baum-Sachverständiger vor. Er hat seine Stelle bei der NLSTBV zwischenzeitlich gekündigt. Der Vorgang mit den beiden Friedenseichen soll einer der Gründe für den Arbeitsplatzwechsel gewesen sein. „Ich habe mich und mein fachliches Wissen dort nicht mehr wertgeschätzt gefühlt“, nennt er als Begründung.

Ein Baum war bereits krank

Friedenseichen haben einen besonderen Stellenwert. Es handelt sich um Bäume, die ein Ortsbild prägen und schützenswert sind. Da sie häufig an Landstraßen und anderen stark befahrenen Straßen stehen, werden sie regelmäßig auf ihre Standsicherheit und Vitalität überprüft. „Bei einer Überprüfung wurden Totholz und ein leichter Pilzbefall festgestellt“, sagt Wichmann. In der Folge vergab die für die Bäume zuständige Landesbehörde den Auftrag für ein Gutachten extern. Wichmann kritisiert, dass es sich, „bei dem Gutachter und der im Anschluss mit den Pflegemaßnahmen beauftragten Firma um ein und dieselbe Person handelte.“

Kein Verständnis zeigt der Informant für den radikalen Rückschnitt. „Das geht weit über einen Kronenschnitt hinaus“. Es sei üblich, lediglich Totholz aus den Bäumen zu entfernen und Äste, die sich bis zu fünf Meter über dem Boden befinden aus Sicherheitsgründen abzuschneiden. „Das dauert pro Baum in der Regel zwei bis drei Stunden. Bei dem vorliegenden Fall umfasste die Arbeitszeit rund neun Stunden“, kritisiert Wichmann. Darauf und auf die – nach seiner Ansicht falsch ausgeführten – Arbeiten habe er auch seine Vorgesetzten hingewiesen. Dort habe man von der Kritik aber nichts wissen wollen. Nach Rücksprache mit Hendrik Wichmann hat der DELME REPORT seine Kontaktdaten an die Stadt Delmenhorst weitergeleitet. Die Stadt Delmenhorst und die Staatsanwaltschaft Oldenburg stehen aus ermittlungstechnischen Gründen nicht für Gespräche zur Verfügung.

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